Von wegen „unbedenklich“: Rewe ändert belastete Marke

Nach längerem Abwiegeln hat die Handelskette Rewe auf einen foodwatch-Test reagiert und Änderungen bei einer mit bedenklichen Substanzen belasteten Eigenmarke angekündigt. foodwatch hatte in „Rewe Bio Weichweizengrieß“ Rückstände aromatischer Mineralöle nachgewiesen, die als potenziell krebserregend und erbgutschädigend gelten. Rewe hatte auf den Test wochenlang gar nicht reagiert und das Produkt zuletzt entgegen den wissenschaftlichen Risikobewertungen öffentlich als „unbedenklich“ bewertet. Da Mineralölrückstände häufig aufgrund ungeeigneter Verpackungsmaterialien ins Lebensmittel gelangen, kündigte Rewe nun an, das Produkt im kommenden Jahr in einer neuen Verpackung anzubieten.

Die Ankündigung geht aus einer Antwort des Bioverbands Naturland, unter dessen Siegel das Produkt erscheint, an foodwatch hervor. foodwatch begrüßte diesen Schritt, kritisierte aber, dass Rewe die Produkte in der bisherigen Verpackung offenbar nicht aus dem Verkauf nehmen wolle. Rewe erkennt damit offenbar endlich an, dass die Mineralölbelastung seines Produkts eben doch ein Problem darstellt: Denn wenn das Produkt wirklich unbedenklich wäre, wie Rewe unzutreffend behauptet hat, müsste ja auch nichts geändert werden. Will Rewe seine Kunden konsequent vor einem Gesundheitsrisiko schützen, dann muss das Unternehmen dies allerdings jetzt tun und nicht erst nächstes Jahr: foodwatch fordert weiterhin einen Rückruf des gerade bei Kindern beliebten Weichweizengrieß‘ der Eigenmarke. Das Produkt solle aus dem Verkauf genommen werden, bis es in der neuen, sicheren Verpackung verfügbar ist.

Rewe ließ Schreiben unbeantwortet

Die Ergebnisse einer umfangreichen Laboranalyse mit insgesamt 120 Lebensmitteln hatte foodwatch bereits Ende Oktober öffentlich gemacht. Dabei waren in einer Charge des Bio-Weichweizengrieß‘ von Rewe wie in acht weiteren Produkten aus Deutschland die besonders kritischen aromatischen Mineralöle nachgewiesen worden. Weil eine Reaktion von Rewe auf diesen Nachweis ausblieb, schrieb foodwatch das Handelsunternehmen Anfang November direkt an und wies noch einmal auf die Testresultate hin – doch Rewe ließ auch dieses Schreiben unbeantwortet. Schließlich veröffentlichte foodwatch selbst einen „Produktrückruf“, zudem beschwerten sich hunderte Verbraucherinnen und Verbraucher vor allem auf Facebook bei Rewe – woraufhin das Unternehmen in den vergangenen Tagen in einer knappen Erklärung alle Probleme abstritt und sein Produkt als „unbedenklich“ bezeichnete. Weil aromatische Mineralöle jedoch nach Einschätzung der EU-Lebensmittelbehörde EFSA potenziell krebserregend und erbgutverändernd sind, gibt es keine unbedenklichen Werte, wenn die Substanzen in einem Produkt nachgewiesen sind.

Nun bewegte sich Rewe also doch. Über die geplante Verpackungsänderung informierte der Anbauverband Naturland, unter dessen Siegel der Rewe-Bio-Weichweizengrieß verkauft wird, foodwatch am Mittwoch per E-Mail. Rewe habe „versichert“, heißt es darin, „dass die Produktverpackung im kommenden Jahr vorsorglich mit einem zusätzlichen Innenbeutel versehen wird, der eine Migration von MOAHs [aromatischen Mineralölen; Anmerkung foodwatch] auch aus Quellen, die nicht in der Verantwortung des Unternehmens liegen, zuverlässig ausschließt.“ Den Verweis auf die Verantwortung Dritter interpretiert foodwatch als Absicherung, denn natürlich tragen Hersteller und Handel Verantwortung für die bei Produktion, Verpackung oder Lagerung auftretenden Verunreinigungen. foodwatch hatte Naturland zuvor angeschrieben und um Stellungnahme zu der Belastung des Rewe-Produkts gebeten.

Der foodwatch-Test – und was danach passiert ist

Vor Rewe hatten bereits die Unternehmen Hahne und Curti Verpackungsänderungen für im foodwatch-Test negativ aufgefallene Produkte angekündigt. Kaufland und Curti hatten einen öffentlichen Produktrückruf veranlasst, Real zudem ein belastetes Reis-Produkt von reis-fit ausgelistet. Dasselbe Produkt steht bei Rewe weiterhin im Markt. Auf Facebook erklärte Rewe dazu, dass das Produkt nur dann aus dem Verkauf genommen werden, wenn nicht foodwatch, sondern „der Hersteller oder eine autorisierte Behörde über eine mögliche Belastung“ informieren würde. foodwatch meint: Wem die Gesundheit der Kunden wichtig ist, dem ist es egal, woher ein Hinweis auf ein Gesundheitsrisiko kommt – die richtige Antwort auf einen solchen Hinweis ist: prüfen und dann handeln.

Weitere Informationen

Pressekontakt:
foodwatch e.V.
presse und öffentlichkeitsarbeit
brunnenstraße 181, d-10119 berlin
fon: +49 (0) 30 / 24 04 76 – 2 90
presse@foodwatch.de

Quelle: foodwatch