Haushaltspestizide: Schutz der Verbraucher bleibt auf der Strecke

Umweltverbände kritisieren fahrlässige Parlaments-Entscheidungen zur EU-Biozid-Verordnung.

Das Europäische Parlament hat heute die Weichen zugunsten einer EU-weiten Zulassung von Schädlingsbekämpfungsmitteln für den Hausgebrauch gestellt. PAN Germany und weitere Umweltverbände üben starke Kritik an der geplanten Verordnung. Die Verbraucher würden nur unzureichend vor gefährlichen Mitteln geschützt und gewarnt.

Mehr als 50.000 Produkte zur Schädlingsabwehr werden in den EU-Ländern angeboten, ohne dass ihre Risiken und Nutzen für Verbraucher und Umwelt hinreichend geprüft worden wären. Die EU-Abgeordneten haben in erster Lesung zur Biozid-Verordnung entschieden, dass weiterhin problematische und unnötige Mittel vermarktet werden können. Anstatt die bisherigen Schwachstellen bei der behördlichen Prüfung zu schließen, lauern nun weitere  Gefahren.

„Die Politiker stellen nicht sicher, dass die Hersteller aussagekräftige Daten zu den Risiken für Schwangere, Kinder oder zu Gewässerbelastungen für die Prüfung vorlegen müssen. Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass gefährliche Produkte als unbedenklich bewertet werden können“, kritisiert Carina Weber, Geschäftsführerin von PAN Germany.

Auch im weiteren Verfahren der EU-Zulassung gibt es erhebliche Mängel. Die Zulassungsprüfung soll in der unterbesetzten Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) in rasantem Tempo erfolgen. Das Verbot für sehr gefährliche fortpflanzungsschädliche und hormonell wirksame Stoffe ist durch ungenaue Ausnahmeregelungen schwer umzusetzen. Und den einzelnen Mitgliedsstaaten wird ihr Recht beschnitten, die Bevölkerung oder die Umwelt vor den Risiken eines EU-zugelassenen Produktes zu schützen. „Der Parlamentsvorschlag bleibt bei der Kennzeichnung von Insektizid-behandelten Teppichen oder Kleidern deutlich hinter dem Vorschlag der EU-Kommission zurück“, bemängelt Christian Schweer von der europäischen Biozid-Koordinierungsstelle von PAN Germany. Die Verbraucher sollen offensichtlich nicht darüber informiert werden, wo überall Biozide drinstecken. Dies stößt auf angesichts der hohen Zahl an Vergiftungen und der Zunahme von Allergien, Hauterkrankungen und Keim-Resistenzen auf Unverständnis.

PAN Germany fordert von den Umweltministern, diese Schwachstellen zu schließen. Wichtig wäre ein striktes Verbot von hoch gefährlichen Wirkstoffen und die umfassende Prüfung der Biozid-Risiken vor der Vermarktung. Außerdem sollten Verwendungsregeln festgeschrieben werden, die weniger bedenkliche Alternativverfahren und eine bessere Ausbildung professioneller Anwender fördern.

Weitere Informationen:
Christian Schweer, Tel. 040-3991910-27
E-Mail: Christian.Schweer@pan-germany.org

Quelle: Pestizid Aktions-Netzwerk e.V. (PAN Germany)