Diäten und Jo-Jo-Effekt: Abnehmtempo individuell bestimmen

Schnelle, gut sichtbare Erfolge motivieren bekanntermaßen. Auch beim Abnehmen. Für all jene, die ihr Gewicht reduzieren wollen, sind radikale Diäten daher eine große Verlockung. Jedoch die Empfehlungen und Leitlinien von Fachgesellschaften in aller Welt warnen: Wer rasant abspeckt, nimmt durch den gefürchteten Jo-Jo-Effekt auch schnell wieder zu. Diese weit verbreitete These wird in jüngster Zeit jedoch vermehrt kritisch hinterfragt.

Die aktuelle Studienlage haben Professor Anja Bosy-Westphal (Institut für Ernährungsmedizin, Universität Hohenheim) und Professor Manfred James Müller (Institut für Humanernährung und Lebensmittelkunde, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel) in einem Artikel der Fachzeitschrift Adipositas (4-2015) zusammengefasst. Dabei kommen die beiden Autoren zu dem Ergebnis, dass der propagierte unmittelbare oder langfristige Erfolg einer langsamen Gewichtsabnahme wissenschaftlich nicht ausreichend gesichert sei. Neuere Studien belegten vielmehr, dass der Jo-Jo-Effekt unabhängig vom Tempo der Diät ist.

Die beiden Wissenschaftler weisen zugleich auf ungünstige gesundheitliche Auswirkungen einer überproportional schnellen Gewichtsabnahme hin. Sie sei mit einem erhöhten Risiko für Gallenblasenentzündung und Gallenkoliken verbunden und gehe außerdem in der Regel mit einem vermehrten Verlust an Magermasse einher (das ist die fettfreie Körpermasse). Und das wiederum ist ein Risiko für eine erneute Gewichtszunahme.

Die bislang weitgehend anerkannte Faustregel, wonach ein Energiedefizit von 3500 Kilokalorien pro Woche zu einer Gewichtsabnahme von 0,5 Kilogramm führt, ist im Einzelfall sehr ungenau, so die Ernährungswissenschaftler. Das optimale Abnehmtempo – ein „gesundes Energiedefizit“ – könne mit Hilfe von mathematischen Modellen individuell berechnet werden. Sie berücksichtigen unter anderem Faktoren wie Alter und Größe, Gewicht und Anteil der Fettmasse, körperliche Aktivitäten, Energie- und Salzaufnahme. Auch zur Kontrolle einer Diät böten sich diese Modelle an.

Vollständiger Zeitschriften-Artikel

Quelle: Eva Neumann, www.aid.de