Milch ist zu wertvoll zum Wegschütten

Das frische Glas Milch am Morgen gehört für viele zu einem guten Start in den Tag. Von Kindesbeinen an hören wir, dass Milch stark und gesund macht. Kein Wunder: Deutschland ist der größte Milchproduzent Europas. Demnach ist es auch wenig erstaunlich, dass Milchprodukte bei den Bundesbürgern weit oben auf dem Speiseplan stehen. Etwa sechs Kilogramm Butter, 18 Kilogramm Joghurt und 24 Kilogramm Käse wurden 2012 pro Kopf verzehrt. Für den Käse heißt das: Jeder zweite Deutsche isst ihn mehrmals in der Woche, jeder fünfte sogar jeden Tag.

Trotz ihrer Beliebtheit landen gerade Milchprodukte voreilig im Müll. Häufiger Grund: das falsch verstandene Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD). Immerhin rund acht Prozent der vermeidbaren Lebensmittelabfälle sind Käse, Milch und Co. Die Initiative Zu gut für die Tonne! erklärt, wie man auch nach abgelaufenem MHD prüfen kann, ob das Lebensmittel noch gut ist. Dazu gibt es Tipps zur richtigen Lagerung von Milchprodukten und Ideen für eine originelle Resteverwertung.

MHD abgelaufen – Joghurt in die Tonne – das muss nicht sein!

Wer kennt das nicht: Da wird schon mal ein Joghurt ungeöffnet weggeworfen, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) knapp überschritten ist. Ebenso gut könnte man bares Geld wegwerfen. Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) ist kein Wegwerfdatum. Es ist eine Garantie des Herstellers: „Mindestens haltbar bis …“ bedeutet, dass das Produkt mindestens bis zu diesem Termin seine spezifischen Eigenschaften wie Geruch, Geschmack und Aussehen behält. Das MHD wird vom Hersteller selbst festgelegt. Milch, Käse, Quark und Co. sind meist weit darüber hinaus noch genießbar.

Ist das MHD abgelaufen, heißt es den eigenen Sinnen zu vertrauen: Riecht und schmeckt der Joghurt noch gut und sieht zudem noch appetitlich aus, kann er getrost gegessen werden.

Milchprodukte brauchen es dunkel und kühl

Mit der richtigen Lagerung kann man die Haltbarkeit und Frische von Milchprodukten maximal ausschöpfen. So unterschiedlich Butter, Joghurt und Käse auch sein mögen, für alle gilt: weder dem Licht noch der Wärme aussetzen. Milcherzeugnisse sollten auf dem kürzesten Weg vom Supermarkt in den Kühlschrank gelangen. Gut verschlossen, am besten originalverpackt, fühlen sie sich im mittleren Fach bei sechs Grad Celsius am wohlsten.

Je nach Milchsorte unterschiedliche Haltbarkeit

Die Haltbarkeit der verschiedenen Trinkmilchsorten ist abhängig von der jeweiligen Wärmebehandlung. Vorzugsmilch ist unbehandelte Rohmilch von zur Vermarktung zugelassenen Bauernhöfen. Sie ist nur sehr kurz haltbar und sollte innerhalb von zwei bis drei Tagen verbraucht werden. Frischmilch wird pasteurisiert, also erhitzt. Gekühlt und verschlossen hält sie sich sechs, angebrochen zwei bis drei Tage. H-Milch ist nahezu keimfrei. Sie kann ungeöffnet bis zu acht Wochen auch bei Zimmertemperatur aufbewahrt werden. Offene Packungen gehören in die Kühlschranktür. Hier hält die H-Milch noch zwei bis drei Tage. Als ESL-Milch wird Frischmilch mit verlängerter Haltbarkeit bezeichnet. Diese kann gut gekühlt und ungeöffnet etwa drei Wochen aufbewahrt werden. Die Lagerdauer einer angebrochenen ESL-Milch beträgt im Kühlschrank etwa zwei bis vier Tage.

Käse will atmen und nicht schwitzen

Auch Käse gehört in den Kühlschrank. Die optimale Temperatur herrscht im mittleren Fach. Damit sich Käsegerüche nicht vermischen und Edelschimmel nicht auf Hartkäse übergreift, sollte jeder Käse einzeln verpackt sein: entweder in Butterbrotpapier oder in einer mit kleinen Löchern versehenen Alufolie. So kann der Käse atmen und schwitzt nicht. Käsescheiben oder Frischkäse sollten innerhalb einer Woche verbraucht werden. Sie trocknen bei geöffneter Verpackung schnell aus und verlieren ihr Aroma.

Ganze Käsestücke in ein feuchtes Tuch einschlagen

Hartkäse mag es luftig und feucht. Um ganze Käsestücke vor dem Austrocknen zu bewahren, hilft ein simpler Trick: Ein sauberes Tuch in Salzwasser tränken, gut auswringen und den Käse darin einwickeln. Diesen Vorgang alle zwei Tage wiederholen. So bleibt das Käsestück saftig und hält sich gekühlt bis zu drei Wochen.

