Annex 1 Fragen und Antworten zum ADI

1. Was ist der ADI?

Der Acceptable Daily Intake, der ADI (= hinnehmbare tägliche Aufnahmemenge), ist definiert als Schätzung der Menge eines Lebensmittelzusatzstoffes, ausgedrückt auf Basis des Körpergewichts, die täglich mit der Nahrung über die gesamte Lebenszeit ohne merkbares Risiko aufgenommen werden kann. „Ohne merkbares Risiko“ bedeutet, dass in Hinblick auf den aktuellen Wissensstand die Sicherheit besteht, dass sogar nachdem man einem entsprechenden chemischen Additiv lebenslang ausgesetzt war, kein Schaden entsteht. Der ADI wird üblicherweise in einem Bereich von 0 bis X mg/kg Körpergewicht pro Tag angegeben.


2. Welchen Zweck hat der ADI?

ADIs helfen, die Gesundheit der Verbraucher zu schützen und den internationalen Lebensmittelhandel zu erleichtern. Der ADI ist ein praktischer Versuch, die Sicherheit eines Lebensmittelzusatzstoffes zu bestimmen, und eine Maßnahme zur Harmonisierung der regulativen Kontrolle. Der Vorteil für regulative und ratgebende Körperschaften ist, dass die für Lebensmittelzusatzstoffe festgelegten ADIs in verschiedenen Ländern und für alle Bereiche der Bevölkerung universell anwendbar sind.


3. Wer setzt den ADI fest?

Grundsätzlich wissenschaftliche Expertenkomitees, die nationale oder internationale gesetzgebende Behörden beraten. Die Festsetzung von Sicherheitsmaßstäben für Lebensmittelzusatzstoffe hat sich aus ähnlichen Richtlinien, die in einzelnen Mitgliedsstaaten der EU und anderen internationalen Gemeinschaften vorhanden waren, entwickelt. Die internationale Hauptkörperschaft, die sich mit der Sicherheit von Lebensmittelzusatzstoffen befasst, ist das Joint Expert Committee on Food Additives (= Gemeinsames Expertenkomitee für Lebensmittelzusatzstoffe), JECFA, eine gemeinsame Initiative der Organisation für Lebensmittel und Landwirtschaft (FAO) der Vereinten Nationen und der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die Festlegung internationaler Standards wurde in den vergangenen Jahren zunehmend wichtiger, da sie Anforderungen der Welthandelsorganisation spezifizieren, sodass gemeinsame FAO/WHO- und Codex-Alimentarius-Commission-Standards (Lebensmittelcodexstandards) weltweit für die Sicherheit und Zusammensetzung von Lebensmitteln angewandt werden können. Gegenwärtig wird ein neuer Standard, der General Standard for Food Additives (= Allgemeiner Standard für Lebensmittelzusatzstoffe), GSFA, vom Codex abgefasst, mit dem Ziel, harmonisierte, brauchbare und unbestreitbare internationale Standards für den Welthandel zu entwickeln. Darin werden nur jene Additive aufgenommen, die von der JECFA bewertet wurden und die notwendigen Standards für die Verwendung in Lebensmitteln aufweisen.

Auf EU-Ebene wurden alle Zusatzstoffe, die von der gegenwärtigen Gesetzgebung zugelassen und nach Zustimmung aller Mitgliedsstaaten in den Direktiven der Europäischen Kommission enthalten sind, entweder durch das ehemalige Scientific Committee on Food (SCF) oder seit der Gründung der Gründung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) durch das EFSA Gremium für Lebensmittelzusatzstoffe, Aromastoffe, Verarbeitungshilfsstoffe und Materialien, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen (AFC-Panel) bewertet. Diese Expertenberatungsgruppen setzen für gewöhnlich einen ADI fest oder kann bei Fehlen eines ADI andere Beschränkungen festsetzen. Nur Additive, die durch das SCF bewertet wurden, können eine E-Nummer, – als Zeichen der Billigung der europäischen Sicherheitsmaßstäbe – erhalten. Das Konzept der ADI- und der JECFA-Sicherheitsbewertung wurde weltweit von der EU SCF, der US Food and Drug Administration und anderen Behörden übernommen.


4. Wie wird der ADI bestimmt?

Die allgemeinen Kriterien für die Verwendung von Lebensmittelzusatzstoffen, die in den EU-Direktiven festgesetzt wurden, besagen, dass Zusätze nur dann approbiert werden können, wenn sich aus deren Anwendung nach den wissenschaftlich verfügbaren Erkenntnissen keine Gefahr für die menschliche Gesundheit ergibt. Eine Sicherheitsbewertung basiert auf einem wissenschaftlichen Überblick aller sachdienlichen toxikologischen Daten des spezifischen Zusatzstoffes und auf Beobachtungen beim Menschen, aber auch auf obligatorischen Tests bei Tieren. In der EU werden alle Beweise durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit überprüft.

