Die Mär vom Eisenräuber

Prof. Dr. Irmgard Bitsch, Herbst 1998

1975 wurde ein Hemmeffekt von Tee auf die Eisenabsorption beim Menschen beobachtet. Als Mechanismus vermutetete die Wissenschaft damals eine Komplexbildung im Dünndarm zwischen den sog. „Tanninen“ des Tees, die nicht näher spezifiziert wurden, und dem Nichthämeisen (Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln).

Mechanismus der Eisenkomplexierung

über den molekuraren Mechanismus der Eisenkomplexierung durch spezielle Teeinhaltsstoffe ist nur wenig bekannt. Es hat sich allerdings bestätigt, dass besondere Verbindungen das Nichthämeisen binden. Das dadurch fixierte Eisen kann im Magen-Darm-Trakt nicht absorbiert werden. Klinische Studien zum Einfluss des Teekonsums auf die Verfügbarkeit des Nahrungseisens und auf den Eisenstatus sind sehr selten. Gut dokumentiert ist dagegen die spezifische Hemmwirkung der Polyphenole des Tees und anderer pflanzlicher Lebensmittel auf die Resorptionsmenge des Nichthämeisens, nicht aber auf die des Hämeisens (Eisen aus tierischen Lebensmitteln).

In einer an israelischen Kindern im Alter von 6 – 12 Jahren durchgeführten Studie wurden verschiedene Parameter des Eisenstoffwechsels, der Teeverbrauch und die Ernährungsgewohnheiten ermittelt. Fazit der Untersuchung war, dass bei Kindern, die Tee trinken, im Vergleich zu denen, die keinen Tee trinken, signifikant häufiger eine Eisenmangelanamie diagnostiziert wurde. Insgesamt lag die Eisenversorgung bei beiden Gruppen deutlich unter der optimalen Zufuhrempfehlung. Ihre Nahrung bestand vorwiegend aus Milch und pflanzlichen Lebensmitteln und enthielt kaum Hämeisen.

Gefahr durch rein pflanzliche Ernährung

Auch andere klinische Studien zeigen, dass eine durch Tee verursachte Eisenmangelanämie immer im Zusammenhang mit einer hämeisenfreien bis hämeisenarmen Ernährung steht. Diese führt zur Entleerung der Eisenspeicher. Begünstigt wird diese Entwicklung durch eine Vitamin-C-arme Ernährung, da Vitamin C die Komplexierung von Eisen mit Polyphenolen verhindert.

Neuere Studien belegen, dass durch Teetrinken die Eisenresorption aus Fleischmahlzeiten praktisch nicht beeinträchtigt werden kann. Trotzdem sollte bei einer gemischten Kost und ständig hohem Teekonsum ein größerer Abstand zwischen der Mahlzeit und dem Tee-Konsum eingehalten werden. Somit wird der Kontakt zwischen Nahrungseisen und den Polyphenolen des Tees im Magen-Darm-Trakt minimiert. Bei rein pflanzlicher Ernährung sollte diese Regel noch strikter befolgt werden.

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Herausgeber: Deutsches Tee-Institut, Hamburg
Presse-Service: EURO RSCG ABC, Hamburg