Linsen – Anbau auch bei uns

Die Linse gehört zu den ältesten Kulturpflanzen der Erde, sie geht bis auf die Anfänge des Ackerbaus zurück. In Mitteleuropa ist ihre Bedeutung für die menschliche Ernährung gering. Nach dem Krieg war die Linse – bis auf traditionelle, schwäbische Gerichte – fast vollständig von deutschen Tellern verschwunden. In der modernen, oft asiatisch orientierten Küche erfreut sie sich jedoch wachsender Beliebtheit. Anders sieht es im Mittelmeerraum und in Asien aus. Die sehr nahrhafte, günstige und gut lagerfähige Linse trägt dort zusammen mit anderen Hülsenfrüchten wesentlich zur Eiweißversorgung bei.

Anbau und Ernte von Linsen

Die Speiselinse (Lens culinaris) ist eine einjährige, niedrige Pflanze mit gefiederten Blättern, die in einer kleinen Ranke enden. In den Hülsen reifen ein bis drei abgeflachte Samen heran. Die Samenfarbe variiert je nach Sorte, von hellgelb über rot bis fast schwarz.

Linsen werden vor allem in wärmebegünstigten Ländern auf der ganzen Welt angebaut. In den letzten Jahrzehnten ging die Anbaufläche jedoch deutlich zurück, da der Anbau sehr arbeitsaufwändig ist. In Deutschland werden Linsen in kleinen Mengen auf der Schwäbischen Alb („Alblinsen“) und in Niederbayern angebaut.

Die Linse bevorzugt flachgründige, karge und kalkreiche Böden, sowie ein warmes und trockenes Klima. Staunässe und Bodenverdichtung sind problematisch, die Saatbettbereitung muss schonend erfolgen. Geerntet werden Linsen, wenn die unteren Hülsen braun und die Körner hart sind, in Deutschland ist das meist Mitte August der Fall.

Inhaltsstoffe und Gesundheitswert

Linsen sind dank ihres hohen Gehaltes an Eiweiß und Kohlenhydraten sehr nahrhaft. Sie enthalten große Mengen an Ballast- und Mineralstoffen, insbesondere Kalium, Magnesium, Eisen, Zink, Kupfer und Mangan. Gleichzeitig liegt der Fettgehalt bei nur ca. 1,5 %. Daher sind sie für eine kalorienbewusste oder vegetarische Ernährung sehr gut geeignet. Gichtkranke sollten Linsen wegen ihres hohen Puringehaltes meiden.

Durch den gemeinsamen Verzehr von Linsen mit Getreide ergänzen sich die darin enthaltenen Eiweißbausteine sehr gut. In der orientalischen und asiatischen Ernährung wird diese Erkenntnis durch die Kombination mit Reis oder Couscous optimal umgesetzt.

Linsen werden nach der Sorte aber auch nach der Größe des Durchmessers unterschieden: Riesenlinsen mit 7 mm, die am häufigsten angebotenen Tellerlinsen mit 5 bis 7 mm, sowie Mittellinsen mit 4 bis 6 mm. Je kleiner die Linse ist, desto besser schmeckt sie, weil die linsentypischen Aromastoffe in der Schale sitzen.

Tipp: Linsen eignen sich gut für Vorratshaltung. Im ungeschälten Zustand sind sie mindestens ein Jahr haltbar. Wichtig ist, dass sie trocken, luftig und dunkel gelagert werden.

Die Wiederkehr der Alblinse

Die Schwierigkeiten beim Anbau und der Ernte sorgten für das völlige Verschwinden der Linse als Nahrungspflanze in Deutschland. Erst seit Mitte der 80er Jahre wird die Alblinse auf Grundlage der französischen „dePuy-Linse“ wieder angebaut.

Der Name „Alblinse“ bezeichnet keine Sorte, sondern ausschließlich die Herkunft der Linse. Die ursprünglichen, auf der schwäbischen Alb verbreiteten Sorten (Späths Alblinsen 1 und 2) wurden erst 2006 in einer russischen Genbank wiederentdeckt. Die wenigen hundert dort gefundenen Linsen werden zurzeit vermehrt, und können in einigen Jahren wieder als Spezialität kultiviert werden.

Die Besonderheit im hiesigen Linsenanbau liegt darin, dass sie in Mischkultur angebaut werden. Linsen selbst haben nur eine geringe Konkurrenzkraft gegenüber Unkräutern, und benötigen daher Getreidearten wie Gerste oder Hafer als Stützfrucht. So wird verhindert, dass die ohnehin niedrige Linsenpflanze bei ungünstiger Witterung auf den Boden sinkt.

Für die Ernte bedeutet das, dass der Reinigungsaufwand hoch ist und gleichzeitig die Ernteerträge unsicher sind, was eine Vermarktung schwierig macht. Daher wurde die Öko-Erzeugergemeinschaft „Alb-Leisa“ gegründet, die Trocknung, Reinigung und Abpackung übernimmt.

Autorin: Stephanie Euler
Bildautorin: Friederike Wöhrlin

Quelle:
LEL Schwäbisch Gmünd
Infodienst Landwirtschaft – Ernährung – Ländlicher Raum
http://www.landwirtschaft-bw.info