Wie wird die Sicherheit von Lebensmittelzusatzstoffen in Europa bewertet?

Alle Lebensmittelzusatzstoffe müssen nicht nur einen nachweisbaren nützlichen Zweck haben, sondern auch einer eingehenden und strengen wissenschaftlichen Sicherheitsbewertung unterzogen werden, bevor sie für den Gebrauch zugelassen werden. Vor der Gründung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (European Food Safety Authority, EFSA) wurde die Sicherheitsbewertung der Zusatzstoffe durch das EU Scientific Committee on Food (SCF) durchgeführt. Heute ist das EFSA Gremium für Lebensmittelzusatzstoffe, Aromastoffe, Verarbeitungshilfsstoffe und Materialien, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen (AFC-Panel) dafür verantwortlich. Auf internationaler Ebene gibt es ein gemeinsames Expertenkomitee zu Lebensmittelzusatzstoffen, die von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eingerichtete JECFA.

Bewertungen basieren auf den Überprüfungen aller toxikologischen Daten, einschließlich Beobachtungen in Tierversuchen und Probantenstudien. Aus den verfügbaren Daten eines Additivs wird die maximale Höhe, die keinen nachweisbaren toxischen Effekt hat, bestimmt. Diese wird als „Level ohne beobachtete negative Eigenschaften“ („No Observed Adverse Effect Level“, NOAEL) bezeichnet und benützt, um die Werte der akzeptablen Tagesdosis („Acceptable Daily Intake“, ADI) für jedes Lebensmitteladditiv festzulegen. Der ADI sieht einen großen Sicherheitsspielraum vor und bezieht sich auf die Menge eines Lebensmittelzusatzstoffes, die während des ganzen Lebens ohne gesundheitliches Risiko mit der täglichen Ernährung verzehrt werden kann.

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit, und vor ihr das SCF, fordert, dass die geringstmögliche Menge eines Additivs in Lebensmitteln verwendet wird. Um sicherzustellen, dass niemand den ADI überschreitet, indem zu viel von einem Produkt oder von zu vielen verschiedenen Produkten, die ein spezielles Additiv enthalten, konsumieren, fordert die EU-Gesetzgebung, dass Studien durchgeführt werden, die quer durch die Bevölkerung die Bandbreite der Aufnahme feststellen und unterschiedliche Ernährungsgewohnheiten berücksichtigen. Es ist unwahrscheinlich, dass eine gelegentliche Überschreitung des ADI-Wert zu irgendwelchen Schäden führt, da ein hundertfacher Sicherheitsfaktor eingebaut ist. Sollte der ADI-Wert allerdings in speziellen Bevölkerungskreisen überschritten werden können, würde die EU-Kommission verlangen, dass die Höhe in den Lebensmitteln überprüft oder das Sortiment von Lebensmitteln, in denen das Additiv zugelassen ist, reduziert wird.

Die Codex-Alimentarius-Kommission, eine gemeinsame FAO/WHO-Initiative, die globale Richtlinien für die Lebensmittelsicherheit entwickelt, verfasst neue “Generalstandards für Lebensmittelzusatzstoffe“ (GSFA) mit dem Ziel, einen harmonisierten, durchführbaren und unbestrittenen Standard für den Welthandel einzuführen. Nur jene Additive, die von der JECFA bewertet worden sind, werden aufgenommen.

Dank strenger Regulierungen und sorgfältiger Tests können Lebensmittelzusatzstoffe als sichere Bestandteile unserer Ernährung angesehen werden, die einen Beitrag zur raschen Entwicklung der Lebensmittelversorgung in Europa und der ganzen Welt leisten.

Quelle: EUFIC – Stand: 06/2008