Meersalat ist kein Salat: Alge des Jahres als Modellorganismus

Der Meersalat ist die Alge des Jahres 2015. Für Wachstum und Entwicklung braucht er bestimmte Bakterien, erklärt die Sektion Phykologie der Deutschen Botanischen Gesellschaft (DBG).

Der Meersalat gehört zur Gattung Ulva und ist in allen Weltmeeren verbreitet. Die Algen der Gezeitenzone wachsen bandförmig oder wie ein Salatblatt. Diese natürliche Form können sie aber nur in Anwesenheit von bestimmten Bakterien ausbilden. Ansonsten entwickeln sich die Jungalgen nur langsam und zu unförmigen Zellhaufen.

Bei der Art Ulva mutabilis sind es die Bakterienstämme Roseobacter und Cytophaga. Roseobacter regt ähnlich wie das Pflanzenhormon Cytokinin die Blattzellen zur Zellteilung an, damit das typische Blatt entsteht. Cytophaga führt zur Differenzierung der Zellen, mit denen sich die Alge am Untergrund festhält. Außerdem helfen die Mikroorganismen bei der Wahl eines geeigneten Lebensraums. Mit Signalstoffen werden die begeißelten Zoosporen zur Keimung an die passende Stelle gelockt.

Nun soll die Art Ulva mutabilis als Modellorganismus etabliert werden, um chemische Kommunikation und entwicklungsbiologische Vorgänge zu erforschen. Die Biologen möchten die genauen Zusammenhänge verstehen, etwa welche Stoffe die Bakterien produzieren und wie sie die Entwicklung der Alge beeinflussen.

In Chile, Peru, auf den Philippinen und in Indonesien wird die Alge übrigens als Meeresgemüse gegessen. In Deutschland ist sie dagegen nicht als Lebensmittel zugelassen. In der Natur kann es zu einer massenhaften Vermehrung von Ulva kommen, wenn durch Abwässer oder Dünger zu viele Nährstoffe ins Meer gelangen. Algenblüten in Küstenregionen sind die Folge.

Weitere Informationen:

  • www.bundesverband-aquakultur.de/meersalat
  • www.aid.de/verbraucher/trends_algen.php

Quelle: Heike Kreutz, www.aid.de