SAUEREI – das Buch

Sauerei-Titel

Als der Piper-Verlag anrief, ob ich ein Buch über Landwirtschaft, Lebensmittel und Verbraucher schreiben wollte, habe ich erst einmal abgelehnt. Nach einigen Überlegungen und  ein paar Gesprächen innerhalb der Familie habe ich mich schließlich doch dazu entschlossen. Denn wenn ein renommierter Verlag einem Bauern die Möglichkeit gibt, seinen Mitbürgern seine Sicht der Dinge zu schildern, so darf dieser Bauer, egal wie er heißt, eine solche Chance nicht ablehnen.

Jetzt ist es da. Mein erstes Buch. Als ich das gedruckte Exemplar in den Händen hielt und meiner Mutter (93) einige Zeilen daraus vorgelesen habe, hatte ich einen Kloß im Hals. Es war ein Abschnitt, in dem sie vorkommt, als wir noch Schulkinder waren. Es war ein bewegender Moment.

Doch warum dieses Buch mit dem provokanten Titel „Sauerei“? Geht es doch wieder nur um Beschimpfung? Nein.

Ich treffe häufig Mitbürger, die zu unserer heutigen Landwirtschaft zwar eine feste Meinung haben, aber nicht wirklich viel wissen. Das ist nicht schlimm, woher sollen sie es auch wissen? Da setze ich an und nehme sie mit auf unseren Hof im Rheinland.

Im ersten Kapitel „Der Bauer“  erzähle ich, wie sich unser Hof vom Gemischtbetrieb mit Kühen, Schweinen und Hühnern zu einem reinen Ackerbaubetrieb entwickelt hat. Heute wird er in einer Kooperation betrieben, ich bin jetzt „nur noch“ ein Nebenerwerbslandwirt. Ich erzähle, wie ich denke, fühle und entscheide und was ich warum tue. Zur Sprache kommen dabei viele Themen aus dem täglichen Leben wie Vermarktung, Gesetze, Verordnungen und natürlich auch Subventionen. Auch das, was wir Bauern sonst noch tun, außerhalb der Betriebe: Engagements in der Gemeinde, in Vereinen, in Genossenschaften und vieles mehr. Immer mit Bezug zu meinem Betrieb, meiner Lebenswelt.

Im zweiten Kapitel „Die Ängste der Verbraucher„ werden Begriffe wie Massentierhaltung, Gentechnik, Monokulturen, Pestizide und andere, die mir immer wieder begegnen, kommentiert. Meine Haltung dazu weicht vom Mainstream ab und ist für manch einen möglicherweise provokant. Es ist meine persönliche Meinung und da möchte ich mit dem Leser, der ja meist kein Experte ist, einen Dialog beginnen. Es ist ein Sachbuch, aber kein Nachschlagewerk. Dazu ist zu viel Persönliches und Privates verarbeitet. Verbände und Organisationen, Parteien und Politik klammere ich nicht aus, sie stehen aber nicht im Zentrum.  Wen ich auch nicht ausklammere, ist mein eigener Berufstand, die Bauern. Auch die bekommen „ihr Fett weg“. Denn wir Bauern machen auch nicht alles richtig.

Im dritten Kapitel „Die Mittelsmänner“ werden Macht und Methoden des Handels kritisch beleuchtet. Da gibt es manche Sauerei, die ich selbst erlebt habe. Ich möchte in diesem Buch aber nicht mit irgendjemand „abrechnen“. Ich entlarve auch keine „Lüge“. Ich bin kein Missionar und habe auch keine „Message“, die ich unters Volk bringen möchte. Oder doch: ich möchte dem Leser vermitteln, dass er als Bürger zahlreiche Forderungen aufstellt, wie unsere Lebensmittel erzeugt werden sollen, was erst einmal nicht verkehrt ist. Wenn wir Bauern aber unter diesen Vorzeichen produzieren sollen, müssen die Verbraucher auch im großen Stil bereit sein, die höheren Preise zu bezahlen. In Umfragen kauft die Mehrheit der Bevölkerung Bio, regional und fair – an der Kasse des Supermarktes liegen dann aber ganz andere Produkte auf dem Band. Portemonnaie schlägt Hirn. Und sagen Sie jetzt nicht, dass das nicht stimmt.

Im vierten Kapitel „Der Blick nach vorne“ biete ich Lösungen an, wie wirgemeinsam aus der ganzen „Sauerei“, der Unzufriedenheit auf Seiten der Bauernund der Konsumenten wieder herauskommen. Als Angebot zum Dialog.  Ich würde mir wünschen, dass meine Mit-Bürger sich so verhalten, wie sie es in Umfragen angeben. Wir Bauern können alles! Nur eines können wir nicht: Bio zum Schnäppchenpreis.

So, jetzt habe ich Ihnen geschildert, was mich letztendlich motiviert hat. Es würde mich sehr freuen, wenn Sie das Buch vorurteilsfrei lesen und meine Bemühungen, Ihnen die heutige Landwirtschaft näherzubringen, anerkennen. Wenn Sie zu dieser Erkenntnis kommen, dürfen Sie gerne reichlich Werbung dafür machen. Und wenn Sie dann noch Kommentare und Rezensionen auf den einschlägigen Bestell-Portalen schreiben, kennt meine Freude keine Grenzen mehr!

Quelle: Bauer Willi