So isst man Obst heute? Bunt verpackt und püriert: Obstbreie im Quetschbeutel

In den Regalen der Supermärkte und Drogerien finden Eltern ein weiteres Highlight des Produktmarketings: Obstbrei im Quetschbeutel. Die Zielgruppen sind dabei nicht nur Säuglinge, sondern auch Klein- oder Schulkinder. Die Breie bestehen aus „100% Frucht“, haben „keinen Zuckerzusatz“, sind „ohne Aroma“ und oft in „Bio“-Qualität. Zudem sind sie unheimlich praktisch: Man dreht im Nullkommanichts den Deckel ab und das Kind kann den süßen Fruchtbrei saugen. „Zwar mag die Handhabung der ,Quetschies‘ bequem und einfach sein, das ständige Nuckeln an dem Plastebeutel ist jedoch alles andere als unbedenklich,“ so Dr. Birgit Brendel von der Verbraucherzentrale Sachsen.

Die Mehrheit der Produkte besteht aus reinem Obstmus ohne Zusätze. Natürlich ist Obst grundsätzlich „gesund“: Täglich werden zwei Portionen empfohlen. Dennoch sind die Breie aus dem Quetschbeutel wenig empfehlenswert für Kinder. Obst, und damit auch Obstbreie, enthält fruchteigenen Zucker und Fruchtsäuren, die eine zahnschädigende Wirkung haben. „Der Witz des Beutels liegt darin, dass Kinder an den Beuteln nuckeln. In der lang anhaltenden Konfrontation der Zähne mit dem zucker- und säurehaltigen Brei liegt der kritische Punkt“, so Brendel.

Eine Reihe Obst-Quetschbeutel werden bereits für Säuglinge ab dem 4. oder 6. Monat als Zwischenmahlzeit angeboten. Im 1. Lebensjahr sollten jedoch keine reinen Obstbreimahlzeiten gegeben werden. „Stattdessen sollte Obstmus mit Getreide und Öl zu Brei kombiniert werden, um den Energie- und Nährstoffbedarf der Kinder zu decken“, empfiehlt Brendel. Daneben können Obstbrei oder Saft als Vitamin-C-Lieferanten dienen. Mit dem Ende des ersten Lebensjahres haben Kinder auch die ersten Zähne, mit denen sie Obst gut beißen und kauen können. „Durch intensives Kauen wird der Speichelfluss angeregt, der wiederum die im Mund entstandenen Säuren verdünnt. Er sorgt dafür, dass der Zahnschmelz nicht so stark entmineralisiert wird. Obstmus zum Nuckeln ist da weder sinnvoll noch zu empfehlen“, so Brendel weiter.

Entscheidend ist zudem, dass Babys mit dem ersten Brei lernen, vom und später mit dem Löffel zu essen. Einige Produkte verweisen zwar auf die Wichtigkeit der Mundhygiene und darauf, dass mit dem Löffel gefüttert wird. Fraglich ist, ob Eltern diese Hinweise im „Kleingedruckten“ jedoch bewusst wahrnehmen. Als Ergänzung zum Quetschbeutel gibt es aufschraubbare Löffel. „Auch das mag schnell, einfach und praktisch erscheinen, verursacht neben den unökologischen Plastequetschbeuteln jedoch nicht nur mehr Abfall, sondern auch zusätzliche Kosten. Letztendlich sind die Beutel also nicht nur zu kritisieren, sondern auch teurer als die üblichen Gläser oder frisches Obst“, schließt Brendel ab.

Quelle: Verbraucherzentrale Sachsen