Unkraut in der Küche: Wiesenkerbel wartet auf seine Entdeckung

Im Vergleich zu Brennnessel, Löwenzahn und Giersch fristet Wilder Kerbel oder Wiesenkerbel ein Schattendasein unter den Wildkräutern. Dabei ist der bis zu 150 cm hohe Doldenblütler überall in Mittel- und Nordeuropa an Waldrändern und auf Wiesen zu Hause und wahrlich nicht zu übersehen. Essbar sind alle Teile der Pflanze – die verzweigten Stängel, die auf der Unterseite behaarten farnartigen Blätter, die geschlossenen Blütenstände und im Herbst sogar die Wurzeln.

Schon beim Zerreiben der Blätter in der Hand bekommt man einen Vorgeschmack auf das herbe, erdige Aroma des Wiesenkerbels – eine intensive Mischung aus Möhre und Petersilie. Dips, Kräuterquark oder -butter, aber auch cremigen Suppen und Soßen gibt er eine frühlingshafte Note. Prima Partner sind Eier, Kartoffeln und Reis, darüber hinaus zartes Gemüse, allen voran frischer Spargel, sowie helles Fleisch und Fisch.

Die Verarbeitungsmöglichkeiten sind dabei vielfältig. Frisch geerntet und gehackt machen sich die Blätter gut als Würzmittel. Sie sind jedoch auch in einer Marinade gut aufgehoben. Langes Kochen behagt dem Wiesenkerbel allerdings gar nicht. Dadurch verliert er seine pikante Frische. Das Kraut wird am besten kurz vor Ende der Garzeit zugegeben oder über das fertige Gericht gestreut.

Wie die meisten Wildkräuter ist Wiesenkerbel reich an ätherischen Ölen. Darüber hinaus enthält er nennenswerte Mengen an Beta-Carotin und Vitamin C, Magnesium und Eisen.

Die Kultur von Wiesenkerbel im eigenen Garten erübrigt sich eigentlich. Dort kann man seinen kultivierten Bruder, den Echten Kerbel, aussäen. Er ist extrem anspruchslos und gedeiht auf allen Böden. Als herbe Ergänzung bietet sich dann in der freien Natur gesammelter Wiesenkerbel an. Zum Leidwesen der Landwirte findet er sich auf nährstoffreichen Wiesen und Äckern im Überfluss.

„Allerdings hat der Wiesenkerbel zwei stark giftige Verwandte, den gefleckten Schierling und die Hundspetersilie“, warnt Harald Seitz, Ernährungswissenschaftler beim aid infodienst. Auf Nummer sicher geht, wer im Rahmen einer geführten Kräuterwanderung Standorte des Wiesenkerbels erkundet und diese dann immer wieder zur Ernte aufsucht.

Quelle: Eva Neumann, www.aid.de