Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Tafeltrauben (Januar – Oktober 2010)

Da im letzten Jahr einige Proben u.a. aufgrund von Höchstmengenüberschreitungen auffällig waren, wurden im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung auch in diesem Jahr Tafeltrauben, hierbei verstärkt auch einheimische Trauben, auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln untersucht.

Hintergrund der Untersuchungen

Tafeltrauben sind sehr beliebt und werden bei uns fast das ganze Jahr über angeboten. Während die meisten Tafeltrauben aus dem Ausland kommen, wird in den letzten Jahren eine stärkere Vermarktung von einheimischen Trauben angestrebt (Zeitraum September bis Oktober).

Vom Austrieb bis zur Lese sind Trauben vielen Schädlingen und Krankheiten ausgesetzt. Darum kommen beim gewerbsmäßigen Anbau von Tafeltrauben häufig Pflanzenschutzmittel zum Einsatz, um die Trauben vor Schädlingen zu schützen und die Ernte zu sichern. Da im letzten Jahr einige Proben u.a. aufgrund von Höchstmengenüberschreitungen auffällig waren, wurden im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung auch in diesem Jahr Tafeltrauben, hierbei verstärkt auch einheimische Trauben, auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln untersucht.

Zusammenfassung

Tafeltrauben aus konventionellem Anbau

Am CVUA Stuttgart wurden bis zum Berichtszeitpunkt insgesamt 138 konventionell erzeugte Tafeltraubenproben unterschiedlicher Herkunft auf Rückstände von ca. 550 Pflanzenschutzmittelwirkstoffen untersucht. Hierbei stammten 39 Proben (28 %) aus Deutschland, 35 davon aus Baden-Württemberg:

* Bei 132 der 138 (96 %) untersuchten Tafeltraubenproben aus konventionellem Anbau wurden Pflanzenschutzmittelrückstände nachgewiesen (2009: 100 %; 2008: 96 %)
* Proben mit ausländischer Herkunft: Bei 6 Proben aus Indien wurden Höchstmengenüberschreitungen festgestellt. Die Beanstandungsquote liegt damit bei den 94 ausländischen Proben bei 6 % (2009: 6 %). Zudem wies eine Probe ohne Herkunftslandangabe eine Höchstmengenüberschreitung auf.
* Einheimische Proben: 6 der 39 einheimischen Proben waren wegen Höchstmengenüberschreitungen zu beanstanden (2009: 16 von 21 Proben, 2008: 3 von 8 Proben). Dies entspricht einer Beanstandungsquote von 15 % (2009: 76 %, 2008: 38 %).
* Erfreulich: Bei keiner der untersuchten 138 Proben wurde die akute Referenzdosis für einen Wirkstoff bezogen auf Kleinkinder überschritten (2009: Überschreitung der ARfD bei 5 von 145 untersuchten Proben), so dass keine der Proben als gesundheitlich bedenklich einzustufen war.
* 88 % der untersuchten Ware wies mehrere Wirkstoffe pro Probe (Mehrfachrückstände) auf. Im Mittel enthielt eine Traubenprobe 5,5 Wirkstoffe mit einem mittleren Pestizidgehalt von 0,52 mg/kg Trauben (Werte in 2009: 92 %; 5,5 Wirkstoffe und 0,62 mg/kg).
* In 5 der 6 einheimischen Proben mit Höchstmengenüberschreitungen sowie in 3 weiteren einheimischen Proben wurden des weiteren Wirkstoffe nachgewiesen, die in Deutschland für Tafeltrauben nicht zugelassen sind (Indikationszulassung). Hierbei handelt es sich um die Wirkstoffe Folpet (5x), Spiroxamin (2x), Fluquinconazol (1x), Endosulfan (1x) und Indoxacarb (1x). Es besteht der Verdacht, dass in diesen Fällen sog. Keltertrauben (zur Weinbereitung) zu Tafeltrauben (zum Direktverzehr) umgewidmet wurden. Die Beanstandungen resultieren daher, dass bei Tafeltrauben teilweise strengere Grenzwerte und Unterschiede hinsichtlich zugelassener Pflanzenschutzmittel als bei Keltertrauben gelten.

Tafeltrauben aus ökologischem Anbau

Bis zum Berichtszeitpunkt wurden insgesamt 5 ökologisch erzeugte Traubenproben unterschiedlicher Herkunft auf Rückstände an Pflanzenschutzmitteln untersucht (hierbei stammten 2 Proben aus Deutschland). Bei 3 der untersuchten Traubenproben waren keinerlei Rückstände von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln nachzuweisen. Bei den anderen beiden Proben wurden Spuren von Rückständen nachgewiesen. Davon wies eine Probe Rückstände des insektiziden Wirkstoffes Spinosad auf, welcher allerdings gemäß der EU-Öko-Verordnung für den ökologischen Landbau zugelassen ist.
Bezüglich Pflanzenschutzmitteln erfüllten alle untersuchten Bio-Tafeltrauben die Bestimmungen für den ökologischem Anbau.

Fazit und Bewertung

Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass konventionell erzeugte Tafeltrauben auch in diesem Jahr wieder zu den Obstsorten mit höherer Belastung an Pflanzenschutzmittelrückständen zählen. 96 % der untersuchten Tafeltraubenproben aus konventionellem Anbau enthielten Rückstände von Pflanzenschutzmitteln. Während im Vorjahr die Quote noch bei 100 % lag, waren dieses Jahr immerhin 6 Proben ohne nachweisbare Rückstände zu verzeichnen. Dies entspricht dem Niveau des Jahres 2008. Auch der Anteil an Höchstmengenüberschreitungen ist mit 9 % im Vergleich zum Vorjahr (16 %) wieder deutlich rückläufig und auf dem Niveau der Jahre vor 2009. Die akute Referenzdosis (ARfD, siehe Infokasten) bezogen auf Kleinkinder wurde bei keiner Probe überschritten; keine Probe war somit als gesundheitlich bedenklich einzustufen.

Bei 5 von 6 einheimischen Proben mit Höchstmengenüberschreitungen wurden zudem auch Wirkstoffe (5x Folpet, 2x Spiroxamin, 1x Endosulfan, 1x Indoxacarb, 1x Fluquinconazol) nachgewiesen, die nicht für Tafeltrauben zugelassen sind. Bei Anwendung Folpet enthaltender Pflanzenschutzmittel dürfen Trauben nicht als Tafeltrauben zum Direktverzehr in den Verkehr gebracht werden. Endosulfan enthaltende Pflanzenschutzmittel sind EU-weit verboten und dürfen in keiner Kultur angewendet werden. Der Anteil an Proben mit Höchstmengenüberschreitungen sowie der Anteil an Proben einheimischer Erzeuger mit Rückständen nicht für die Anwendung bei Tafeltrauben zugelassener Pflanzenschutzmittel ist somit trotz erfreulicherweise deutlicher Abnahme gegenüber dem Jahr 2009 nach wie vor nicht akzeptabel. Die amtliche Überwachung wird die Rückstandssituation bei Tafeltrauben deshalb auch in der nächsten Saison entsprechend intensiv kontrollieren.

Zu bemerken ist, dass alle untersuchten Tafeltraubenproben aus ökologischem Anbau den Anforderungen der EU-Öko-Verordnung entsprachen und hier keine Beanstandungen zu verzeichnen waren.

Vollständiges Dokument mit Tabellen und Grafiken:
http://www.cvuas.de/pub/beitrag.asp?subid=1&Thema_ID=5&ID=1368

Pressekontakt:
Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart
Schaflandstraße 3/ 2
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Quelle: CVUA Stuttgart