Chlorat-Rückstände in Karotten: eine Spur führt zur Nacherntebehandlung mit chloriertem Wasser

Auf der Suche nach möglichen Ursachen für die in pflanzlichen Lebensmitteln gefundenen Chlorat-Rückstände hat sich ein möglicher Eintragspfad aufgezeigt. Bei der Untersuchung von Obst- und Gemüse auf Chlorat-Rückstände fielen uns im Zuge eines Monitoring-Programms zubereitete Mohrrüben eines Herstellers in den USA mit Chlorat-Rückständen bis zu 0,54 mg/kg auf. Der Hersteller gab in einer ersten Stellungnahme an, keine chlorhaltigen Pflanzenschutzmittel zu verwenden und verwies als mögliche Ursache für die Chlorat-Befunde auf das von ihm angewendete Hydro-Cooling-Verfahren, bei dem gechlortes Wasser verwendet wurde. Bei der Chlorierung von Wasser kann Chlorat als Nebenprodukt entstehen. Das mit chloriertem Wasser behandelte Lebensmittel kann so mit Chlorat kontaminiert werden.

„Hydrocooling“ mit chlorhaltigem Wasser

„Hydrocooling“ ist ein Nachernteverfahren, mit dem frisch geerntetes und evtl. zubereitetes Gemüse/Obst mittels Eiswasser schnell auf Temperaturen unter 10 °C heruntergekühlt wird, um die Haltbarkeit zur verlängern und Feuchtigkeitsverluste zu minimieren. Um die Belastung des Lebensmittels mit Mikroorganismen während und nach der Behandlung zu reduzieren, wird das Kühlwasser u.U. je nach Verfahren, Anwender oder Kühlgut auch mit Chlor bzw. Natrium- oder Calciumhypochlorit versetzt, wodurch pathogene Keime und Verderbniserreger abgetötet werden.

In den USA sind Nacherntebehandlungen mit chloriertem Wasser zulässig (1). Ausgehend von allgemein zugänglichen Informationen zum Hydrocooling-Verfahren werden in diesen Anlagen bei Einsatz von Chlor bzw. Chlorverbindungen konstante Chlorkonzentrationen im Kühlwasser eingestellt. Nach Angaben des Herstellers aus den USA wurden die Chlorkonzentration und das Redoxpotential durch täglich mehrmalige Messungen überwacht. Die Chlorat-Konzentration im Hydrocooler-Wasser wurde offensichtlich nicht gemessen.

Bei der Behandlung von Wasser mit Chlor und bei Verwendung von Chlorbleichlauge (Natrium- bzw. Calciumhypochlorit-Lösung) kann Chlorat als Nebenprodukt entstehen. Die Bildung von Chlorat als Nebenprodukt ist abhängig vor allem vom pH-Wert, von der Wassertemperatur, der Anwendungsdauer und auch von der organischen Belastung des Wassers. Da bei hoher organischer Belastung der Chlorbedarf erhöht ist, steigt auch der Gehalt an Chlorat an. Wird während der Behandlung der Lebensmittel im Hydrocooler nur die Chlorkonzentration überwacht, so kann sich vom Anwender unbemerkt, insbesondere bei kontinuierlicher Nachchlorierung des Wassers, die Chlorat-Konzentration stark erhöhen und so zu erhöhten Chlorat-Rückständen im Lebensmittel führen.

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Quelle: CVUA Stuttgart