Theanin – eine Verbindung besonderer Art im Tee

Prof. Dr. Walter Feldheim, Frühjahr 2001

Theanin ist ein bisher nur wenig beachteter Inhaltsstoff des Tees – zu Unrecht. Es trägt vor allem bei grünem Tee zum typischen Geschmack bei und kann zudem das Wohlbefinden steigern. Bei der Verbindung handelt es sich um ein Aminosäurederivat, das 1950 von J. Sakato entdeckt wurde. Da bei der Fermentation ein Teil des Theanins abgebaut wird, ist der Gehalt in grünem Tee höher als in schwarzem.

Sensorische Eigenschaften

Der typische Geschmack des grünen Tees stammt vor allem von freien Aminosäuren, die in den Blättern enthalten sind. Theanin hat dabei mengenmäßig die größte Bedeutung. Denkbar ist weiterhin, dass Theanin die typische Note des grünen Tees verstärkt. Dabei reicht die aromatische Bandbreite von frisch, weich, schwach-süßlich über moosig, rauchig, leicht bitter bis zum Duft nach frischem Heu. Der bittere Geschmack ist nicht auf die Aminosäuren zurückzuführen, sondern auf den Gehalt an Coffein und Polyphenolen. Die Ausprägung der jeweiligen Geschmacksrichtung ist von der Teesorte abhängig.

Physiologische Wirkung

Encephalographische Untersuchungen (EEG) an Studentinnen haben ergeben, dass die Aufnahme von Theanin einen Einfluss auf das Zentralnervensystem hat. Die Verbindung kann das Wohlbefinden steigern und insbesondere bei ängstlichen Personen eine beruhigende Wirkung haben. Bei Untersuchungen an Ratten wurde festgestellt, dass eine stimulierende Wirkung bei in vivo Gaben von Coffein ebenfalls encephalographisch nachweisbar ist. Dieser Effekt wird durch die Gabe von Theanin inhibiert. Wahrscheinlich wirkt Theanin antagonistisch gegen die Coffeinstimulierung, und zwar im molaren Verhältnis. Andererseits löst eine kleinere in vivo Gabe von Theanin ohne Coffein eine anregende Wirkung aus, d.h. Theanin kann – dosisabhängig – unterschiedlich wirken.

Langfassung (pdf-Datei)

Herausgeber: Deutsches Tee-Institut, Hamburg
Presse-Service: EURO RSCG ABC, Hamburg