Tafeltrauben – Ergebnisse der Untersuchungen auf Pflanzenschutzmittelrückstände

Hintergrund der Untersuchungen

Trauben_3Tafeltrauben sind bei Kindern und Erwachsenen gleichermaßen beliebt und auch nahezu ganzjährig im Angebot. Bislang stammt der Großteil der hierzulande angebotenen Tafeltrauben aus dem Ausland, jedoch steigt der Anteil einheimischer Tafeltrauben auf dem Markt stetig an.

Um die Trauben vom Austrieb bis zur Lese vor einer Vielzahl von Schädlingen und Krankheiten zu bewahren und die Ernte zu sichern, kommen beim gewerbsmäßigen Anbau von Tafeltrauben häufig Pflanzenschutzmittel zum Einsatz. Aus diesem Grund gehörten Tafeltrauben in den letzten Jahren hinsichtlich der Pestizidrückstandsbefunde immer zu den höher belasteten Obstsorten. Einheimische Tafeltrauben wiesen zudem oft Rückstände an nicht für diese Kultur zugelassenen Wirkstoffen auf (Indikationszulassung). Vor diesem Hintergrund wurden im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung in diesem Jahr wieder Tafeltrauben, verstärkt auch aus einheimischem Anbau, auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln untersucht.

Zusammenfassung

Tafeltrauben aus konventionellem Anbau

Am CVUA Stuttgart wurden im Berichtszeitraum (Januar bis Dezember 2013) insgesamt 123 Proben konventionell erzeugter Tafeltrauben aus verschiedenen Herkunftsländern auf Rückstände von über 600 Pestiziden untersucht. Hierbei stammten 31 Proben (25 %) aus Deutschland. Bei 121 der untersuchten Tafeltrauben (98 %) aus konventionellem Anbau wurden Pflanzenschutzmittelrückstände nachgewiesen (2012: 98 %; 2011: 98 %; 2010: 96 %).

Einheimische Proben: Die einheimischen Proben wurden vorwiegend bei Kleinerzeugern / Direktvermarktern entnommen. Alle 31 Tafeltrauben stammten aus Baden-Württemberg. In 2 dieser Proben wurden Höchstmengenüberschreitungen festgestellt. Dies entspricht einer Quote von knapp 7 % (2012: 21 %; 2011: 16 %; 2010: 15 %).

Proben aus dem Ausland: Bei 3 der 92 untersuchten Traubenproben ausländischer Herkunft (Italien, Marokko, Türkei) wurden Gehalte über der jeweils gesetzlich festgelegten Höchstmenge festgestellt. Somit lag die Beanstandungsquote bei 3 % (2012: 5 %; 2011: 1 %; 2010: 6 %).

Unerfreulich: Bei einer der 123 untersuchten Proben wurde die akute Referenzdosis für den Wirkstoff Methomyl bezogen auf Kleinkinder überschritten, so dass diese Probe als für den Verzehr durch den Menschen ungeeignet im Sinne der Verordnung (EG) 178/2002 beurteilt wurde.

Mehrfachrückstände: 118 der 123 untersuchten Proben (96 %) wiesen mehrere Wirkstoffe pro Proben auf. Im Mittel enthielt eine konventionell erzeugte Traubenprobe 7,9 Wirkstoffe mit einem mittleren Pestizidgehalt von 5,7 mg/kg Trauben. (Werte des Jahres 2012: 7,3 Wirkstoffe und 0,45 mg/kg Trauben; 2011: 6,3 Wirkstoffe und 0,55 mg/kg; 2010: 5,5 Wirkstoffe und 0,52 mg/kg). Der extreme Anstieg des mittleren Pestizidgehaltes ist auf den Nachweis des im Jahr 2012 neu in das Untersuchungsspektrum aufgenommenen Wirkstoff Fosetyl (Summe aus Fosetyl und Phosphonsäure) zurückzuführen. In den untersuchten Tafeltrauben wurden Gehalte zwischen 0,028 und 45,5 mg/kg festgestellt. Ohne diesen Wirkstoff liegt der mittlere Pestizidgehalt ähnlich wie in den Vorjahren bei 0,47 mg/kg.

