Koffein in Nahrungsergänzungsmitteln und Sportlernahrung – eine unterschätzte Aufnahmequelle

Systematische Untersuchungen zum Koffeingehalt in Nahrungsergänzungsmitteln und Sportlernahrung liegen bislang nicht vor. Das CVUA Karlsruhe hat aus diesem Grund 2015 in einem Schwerpunktprogramm 43 derartige Proben nicht nur in lebensmittelrechtlicher Hinsicht untersucht, sondern umfassend auch unter Berücksichtigung anderer Koffeinquellen, hier vor allem Getränke, beurteilt.

Die Sachverständigen im CVUA Karlsruhe haben die nun vorliegenden Ergebnisse ausgewertet und kommen zu folgendem Fazit: Besonders wenn Verbraucherinnen und Verbraucher koffeinhaltige Nahrungsergänzungsmittel oder Sportlernahrung gemeinsam mit koffeinhaltigen Energy-Drinks verzehren, nehmen sie Koffein in Mengen auf, die die empfohlenen Verzehrsmengen sehr leicht überschreiten können.

Koffeinaufnahme in Deutschland

2015 hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (engl. European Food Safety Authority, kurz: EFSA) die Sicherheit von Koffein erstmals bewertet. Die EFSA kommt zu dem Schluss, dass Koffein in Einmaldosen für gesunde Erwachsene bis zu 200 mg bzw. ca. 3 mg/kg Körpergewicht zu keinen negativen Gesundheitsbeeinflussungen führt. Höhere Dosen, vor allem vor sportlichen Anstrengungen, können durch verminderte Erschöpfungserscheinungen zu verlängerter Trainingsdauer und/oder Überbeanspruchungen des Körpers führen. Dies kann nachfolgend Gefahren für das Herz-Kreislaufsystem und den Bewegungsapparat mit sich bringen [3].

Bei gewohnheitsmäßiger Aufnahme von Koffein gilt für gesunde Erwachsene eine Gesamttagesdosis aus allen Koffeinquellen von 350 bis 400 mg/Tag als unbedenklich [3,16]. Dabei ist jedoch zu erwähnen, dass es sich dabei um Erfahrungswerte für gesunde Erwachsene handelt. Menschen mit Krankheiten oder die unter Medikation stehen, sind in der EFSA Bewertung nicht eingeschlossen. Außerdem ist bekannt, dass die Empfindlichkeit – teilweise erblich bedingt – innerhalb der Bevölkerung sehr unterschiedlich ist und die Abbaugeschwindigkeit von Koffein stark beeinflusst (Halbwertszeiten von 2 bis 8 h, Mittelwert: 4 h). Auch und besonders aus diesem Grund sollte die empfohlene Verzehrsmenge von 400 mg/Tag nicht überschritten werden [1,3].

Die EFSA-Stellungnahme hat die Daten auch mithilfe der deutschen nationalen Verzehrsstudie II von 2007 erhoben. Bereits damals lagen die im Mittel zu sich genommenen Koffeinmengen für die tägliche, chronische Aufnahme bei Jugendlichen mit einem Durchschnittsalter von 16 Jahren bei ca. 60 mg/Tag und bei Erwachsenen bei ca. 240 mg/Tag. Als einmalige Tagesmenge wurden bei 95% der Jugendlichen ca. 240 mg und bei 95% der Erwachsenen ca. 560 mg nicht überschritten. Letztere Werte sind, besonders im Zusammenhang mit der im Laufe der Zeit sicherlich noch gestiegenen Vermarktung und Beliebtheit koffeinhaltiger Getränke, durchaus als hoch anzusehen und liegen auch im innereuropäischen Vergleich in den oberen Rängen [3,15,16].

Eine Erhebung unter Studierenden (n = 181) hat als Hauptaufnahmequellen Kaffee und Tee ausgemacht und eine mittlere Aufnahmemenge von 105 – 130 mg/Werktag ermittelt. Unter den Befragten gaben nur 5 bis 16 % an, komplett auf Koffeingenuss zu verzichten. Einige Studierende konsumierten allerdings auch bis zu 645 mg/Tag [16]. Auch bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland wird die von Health Canada für diese Konsumentengruppe empfohlene Höchstaufnahmemenge von 2,5 mg/kg Körpergewicht bereits teilweise überschritten. Ein Überschreitungsrisiko besteht anhand der ermittelten Aufnahmemengen allerdings nur bei einer sehr kleinen Gruppe (< 5 %) gewohnheitsmäßiger, teilweise exzessiver Konsumenten [17,18]. Energydrinks tragen dazu jedoch nur geringfügig bei [16,17]. Gegebenenfalls zusätzlich aufgenommene Sportlernahrung und Nahrungsergänzungsmittel wurden bei keiner der genannten Studien mit eingeschlossen.

Untersuchungsergebnisse Koffeingehalt in Nahrungsergänzungsmitteln und Sportlernahrung

Quelle: CVUA Karlsruhe