Vorsicht bei Käseglocke und Brot-Kontakt

Eine Käseglocke ist zwar ein hübsches Tisch-Accessoire, jedoch zur längeren Aufbewahrung ungeeignet. Genau wie verschlossene Plastikbehälter verhindert die Glocke, dass der Käse atmen kann. Es bildet sich Feuchtigkeit und Schimmel setzt an. Schimmelgefahr besteht insbesondere auch bei Kontakt mit Brotkrumen. Käse sollte niemals auf Unterlagen geschnitten werden, auf denen zuvor Brot lag. Die Heferückstände des Brotes lassen den Käse schneller verderben.

Guter oder schlechter Schimmel?

Bei einigen Käsesorten ist ein Schimmelbefall geradezu erwünscht. Aber woran erkannt man, ob es guter oder schlechter Schimmel ist? Wird Hartkäse leicht weiß oder bekommt Flecken, ist es meist nur Salz oder Eiweiß, das durch Temperaturunterschiede kristallisiert. Die Stellen können einfach abgerieben werden. Schimmel, der etwa durch Edelpilzkäse übertragen wurde, lässt sich großzügig abschneiden. Den übrigen Hartkäse kann man getrost weiterverwenden.

Bedenklich sind grün-graue Pilznester oder rosa-weiß glänzende Schimmelstellen. Käse mit diesen Anzeichen ist nicht mehr genießbar. Auch Schimmelkäse wie Camembert, Brie oder Edelpilzkäse kann verderben. Der Käse riecht und schmeckt dann muffig. Je nach Schimmelbefall kann er sich auch rot, grün oder schwarz färben. Er gehört dann in den Müll. Generell sollte man Schimmelkäse innerhalb von 10 bis 14 Tagen verbrauchen.

Milch, Joghurt und Käse im Tiefkühler?

Milch und Milchprodukte sind nur bedingt zum Einfrieren geeignet. Was geht, sind fettreiche Produkte wie Butter oder Frischkäse. Diese einfach nach dem Einkauf ins Gefrierfach legen und vor dem Verzehr einen Tag lang im Kühlschrank auftauen lassen. Bei Trinkmilch eignet sich nur die H-Milch zum Tiefkühlen. Allerdings ist sie nach dem Auftauen nicht mehr so schmackhaft. Zum Backen oder Kochen kann sie aber durchaus verwendet werden. Buttermilch und Joghurt verändern ihre Konsistenz beim Einfrieren. Sie werden körnig und gerinnen. Diese Produkte gehören besser nicht in den Gefrierschrank – das gilt auch für Kefir, Dickmilch und Quark. Käse sollte vor dem Einfrieren voll ausgereift sein. Im Kühler sterben die Käsebakterien ab und der Reifeprozess wird beendet. Hartkäse lässt sich nur schwer einfrieren, ohne dass er bröckelig wird. Am besten Vakuumieren, damit er keine Feuchtigkeit verliert.

Auftauen nur im Kühlschrank

Generell sollten alle Milchprodukte langsam im Kühlschrank aufgetaut werden – Kochtopf oder Mikrowelle sind tabu. Bis auf Hartkäse sollten Milcherzeugnisse nach dem Auftauen auch nicht wieder eingefroren werden. Zu groß ist die Gefahr schädlicher Bakterien. Am besten also immer nur kleine Portionen auftauen, die schnell verbraucht werden.

Rezeptideen für beste Reste

Ist vom Kuchenverzieren oder der Kaffeetafel noch geschlagene Sahne übrig? Friere sie als hübsche Sahnetupfer ein. Damit lassen sich wunderbar Desserts verzieren oder Suppen verfeinern – eine Idee von Angelika Paulus, Vorsitzende des Landesverbandes der Haushaltsführenden in Bayern.

Sahnetupfer

Zubereitung: Reste von geschlagener Sahne in einen Spritzbeutel mit großer Tülle füllen. Mit etwas Abstand walnussgroße Tupfen in eine Gefrierform spritzen. Hierfür eignen sich Gefrierdosen mit Deckel oder Aluschalen, die in einen Gefrierbeutel geschoben werden. Die Schale sollte immer etwas höher als die Sahnetupfer sein. Anschließend die Sahnetupfer einfrieren und bei Bedarf Rote Grütze oder Tomatensuppe damit verfeinern.

Weitere Rezepte für beste Reste enthält die App Zu gut für die Tonne!. Darüber hinaus bietet sie Tipps zu Lagerung und Haltbarkeit von Lebensmitteln sowie einen interaktiven Einkaufsplaner. Sie ist gratis im AppStore und bei GooglePlay erhältlich: www.zugutfuerdietonne.de/app

 

Initiative Zu gut für die Tonne!

Jedes achte Lebensmittel, das wir kaufen, werfen wir weg. Pro Person und Jahr sind das rund 82 Kilogramm Lebensmittelabfall. Rund zwei Drittel davon wären vermeidbar. Wie sich Lebensmittelabfälle reduzieren lassen, zeigt die Initiative Zu gut für die Tonne! des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Akteure aus Industrie, Handel, Gastronomie und Landwirtschaft sowie Verbraucherverbände, Kirchen und NGOs unterstützen die Initiative. Unter www.zugutfuerdietonne.de finden sich Tipps zu Lebensmittellagerung und -haltbarkeit, Fakten zur Lebensmittelverschwendung sowie Rezepte für beste Reste.

Quelle:
Zu gut für die Tonne! Eine Initiative des BMEL