Indikationszulassung: In 9 (29 %) einheimischen Proben wurden Wirkstoffe nachgewiesen, die in Deutschland für eine Anwendung bei Tafeltrauben nicht zugelassen sind. Bei den Wirkstoffen handelt es sich um Dithianon (3x), Fluopyram (3x), Folpet (3x) und Indoxacarb (3x). Eine mögliche Ursache für diese Befunde könnte der Unterschied hinsichtlich der zugelassenen Wirkstoffe bei Tafel- und Keltertrauben sein. Dafür spricht auch die Tatsache, dass wie bereits im Jahr 2012 in den einheimischen Proben keine Wirkstoffe nachgewiesen werden konnten, die in Deutschland überhaupt nicht, d.h. für keine Kultur, zugelassen sind.

Tafeltrauben aus ökologischem Anbau

Im Berichtszeitraum wurden insgesamt 26 ökologisch erzeugte Tafeltrauben unterschiedlicher Herkunft auf Rückstände an Pflanzenschutzmitteln untersucht (hierbei stammte eine Probe aus Deutschland). Bei 7 der untersuchten Traubenproben waren keine Rückstände an chemisch-synthetischen Wirkstoffen nachweisbar. In einer Probe wurden Rückstände der quaternären Ammoniumverbindungen Didecyldimethylammoniumchlorid (DDAC) in Höhe von 0,02 mg/kg nachgewiesen. Nach Artikel 5 Absatz 1 in Verbindung mit Anhang II und VII der Verordnung (EG) Nr. 889/2008 mit Durchführungsvorschriften zur Verordnung (EG) Nr. 834/2007 des Rates über die ökologische/biologische Produktion ist die Verwendung von DDAC bei Erzeugnissen aus ökologischem Landbau nicht zugelassen. Für den Wirkstoff DDAC sind keine Rückstandshöchstmengen in den Anlagen II und III der Verordnung (EG) Nr. 396/2005 für Trauben festgelegt. Somit gilt nach Artikel 18 Abs. 1 Buchstabe b der Verordnung (EG) Nr. 396/2005 eine EU-weit gültige, allgemeine Höchstmenge von 0,01 mg/kg.

Fazit

Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass konventionell erzeugte Tafeltrauben unverändert wie schon in den letzten Jahren zu den Obstsorten mit höherer Belastung an Pflanzenschutzmittelrückständen zählen. 98 % der untersuchten Tafeltraubenproben aus konventionellem Anbau enthielten Rückstände von Pestiziden. Der Anteil an Proben mit Höchstmengenüberschreitungen ist mit 4 % im Vergleich zum Vorjahr (9 %) wieder leicht gesunken.

Die akute Referenzdosis (ARfD, siehe Infokasten „Akute Referenzdosis“) bezogen auf Kleinkinder wurde bei einer Probe mit Herkunft Türkei überschritten. Bei 9 der 31 Tafeltrauben aus einheimischer Erzeugung wurden Rückstände an Wirkstoffen nachgewiesen, die für Tafeltrauben in Deutschland nicht zugelassen sind. (Verstoß gegen die Indikationszulassung, siehe Infokasten „Indikationszulassung“, Gehalte > 0,01 mg/kg): Dithianon (3x), Fluopyram (3x), Folpet (3x) und Indoxacarb (3x). Bei Anwendung Dithianon, Fluopyram, Folpet oder Indoxacarb enthaltender Pflanzenschutzmittel dürfen Trauben nicht als Tafeltrauben zum Direktverzehr in den Verkehr gebracht werden.

Von den 26 untersuchten Tafeltrauben aus ökologischem Anbau unterschiedlicher Herkunft erfüllten 25 die Bestimmungen für den ökologischen Anbau.

Vollständiges Dokument und Tabellen

Quelle: CVUA Stuttgart