Glyphosat: Krebserregend oder nicht?

Die EFSA verteidigt ihre falsche Bewertung der Krebsgefahr von Glyphosat erneut mit willkürlichen Argumenten, kritisiert das Pestizid Aktions-Netzwerk.

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) wurde geschaffen, um ihre Bewertung von Pestiziden auf rein wissenschaftlicher Basis vorzunehmen. Im Fall von Glyphosat hat sie diesen Weg verlassen, um mit willkürlichen Argumenten das Pestizid reinzuwaschen, so die Schlussfolgerung des Toxikologen Dr. Peter Clausing vom Pestizid Aktions-Netzwerk e.V. (PAN Germany).

EFSA-Chef Bernhard Url versucht in einem Brief vom 13. Januar 2016 (1) die Anwendung falscher statistischer Verfahren mit neuen Scheinargumenten zu rechtfertigen und beharrt auf der Nichtexistenz beobachteter Krebseffekte in Mäusestudien. PAN Germany und PAN Europe haben diese Argumente einer kritischen Wertung unterzogen (2).

Die Art des statistischen Verfahrens zur Auswertung der Krebsstudien an Mäusen ist von grundlegender Bedeutung für die Krebsbewertung von Glyphosat. Bei Anwendung der von der OECD empfohlenen Methode zeigen sich in allen fünf vorliegenden Studien signifikante Krebseffekte. Url benutzt fragwürdige Argumente, um die Missachtung der OECD-Empfehlungen durch die EFSA zu rechtfertigen.

„Diese Argumente haben keinerlei wissenschaftliche Basis“, sagt Clausing. Die EFSA verschanze sich dahinter, dass die statistische Auswertung vor Versuchsbeginn geplant werden muss und suggeriere, dass keine späteren Änderungen möglich wären. „Da die Qualität der Daten jedoch erst am Ende einer Studie beurteilt werden kann, sind Änderungen im statistischen Verfahren nicht nur erlaubt, sondern eventuell sogar notwendig, was natürlich beschrieben und begründet werden muss“, sagt Clausing.

Statt sich hinter jahrzehntealten Versuchsplänen zu verstecken, müsse die EFSA die aktuellen Empfehlungen der OECD anwenden, so die Auffassung von PAN Germany und PAN Europe. Im Übrigen wiederholt Url alte Argumente des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) zur angeblich fehlenden biologischen Relevanz der Krebsbefunde, die bereits früher kritisiert wurden (3, 4).

Es ist von höchster Dringlichkeit, dass die europäische Kommission die Expertenkritik an der Argumentation der EFSA ernst nimmt und Konsequenzen für den Schutz für Mensch und Umwelt zieht. Es ist zu hoffen, dass das persönliche Treffen von Kommissar Vytenis Andriukaitis mit Prof. Portier und weiteren Wissenschaftlern am 22. Januar 2016 dazu beiträgt. Portier und 96 renommierte Wissenschaftler aus aller Welt hatten den EU-Kommissar in einem offenen Brief (5) gedrängt, dafür zu sorgen, dass die Bewertung von Glyphosat auf rein wissenschaftlicher Basis erfolgt.

Ansprechpartner:

Dr. Peter Clausing, PAN Germany
Tel. +49(0)176-7801 2705
peter.clausing@pan-germany.org

Weitere Informationen:

(1) Offener Brief von Prof. Christopher Portier und Mitunterzeichnern an EU-Kommisar Vytenis Andriukaitis vom 27.11.2015

(2) Repeating wrong statements does not make them more correct – , A comment on the answer of EFSA’s Chief Executive, Bernhard Url, to the open letter of Prof. Christopher Portier

(3) Antwort des Leiters der EFSA, Bernhard Url, vom 13.1.2016 auf den offenen Brief von Prof. Portier et al.

(4) http://www.pan-germany.org/download/PAN_Germany_Addendum_analysis_
09112015.pdf

(5) http://www.pan-germany.org/download/Analysis_EFSA-Conclusion_151201.pdf

Pressekontakt:
Pestizid Aktions-Netzwerk e.V. (PAN Germany) (Pesticide Action Network – Germany) Nernstweg 32 D – 22765 Hamburg
Tel. +49 (40) 399 19 10-0
presse@pan-germany.org
www.pan-germany.org

Quelle: PAN Germany und PAN Europe