ÖKO-TEST Apfel-Direktsäfte: Beste Noten für Streuobst

Die Deutschen trinken im Schnitt 8,5 Liter Apfelsaft pro Jahr. Und so kann es ruhig bleiben. Denn eine aktuelle Untersuchung von ÖKO-TEST hat gezeigt, dass vier von fünf Apfelsäften „sehr gut“ oder „gut“ sind. 25 regional und überregional gehandelte, naturtrübe Apfel-Direktsäfte haben die Tester eingekauft und ins Labor geschickt. Dabei überzeugten vor allem die Streuobstapfelsäfte mit ihrer Qualität. Der Begriff Streuobst bezeichnet die Anpflanzung von hochstämmigen, „verstreut“ in der Landschaft stehenden Obstbäumen. Die Obstwiesen zeichnen sich durch ihren einzigartigen Reichtum an Tier- und Pflanzenarten aus. Insgesamt ist die Pflege und Ernte von Streuobstbäumen jedoch erheblich aufwendiger als etwa auf Plantagen mit niedrigstämmigen, eng gepflanzten Bäumen. Jürgen Stellpflug, Chefredakteur des ÖKO-TEST-Magazins, ergänzt: „Besonders zu empfehlen sind Streuobstapfelsäfte, wenn sie aus der Region und/oder aus Bio-Anbau stammen.“

Der Test zeigt Erfreuliches: Mit Ausnahme von zwei Produkten bemängelt das Frankfurter Verbrauchermagazin in den Säften keine Schadstoffe. In einem Produkt fanden die Labore das Schimmelpilzgift Patulin. Dieses kann Leber und Nieren schädigen und gilt als erbgutverändernd und möglicherweise krebserregend. In den Apfelsaft gerät Patulin, wenn braunstellige Äpfel nicht sorgfältig genug aussortiert wurden. In einem anderen Saft konnte ein leicht erhöhter Gehalt an Aluminium nachgewiesen werden. Ursache dafür kann die Lagerung in einem Aluminiumtank sein. Der Schadstoff ist zwar akut wenig giftig und für Erwachsene unproblematisch. Bei Kindern jedoch, die gerne und oft Saft trinken, kann Aluminium unter anderem zu Störungen des sich entwickelnden Nervensystems führen.

Das ÖKO-TEST-Magazin Juli 2010 gibt es seit dem 25. Juni 2010 im Zeitschriftenhandel. Das Heft kostet 3,80 Euro.

Apfelsaft von Streuwiesen: Das sollten Verbraucher wissen

Der meiste Apfelsaft, der in deutschen Supermärkten angeboten wird, hat eine lange Reise hinter sich. Doch es gibt Alternativen: Apfelsaft von Streuobstwiesen aus der Region schmeckt unvergleichlich gut und ist ökologisch sinnvoll.

Deutschland ist beim Konsum von Fruchtsäften und -nektaren ganz vorn, meldet der zuständige Verband der deutschen Fruchtsaftindustrie. Auf Platz zwei in der Beliebtheitsskala liegt der Apfelsaft. Ob naturtrüb oder klar, pur oder mit Wasser vermischt als Schorle: Er schmeckt und ist ein gesunder Durstlöscher.

Doch Apfelsaft ist nicht gleich Apfelsaft. Da gibt es zum einen den Direktsaft. Er wird beim Pressen der Früchte gewonnen, eventuell noch gefiltert und direkt in Flaschen abgefüllt oder aber in großen Tanks gelagert. Anders sieht es beim Saft aus Konzentrat aus: Hier entzieht man dem Saft nach dem Pressen das Wasser, bis nur noch etwa ein Sechstel übrig ist. So braucht man weniger Lagerplatz. Allerdings entweichen beim Eindampfen auch die Aromastoffe, die dem Saft ja den typisch fruchtigen Geschmack geben. Sie werden aufgefangen und später bei der Rückverdünnung zusammen mit dem Wasser wieder zugegeben.

China ist größter Lieferant

Praktisch ist das platzsparende Konzentrat vor allem beim internationalen Handel. Von den ungefähr eine Milliarde Liter Apfelsaft, die die Deutschen trinken, wird über die Hälfte nicht aus deutschen Äpfeln hergestellt. Während für den Direktsaft unterschiedliche Mengen an Mostäpfeln aus dem benachbarten Ausland zugekauft werden, hat das Apfelsaftkonzentrat längere Reisen hinter sich. Der weltweit wichtigste Lieferant für Apfelsaftkonzentrat ist China, größere Mengen kommen aber auch aus Polen, Russland, der Ukraine und Moldawien. Aus importiertem Konzentrat sind vor allem die billigen Säfte aus dem Discounter. Allerdings taugt das chinesische Apfelsaftkonzentrat nicht für den reinen Apfelsaft, denn die Früchte aus Fernost haben zu wenig Säure, das Konzentrat ist mithin zu süß für den europäischen Gaumen. So landet das Konzentrat aus China vor allem in Mischgetränken wie Multivitaminsaft, Apfelfruchtsaftgetränken oder Apfelschorlen, wo die Süße mit Zitronensäure ausgeglichen wird.

Globalisierung also auch beim Apfelsaft – dem Preiskampf sei Dank: 50 bis 60 Cent kostet der Liter Apfelsaft bei Discountern wie Lidl, Aldi oder Plus. Dagegen bezahlt man für eine regionale 0,7-Liter-Flasche Apfelsaft etwa einen Euro. Wer den höheren Preis akzeptiert, bekommt dafür einen naturtrüben Saft mit einem hervorragenden, kräftigen Geschmack. Und trägt zum Erhalt von Streuobstwiesen in der Region bei.

Ein Paradies für Pflanzen und Tiere

Früher hatte jeder Bauer eine Streuobstwiese hinter dem Haus. Heute sind solche Obstwiesen seltener geworden, denn die Bäume mit den hohen Stämmen sind aus wirtschaftlicher Sicht nicht rentabel. Das Obst von den hochstämmigen Bäumen lässt sich schlechter ernten als in den Obstplantagen, wo man noch nicht einmal eine Leiter braucht, um an die Früchte heranzukommen.

Dafür aber sind die Streuobstwiesen aus ökologischer Sicht umso wertvoller. Die Wiese unter den Bäumen wird nur zwei- bis dreimal im Jahr gemäht oder durch Schafe kurz gehalten. Dünger und Pestizide sind tabu. Das bietet ideale Bedingungen für Flora und Fauna – auf Streuobstwiesen findet sich eine besondere Vielfalt an Pflanzen, Insekten und Vögeln. Hier fühlen sich zum Beispiel Steinkauz, Grünspecht, Rotkopfwürger, Halsbandschnäpper und Wendehals wohl. Außerdem wachsen auf solchen Wiesen Sorten, die es ansonsten kaum noch gibt: Der Rosenapfel, der Seestermüher Zitronenapfel oder der Trierer Weinapfel sind nur drei von fast 1.400 Apfelsorten, die teilweise nur regional bekannt und verbreitet sind.

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Quelle: Öko-Test