Die toxikologischen Tests, die von den gesetzgebenden Behörden verlangt werden, umfassen Studien über lebenslange Fütterung und mehrere Generationen. Dadurch soll bestimmt werden, wie ein Additiv vom Körper verarbeitet wird, um ungünstige Effekte des Zusatzstoffes oder seiner Derivate abschätzen zu können. Die Festsetzung eines ADI beginnt mit der Bestimmung eines No Observed Adverse Effect Level (= keine beobachteten negativen Effekte), des NOAEL. Durch diesen sollen die für die menschliche Gesundheit negativsten Effekte und im Tierexperiment die empfindlichsten Arten festgestellt werden. Der NOAEL dient daher dazu, das höchste diätetische Niveau eines Zusatzstoffes, von dem in Studien kein nachteiliger Effekt beobachtet werden konnte, festzustellen und wird in Milligramm des Additivs pro Kilogramm Körpergewicht und Tag ausgedrückt. Der NOAEL wird dann durch einen Sicherheitsfaktor, üblicherweise 100, dividiert, was eine große Sicherheitsspanne zur Folge hat.


5. Weshalb ist eine Sicherheitsspanne notwendig?

Erstens ist der NOAEL für Tiere und nicht für Menschen bestimmt. Er ist, da der Mensch empfindlicher ist als die empfindlichsten Testtiere und mögliche Unterschiede anzunehmen sind, vorsichtig anzupassen. Zweitens ist die Zuverlässigkeit von Toxizitätstests auf eine begrenzte Anzahl von Tieren, die getestet werden, beschränkt. Solche Tests können nicht die Vielfalt der menschlichen Bevölkerung oder Untergruppen, die unterschiedliche Empfindlichkeiten zeigen könnten (z. B. Kinder, Alte und Kranke), repräsentieren. Noch einmal: Es ist notwendig, die Sicherheitsspanne diesen Verschiedenheiten anzupassen.


6. Welche Sicherheitsspanne wird üblicherweise angewandt, wenn die Höhe des ADI eines Lebensmittelzusatzstoffes bestimmt wird?

Traditionellerweise verwendet die WHO einen Sicherheits- oder Unsicherheitsfaktor von 100. Dieser basiert auf einem 10fachen Faktor, der Unterschiede zwischen Tieren und einem durchschnittlichen Menschen berücksichtigt, und einem 10fachen Faktor, der Unterschiede zwischen durchschnittlichen Menschen und empfindlichen Untergruppen (Schwangere, Ältere) in Betracht zieht. Jedenfalls kann dies, entsprechend den Charakteristika des Zusatzstoffes, variieren und den Umfang der toxikologischen Daten und die Anwendungsbedingungen betreffen.


7. Ist es akzeptabel, den ADI individuell, an irgendeinem gegebenen Tag, zu überschreiten?

Die Aufnahme eines Zusatzstoffes über dem ADI-Wert an einem bestimmten Tag ist kein Grund zur Besorgnis, da der ADI einen großen Sicherheitsfaktor beinhaltet. In der Praxis wird ein Verbrauch über dem ADI eines Tages durch den Minderverbrauch des ADI an den meisten anderen Tagen ausgeglichen werden. Allerdings, wenn eine Aufnahmezahl zeigt, dass der ADI eines Zusatzstoffes in bestimmten Bevölkerungskreisen regelmäßig überschritten wird, kann es für die EFSA notwendig sein zu empfehlen, dass eine Reduktion der Höhe des Verbrauchs jener Lebensmittel und folgerichtig auch der Menge, die in den Lebensmitteln benötigt wird, um diese Funktion zu erlangen, oder des Sortiments jener Lebensmittel, in welchen das Additiv erlaubt ist, vorgenommen wird. Wegen der großen Sicherheitsspanne, die bei der Festlegung des ADI vorgeschrieben ist, ist es wahrscheinlich, dass der ADI für ein gegebenes Additiv um eine beträchtliche Menge überschritten werden müsste, um das Risiko eines Schadens an der menschlichen Gesundheit entstehen zu lassen.


8. Wie wird die ernährungsbezogene Aufnahme von Zusatzstoffen überwacht?

Die Überwachung von Lebensmittelzusatzstoffen wird, auf Empfehlung des SCF, in den einzelnen Mitgliedsstaaten selbst durchgeführt. Der ADI wird mit „durchschnittlichen“ und „extremen“ Konsumschätzungen in der Gesamtbevölkerung oder in speziellen Subgruppen verglichen. Vorausgesetzt dass ein durchschnittlicher oder überdurchschnittlicher Verbrauch innerhalb des ADI liegt, ist es unwahrscheinlich, dass irgendein Schaden entsteht, da der ADI auf einem nicht beobachtbaren, keinen nachteiligen Effekt bewirkenden Niveau basiert, zu dem überdies eine große Sicherheitsspanne hinzugefügt wurde. Um sicherzustellen, dass Verbraucher den ADI nicht überschreiten, indem sie zu viel oder zu viele Produkte, die ein bestimmtes Additiv enthalten, konsumieren, verlangt die EU-Gesetzgebung, dass Verzehrstudien durchgeführt werden, um jede Veränderung der Verzehrmuster feststellen zu können.

Quelle: EUFIC – Stand: 06/2008