Diätkonzept, Ziele und Hintergründe

Interview mit der Ernährungswissenschaftlerin Professor Dr. Bärbel Gonnermann zu „Schlank & fit mit Backen & Brotzeit“

Die ernährungswissenschaftliche Optimierung der Rezepte aus der GMF-Versuchsküche erfolgte im Rahmen eines Forschungs- und Entwicklungsprojektes an der Hochschule Niederrhein. Wir sprachen mit der Projektleiterin Professor Dr. Bärbel Gonnermann vom Fachbereich Oecotrophologie in Mönchengladbach über Konzept, Ziele und Hintergründe.

Frage: Frau Professor Gonnermann, was sind aus Ihrer Sicht die Grundsätze für eine ernährungswissenschaftlich sinnvolle Schlankheitskost?

Antwort: Wir warnen vor Radikalkuren und Wundermitteln, deren Wirkung nicht wissenschaftlich gesichert ist. Das Konzept für „Schlank & fit“ ist dagegen ein gutes Beispiel, wie man die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) für eine fettarme, energiereduzierte, kohlenhydrat- und ballaststoffreiche Ernährung zur Gewichtsreduktion bei Erwachsenen umsetzen kann. Die Energiezufuhr beträgt im Mittel 1250 Kalorien pro Tag. Das sind 60 Prozent des Energiebedarfs, wenn man es beispielsweise auf den Referenzwert von 2100 Kalorien für Frauen im Alter von 25-50 Jahren bezieht. So wird sozusagen energiesparend gegessen und überflüssige Fettreserven werden abgebaut. Das führt zu einer stetigen und eher maßvollen Gewichtsabnahme, was Blitz- oder Crashdiäten vorzuziehen ist.

Frage: Und wie ist diese Diät praktisch angelegt?

Antwort: Die Anteile der Hauptnährstoffe in Energieprozent entsprechen den DGE-Empfehlungen sowie den neuesten europäischen Nährstoffrichtlinien. Das Konzept bietet damit eine optimale Zusammensetzung auf wissenschaftlich gesicherter Grundlage: 55 Prozent Kohlenhydrate, 19 Prozent Eiweiß und nur 26 Prozent Fett – aber dafür täglich 30 Gramm Ballaststoffe, was gut ist für Sättigung, Verdauung und Wellness. Die Zutaten wurden weitgehend unter dem Gesichtspunkt ausgewählt, möglichst einheimische, regional erzeugte Lebensmittel zu verwenden. Bei der Lebensmittelauswahl für die Rezepte wurde außerdem ein praxisnaher Mittelweg eingeschlagen: zwischen Geschmacksvielfalt einerseits und Einkaufszettel-Länge andererseits. Besonders bei Obst und Backwaren können jedoch jahreszeitliche Einkaufsmöglichkeiten bzw. individuelle Geschmacksvorlieben berücksichtigt werden.

Frage: Es heißt mit „Backen und Brotzeit“, was ist eigentlich der Hintergrund dafür?

Antwort: Getreideprodukte, Mahlerzeugnisse und Backwaren gibt es in großer Produktvielfalt. Damit lassen sich die Mahlzeiten sehr abwechslungsreich, ausgewogen und schmackhaft gestalten, was ja eine wichtige Grundlage für eine Erfolg versprechende Schlankheitskost ist. Die Rezepte wurden von der Oecotrophologin Bianca Thomas im Rahmen unseres Hochschulprojekts genau berechnet, und sie hat die Inhaltsstoffe nach den Referenzwerten der DGE optimiert. Der überwiegende Anteil der Energie liefernden Stärke-Kohlenhydrate stammt in diesem Diätkonzept aus Getreide. Die daraus hergestellten Mahlerzeugnisse, Brote und Brötchen sorgen für ein breites Nährstoffangebot, das unter anderem durch reichlich Obst und Gemüse ergänzt wird. Alle wichtigen Vitamine und Mineralstoffe kommen so mit den Zutaten der Rezepte in ausreichenden Mengen auf den Teller. Wenn man die Energiezufuhr deutlich reduziert, kommt es eben darauf an, die bedarfsgerechte Nährstoffversorgung durch eine geschickte Optimierung dennoch zu gewährleisten.

Frage: Können Sie dazu ein konkretes Beispiel nennen?

Antwort: Ja, nehmen wir beispielsweise das Rezept für die Gemüse-Schinken-Pizza am ersten Tag. Bei den Teigzutaten wurde die Hälfte des normalen Haushaltsmehls der Type 405 durch Weizenvollkornmehl ersetzt. Damit konnte der Ballaststoffgehalt dieser Mahlzeit verdoppelt werden – ohne dass Back- oder Geschmacksqualität darunter leiden. Und ebenfalls ganz wichtig: Die Auswahl „normaler“ Lebensmittel beabsichtigt zudem einen zusätzlichen Lerneffekt. Denn es geht ja um eine mittel- bzw. langfristige Umstellung falscher Essgewohnheiten mit dem gesunden Ziel „Fünfmal am Tag“ bei Getreideprodukten, Obst und Gemüse.

Quelle: GMF Vereinigung Getreide-, Markt- und Ernährungsforschung GmbH