Stellungnahme des NABU: Deutsche trinken nicht nur Bier – Glyphosat in vielen Lebensmitteln enthalten

Angesichts neuer Untersuchungen, wonach mehrere  deutsche Biersorten mit dem Pestizid Glyphosat belastet sind, und mit Blick auf die im März anstehende Entscheidung zur Neuzulassung in der Europäischen Union, hat der NABU erneut eine umfassende Neubewertung  des Pflanzengifts gefordert. Darüber hinaus fordert der NABU ein  Glyphosat-Verbot im Haus- und Kleingartenbereich. „Glyphosat ist in  immer mehr Produkten des täglichen Gebrauchs enthalten, und das in  bedenklicher Konzentration.

Die Bundesregierung und zuständigen  Bundesbehörden müssen die Bedenken endlich ernst nehmen und gegen die Zulassung von Glyphosat stimmen, solange Risiken für Mensch und Natur nicht einwandfrei widerlegt sind“, sagte NABU-Bundesgeschäftsführer  Leif Miller. Die Krebsforscher der Weltgesundheitsorganisation WHO  hatten das Mittel im vergangenen Sommer als „wahrscheinlich  krebserregend“ eingestuft. Nach einer am gestrigen Donnerstag  veröffentlichten Untersuchung wurde Glyphosat jetzt in beliebten  Biersorten nachgewiesen.

Es sei nicht nachvollziehbar, dass der für Verbraucherschutz  zuständige Landwirtschaftsminister Christian Schmidt und das  Bundesamt für Risikoforschung (BfR) die Risiken des Gifts immer noch  herunterspielen. Schmidt und das Bundesinstitut hatten angesichts der Rückstände im Bier behauptet, eine gesundheitlich bedenkliche Menge  des Pflanzenschutzmittels nehme man erst dann zu sich, wenn ein  Mensch 1.000 Maß Bier täglich trinke. „Wir trinken schließlich nicht  den ganzen Tag Bier.Glyphosat steckt in vielen Lebensmitteln des  täglichen Gebrauchs. Zum Beispiel in Obst, Gemüse, Brötchen oder  Nudeln“, so Miller.

Berücksichtige man all diese Produkte, ihre jeweiligen Belastungen mit Glyphosat und die Regelmäßigkeit des Verzehrs, ergebe sich daraus ein viel realistischeres Bild der Gesundheitsgefährdung. Wer zudem in der Nähe einer landwirtschaftlich konventionell genutzten Fläche  wohne oder glyphosathaltige Produkte im eigenen Garten anwende,  bekomme auch auf diesem Wege zusätzlichen Spritznebel ab.

Glyphosat ist das weltweit am häufigsten eingesetzte  Unkrautvernichtungsmittel. In Deutschland werden pro Jahr etwa 6.000  Tonnen versprüht, rund 39 Prozent aller Ackerflächen sind mit dem  Herbizid behandelt. „Diese schleichende Dauerbelastung für uns  Menschen und die biologische Vielfalt muss ein Ende haben. Die  Neuzulassung eines gefährlichen Pflanzengifts wie Glyphosat muss  ausgesetzt werden“, so Miller.

Der NABU fordert ein Glyphosat-Verbot im Haus- und  Kleingartenbereich. Im Heimbereich wird das Gift gerne gespritzt, um  sich das Hacken des Unkrauts zu ersparen. Doch hierbei ist das Risiko von Fehlanwendungen mit am größten. Zum anderen fordert der NABU die  EU-Mitgliedsstaaten auf, sich im März gegen eine Neuzulassung des  Herbizids auszusprechen. Den EU-Ministern liegt ein Antrag auf  Zulassung vor, der dann bis zum Jahr 2031 gelten soll. Erst kürzlich  hatte die EU-Kommission bekannt gegeben, dass sie den Mitgliedstaaten empfehlen will, Glyphosat weiter zuzulassen – aus Sicht das NABU ein  vollkommen falsches Signal.

Der NABU setzt sich seit vielen Jahren für ein Verbot von  Glyphosat ein. Erst kürzlich hatte der Umweltverband mit einer  Protestaktion erreicht, dass mehrere Baumärkte den Verkauf  glyphosathaltiger Produkte stoppten, darunter zum Beispiel Bauhaus,  Hornbach, Obi, Pflanzen Kölle oder Globus. Eine Stichprobe der  Umweltschützer am gestrigen Donnerstag zeigte, dass sich jene Bau-  und Pflanzenmärkte, die ein Verzicht angekündigt haben, auch an ihr  Versprechen halten und die Produkte nicht mehr anbieten. In anderen  Baumärkten (u.a. Hellweg) und im Online-Handel ist es jedoch  weiterhin möglich, Glyphosat-Produkte für den Privatgebrauch fast  ohne Beratung zu erhalten.

Der NABU appelliert daher auch an die Online-Händler, ihrer  Verantwortung gerecht zu werden und Glyphosat ebenfalls konsequent  auszulisten. Bislang verkaufen Unternehmen wie Amazon, Westfalia,  Pflanzotheke oder Floristik24 weiter glyphosathaltige Produkte im  Internet.

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Quelle: NABU
Aussender: OTS