Primäre aromatische Amine in Servietten und Bäckertüten: Die Gefahr lauert im Farbstoff.

Primäre aromatische Amine (paA) können in Farbstoffen enthalten sein. Es handelt sich um gesundheitsschädliche Substanzen, von denen einige auch als krebserregende Stoffe eingestuft sind. Nach Meinung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), sollten Verbraucher so wenig wie möglich in Kontakt mit diesen Substanzen kommen. In Hinblick auf diese Aussagen wurden im Jahr 2014 am CVUA Stuttgart insgesamt 81 Proben, darunter Bäckertüten, Servietten und Muffinförmchen, auf ihre Abgabe an paA untersucht. Bei zehn Proben war der Übergang an paA auffällig.

Rechtliche Situation

Gemäß den Anforderungen der Empfehlung XXXVI des BfR („Papiere, Kartons und Pappen für den Lebensmittelkontakt“) dürfen keine Azofarbstoffe verwendet werden, die in der Anlage der Bedarfsgegenständeverordnung genannt werden. Weiterhin dürfen paA (siehe Infokasten) im Wasserextrakt der Fertigerzeugnisse nicht nachweisbar sein, unabhängig davon ob die paA´s direkt aus den Azofarbstoffen oder aus wiedergewonnen Fasern (Recyclingpapier) stammen.

Zur Interpretation der Anforderung „nicht nachweisbar“ empfiehlt das BfR in Ergänzung zum bestehenden Summengrenzwert von 10 µg/L für paA eine zusätzliche Begrenzung des Übergangs der als krebserzeugend und potenziell krebserzeugend eingestuften Einzelsubstanzen, wie z.B. Anilin, Toluidin und Anisidin. Aus Sicht des BfR sollte für diese paA das ALARA-Prinzip (siehe Infokasten) gelten. Der Übergang auf Lebensmittel bzw. Lebensmittelsimulanzien sollte mit einer Nachweisgrenze von 0,002 mg/kg (2 µg/kg) Lebensmittel oder Lebensmittelsimulanz, nicht nachweisbar sein. Das BfR empfiehlt darüber hinaus, nur Farbpigmente zu verwenden, die keine krebserzeugende aromatische Aminkomponente enthalten.

Was sind primäre aromatische Amine?

Strukturformel Anilin.Primäre aromatische Amine sind Amine mit einem aromatischen Substituenten, einfachster Vertreter ist das Aminobenzol, auch bekannt als Anilin (siehe Strukturformel). PaA sind Substanzen, die zum Beispiel bei der Herstellung von bestimmten Farbmitteln, sogenannten Azofarbstoffen, verwendet werden und als Verunreinigung im Farbstoff zurück bleiben. Einige paA sind bekannte Humankanzerogene. Andere werden aufgrund tierexperimenteller Studien als potenziell krebserzeugend für den Menschen angesehen. Aus bunt bedruckten Papierservietten und Bäckertüten, wie sie von uns untersucht wurden, und auch aus anderen bedruckten Materialien mit Lebensmittelkontakt können gesundheitliche relevante paA´s ins Lebensmittel übergehen.

Vollständiges Dokument

Quelle: CVUA Stuttgart