Lebensmittel auf Getreidebasis durch Tropanalkaloide verunreinigt, Kinder besonders gefährdet

Hessisches Landeslabor veröffentlicht seinen Jahresbericht 2014 und neueste Untersuchungsergebnisse.

Der Landesbetrieb Hessisches Landeslabor (LHL) hat heute seinen Jahresbericht 2014 veröffentlicht. Berichtet wird dort unter anderem über Untersuchungen von Getreide auf Tropanalkaloide (TA). Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) (1) sind gesundheitliche Beeinträchtigungen schon durch geringe Gehalte an Tropanalkaloiden möglich. „Im LHL wurden im Jahr 2014 insgesamt 174 Lebensmittelproben – überwiegend Getreideprodukte und getreidehaltige Kindernahrung unter anderem auf Mais- und Hirsebasis – auf deren Gehalte an TA untersucht.

Unsere Befunde waren zum Teil Besorgnis erregend“, so der Direktor des LHL, Professor Hubertus Brunn. „Aufgrund der teilweise bis zu 10-fachen Überschreitung der gesundheitlich bedeutsamen Akuten Referenzdosis von 0,016 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht (μg/kg) haben wir Schnellwarnmeldungen an das europäische Schnellwarnsystem RASFF übermittelt“, so Brunn.

Situation 2015

„Im laufenden Jahr haben wir bisher 29 Stichproben getreidehaltige Kindernahrung untersucht, in keinem dieser Produkte konnte eine Belastung mit Tropanalkaloiden festgestellt werden“, freute sich der Direktor. „Dennoch: die Gefahr ist nicht gebannt, wie jüngste Rückrufaktionen von Produzenten immer wieder zeigen. Insofern ist es wichtig, dass wir diese Untersuchungen fortsetzen, damit insbesondere die Kleinsten unter uns, nämlich die Kinder geschützt sind. Informationen zu diesen Rückrufen sind auf www.lebensmittelwarnung.de zu finden“, so Brunn.

Gesundheitliche Bewertung

Laut BfR beeinflussen Tropanalkaloide bereits in niedriger Dosierung die Herzfrequenz und das zentrale Nervensystem. Benommenheit, Kopfschmerzen und Übelkeit sind demnach typische Symptome. Kinder und Säuglinge reagieren vor allem aufgrund ihres geringen Körpergewichts und physiologischer Besonderheiten besonders empfindlich auf diese Substanzen. Eltern, die bei ihren Kindern die erwähnten Beschwerden nach dem Verzehr von Getreideprodukten feststellen, sollten möglichst umgehend einen Arzt aufsuchen.

Wie kommen Tropanalkaloide ins Getreide?

Auf www.lebensmittelwarnung.de wird im Zusammenhang mit den öffentlichen Rückrufen der letzten Monate u.a. auf folgende Aspekte hingewiesen: „Alkaloide kommen natürlicherweise in verschiedenen Pflanzen, insbesondere Nachtschattengewächsen, wie z.B. in Bilsenkraut oder Stechapfel, vor. Vereinzelt wachsen diese Pflanzen auf Bio-Getreideanbauflächen und ihre Samen werden bei der Getreideernte miterfasst.

In der konventionellen Landwirtschaft wird ein Wachstum solcher „Beikräuter“ mittels Herbizideinsatz verhindert. Diese „Fremdsamen“ können in der Bio-Landwirtschaft in der Regel nach der Ernte gut aussortiert werden. Leider ist nicht gesichert auszuschließen, dass die o.g. Pflanzen die Alkaloide auch im Stengel und in den Blättern enthalten, und über den Dreschvorgang die Alkaloide auf die Maiskörner übergehen.“ (Quelle: www.lebensmittelwarnung.de, Stand: 09.07.2015)

Welche Grenzwerte gelten für Tropanalkaloide?

Bislang noch keine. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hatte im Oktober 2013 eine Risikobewertung zum Vorkommen von Tropanalkaloide in Lebens- und Futtermitteln veröffentlicht. Auf Basis dieser Bewertung wird die EU bis zum Jahresende 2015 erstmalig Grenzwerte für Tropanalkaloide in Lebensmitteln festlegen, die dann von den Lebensmittelunternehmen einzuhalten sind.

1) Stellungnahme Nr. 035/2014 des BfR vom 13. November 2013 „Hohe Tropanalkaloidgehalte in Getreideprodukten: Bei Menschen mit Herzproblemen sind gesundheitliche Beeinträchtigungen möglich“

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Quelle: Hessisches Landeslabor