Blumen riechen mindert Stress

Bestandteil des Lavendelöls beruhigt Immunstoffe und Genaktivität

Das Inhalieren bestimmter Düfte kann Genaktivität und Innenstoffe des Blutes eines Menschen derart verändern, dass er weniger Stress empfindet. Zu diesem Schluss kommen japanische Wissenschaftler um Akio Nakamura von der Saitama University im Journal of Agricultural and Food Chemistry. Im Versuch mit Ratten konnten sie Stress-reduzierende Mechanismen als Reaktion auf das Einatmen des Aromastoffes Linalool nachweisen. Diese Erkenntnis untermauert bestimmte Wirkungszusammenhänge, die in der Aromatherapie bereits umgesetzt werden.

Die Forscher setzten Ratten unter Stress und ließen einem Teil der Versuchstiere den Aromastoff Linalool inhalieren. Die im Lavendelöl enthaltene Substanz wird in häufig für die emotionale Stresssenkung verwendet. Sie kommt auch in zahlreichen Gewürzpflanzen wie Koriander, Ingwer, Zimt vor und ist Bestandteil vieler ätherischer Öle. Ein Bluttest der so behandelten Ratten zeigte eine Senkung der Neutrophile und Lymphozyten, zwei Immunstoffe deren Erhöhung Stress bewirken, auf ein fast normales Niveau. Daneben stellten die Forscher auch eine verringerte Aktivität von über 100 Genen fest, die bei Stresssituationen übersteuern.

Die Stress-reduzierende Wirkung von Linalool und Linalylacetat, zwei wichtiger Lavendelöl-Bestandteile, hat auch Gerhard Buchbauer, Vizevorstand der österreichischen Gesellschaft für wissenschaftliche Aromatherapie und Aromapflege , in Studien bestätigt. „Linalool baut Stress sowohl bei unmittelbarem Stress als auch bei dessen Abklingphase ab. Das konnte über Speichelcortisol-Messungen auch bei Menschen festgestellt werden“, so der Wiener Pharmazeut gegenüber pressetext. Der Abbau von Stress habe positive Folgewirkungen, wie etwa die Beruhigung und die Förderung des Einschlafens wie auch des allgemeinen psychischen Befindens. „Göttinger Forscher konnten zudem zeigen, dass Volksschulkinder mit hoher Unsicherheit und Hemmung nach Linalool-Inhalierung Gelerntes in Prüfungen besser wiedergeben konnten, während bei Selbstsicheren diese Wirkung nicht eintrat. Die Stressreduktion half somit, die eigenen Leistungen zu erbringen.“

Wer wissenschaftliche Aromatherapie betreiben wolle, müsse sich klar von Esoterik distanzieren und statistische Methoden der Naturwissenschaft anwenden, betont Buchbauer. „Die Wirkung von bestimmten Duftstoffen konnte bisher bei zahlreichen Anwendungen nachgewiesen werden, unter anderem bei psychosomatischen Erkrankungen, beim gesteuerten Selbstmord von Krebszellen oder bei der Senkung von Schmerzempfindlichkeit.“ Duftstoffe adressieren auch das autonome Nervensystem und haben bestimmte antioxidative wie auch antivirale Wirkungen durch das Abdichten von Membranen. Da ätherische Öle die Hautporen öffnen, werden sie zudem als Vehikel für Arzneien verwendet. „Bereits nach ein bis zwei Minuten sind die Inhaltsstoffe im Blutspiegel messbar, gelangen dann auch in die Leber und sind auch im ausgeschiedenen Urin nachweisbar“, so der Aromatologe. Die zweite Verabreichungsform ist über die Inhalierung, wobei jedoch nur geringere Konzentrationen erreicht werden können.

Wissenschaftliche Aromatherapie muss laut Buchbauer jedoch auch den psychischen Effekt durch Düfte berücksichtigen, was etwa über Befindlichkeitsstudien erfolgen kann. „Wohlgeruch trägt entscheidend zum Wohlgefühl bei, was für sich schon zu Entspannung und Stresssenkung führt und auch das Immunsystem begünstigt.“ Während der „Rush Hour“ in New Yorker U-Bahn-Stationen sowie in American Football-Stadien habe man versucht, durch das Versprühen von Duftstoffen das Aggressionspotential der Massen zu senken. Derselbe Effekt sei auch bei einem versöhnlichen Blumenstrauß nach einem Streit feststellbar. „Es scheint, als ob Duftstoffe einen mildernden Einfluss auf Aggressionen haben“, so der Wiener Aromaforscher.

Quelle: pressetext / DWV