Würstchen durchs Schlüsselloch und Bier aus der Stange

Etwa 250 Wurst-Spezialitäten stammen nach Schätzung der Nürnberger Fleischer-Innung aus dem Frankenland. Aber nur eine von ihnen bezeichnen die Fleischer der Region als Königin der Würste – die Nürnberger Rostbratwurst. Ein Original mit fast 700 Jahre alter Geschichte, das traditionell aus Schweinefleisch, verschiedenen Zutaten und diversen Gewürzen – insbesondere Majoran – hergestellt wird. Charakteristisch ist auch die Größe. Jede Nürnberger misst gerade einmal sieben bis neun Zentimeter und wiegt höchstens 25 Gramm.

Zahlreiche Anekdoten ranken sich um die kleinen Würste, die dank ihrer Größe sogar durch ein Schlüsselloch gereicht werden konnten – sei es durch das der Gasthoftür nach der Sperrstunde oder gar durch das des Gefängnisses. Ein Nürnberger Stadtrichter, der eines Tages selbst straffällig wurde, soll auf diese Weise während seines 38 Jahre währenden Kerkerlebens insgesamt 28.000 dieser fingerlangen Leckerbissen verzehrt haben!

Zu vielen der EU-weit geschützten Produkte existieren zum Teil kuriose Geschichten und Legenden, so zum Beispiel auch zum Schwarzwälder Schinken: Zwei Bauern hatten schon lange um ein Stück prächtigen Hochwald gestritten, das beide für sich beanspruchten. Um den Streit zu beenden, zog einer der beiden vor Gericht. Sein Anwalt stellte aber schon bald fest, dass es für ihn nicht besonders gut aussah.

Um den Richter auf seine Seite zu bringen, wollte der Bauer ihm ein ordentliches Stück Schwarzwälder Schinken schicken. Der Anwalt riet ihm davon ab, da es sich dabei um Bestechung handele. Der Bauer ließ seine Frau trotzdem einen harten Schinken aus der Räucherkammer holen. Er verpackte ihn sorgfältig und schickte ihn an das Gericht. Am Ende wurde ihm das Waldstück zugesprochen, und der Anwalt wunderte sich sehr. Erst später erfuhr er, dass der schlaue Bauer nicht sich selbst, sondern den verfeindeten Nachbarn als Absender des Schwarzwälder Schinkens angegeben hatte.

Geschichtsträchtig ist auch der Crottin de Chavignol. Der Ursprung des französischen Ziegenkäses liegt vermutlich im 16. Jahrhundert. Damals hielten viele Weinbauern Ziegen, um für den Rebenanbau ungeeignete Landstriche zu nutzen. Der aus der Ziegenmilch hergestellte Käse war wichtige Grundlage für die Ernährung. Vom Lebens- zum Überlebensmittel avancierte er im 17. Jahrhundert, als Protestanten während der Belagerung von Sancerre versuchten, die Bevölkerung auszuhungern.

Seinen Namen erhielt der runde Käse erst 1829, wobei sich die „Taufpaten“ vermutlich durch seine Form inspirieren ließen. Diese entsprach nämlich den kleinen öllampen aus Tonerde, die als Crottins bezeichnet wurden. Heute ist der Ziegenkäse weit über die französischen Landesgrenzen hinaus bekannt.

Welche Bedeutung die EU-weit geschützten Produkte für die Region haben, verdeutlichen unter anderem auch die weißen Riesenbohnen aus dem nordgriechischen Bezirk Kastoria – die Fasolia Gigantes-Elefantes. In griechischen Restaurants gehören sie zu den Standards unter den Vorspeisen – angemacht mit Zwiebeln, Essig und öl. Schon seit mehr als 300 Jahren beeinflusst ihr Anbau nicht nur wirtschaftlich, sondern auch sozial und kulturell das Leben der Menschen in dieser Region. Zur Erntezeit finden an mehreren Orten Bohnenfeste statt, die mit lokalen Kultur- und Folkloreveranstaltungen einhergehen.

Nicht nur die Griechen würdigen ihre regionalen Spezialitäten im feierlichen Rahmen. Schon seit 1939 steht beim jährlichen Kulmbacher Bierfest der Gerstensaft eine Woche lang im Mittelpunkt. Und auch bei anderen Festen hierzulande ist Bier immer mit von der Partie. Deutschland ist bekannt für seine jahrhundertealte Brautradition. Jede Region hat ihre eigenen Bierspezialitäten. Während im Norden eher der herbe Gerstensaft bevorzugt wird, sind im Süden Helles und Weizen die Favoriten. Und fast jede größere Stadt hat mindestens ein lokal hergestelltes Bier – ob Dortmunder, Wernesgrüner oder Hofer.

Eine der ältesten „Bier-Städte“ Deutschlands ist Köln. Seit mehr als 1.000 Jahren wird in der Dom-Stadt Bier gebraut. Das Getränk im frühen Mittelalter hatte mit dem heutigen Kölsch aber nur eines gemeinsam: Es wurde aus Gerste hergestellt. Heute wird das süffige Getränk aus Gerstenmalz, teilweise hellem Hopfen, Wasser und Hefe gebraut. Typisch für das obergärige Kölsch ist nicht nur der Geschmack, sondern auch das Glas.

Das Bier wird ganz klassisch in der „Stange“, dem schlanken, zylindrischen Kölsch- Glas, ausgeschenkt – dafür setzt sich der Kölner Brauerei-Verband ein. Mit einer Eintragung in das EU-Register bleibt Kölsch europaweit einzigartig. Es wird ausschließlich in Köln sowie von einigen Brauereien außerhalb des Stadtgebiets, die seit langer Zeit traditionell Kölsch brauen, hergestellt.

Weitere Informationen finden Sie unter www.geo-schutz.de.

Quelle: CMA – Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft mbH