Besser als Pasta: Nudeln aus heimischem Hartweizen gut für die Sehkraft

Verbraucher wollen gelbe Nudeln: Weshalb deutscher Hartweizen viele Carotinoide enthält und gut für die Augen ist.

Die Deutschen essen am liebsten gelbe Nudeln – eine Vorliebe, die ihren Augen zugutekommen könnte. Denn die Weizenzüchter trugen ihr Rechnung, indem sie den für Nudeln verwendeten Hartweizen auf immer gelberes Gries gezüchtet haben. Hartweizen enthalte daher mittlerweile fünfmal mehr gelbe Carotinoide als Brotweizen, stellt PD Dr. Friedrich Longin von der Universität Hohenheim fest. Und das kann für die Sehkraft sehr förderlich sein, sagt PD Dr. Volker Böhm von der Universität Jena. Leider, bedauern die Experten, decke der regionale Anbau nur ein Drittel des Bedarfs.

Pasta und Bella Italia: In den Köpfen der Deutschen ist das untrennbar miteinander verbunden. Dabei sind original-italienische Teigwaren hierzulande gar nicht so beliebt, denn die deutschen Verbraucher greifen im Gegensatz zu den Südeuropäern eigentlich lieber zu gelben Nudeln.

Die kräftige gelbe Farbe verdanken diese Teigwaren nicht etwa künstlichen Farbstoffen, sondern – sofern sie kein Ei enthalten – der Weizenzüchtung. „Seit Jahrzehnten wird Hartweizen, aus dem Nudeln produziert werden, mit einem Farbmessgerät auf die Gelbfärbung untersucht und auf diese Eigenschaft gezüchtet“, schildert Dr. Longin, Weizen-Experte an der Landessaatzuchtanstalt der Universität Hohenheim.

Carotinoide im Weizen für gesunde Augen

Und das hat einen angenehmen Nebeneffekt: Die Färbung entsteht durch die Carotinoide Lutein und Zeaxanthin, denen insbesondere eine große Bedeutung für das menschliche Auge zugeschrieben wird. „Die Carotinoide können oxidative Schäden in der Makula, dem Punkt des schärfsten Sehens in unserem Auge, verhindern“, erläutert Dr. Böhm. Der Lebensmittelchemiker von der Friedrich-Schiller-Universität Jena hat gemeinsam mit Dr. Longin unterschiedliche Hartweizenproben auf die Gehalte an Carotinoiden untersucht.

Die sogenannte altersbezogene Makuladegeneration (AMD) sei in den Industrieländern die häufigste Ursache für schwere Sehbehinderungen im Alter. „Lutein kann nach unseren Erkenntnissen die AMD-Entwicklung verzögern, eventuell sogar verhindern“, so Dr. Böhm. Hinsichtlich der Prävention der AMD seien die Experten zwar noch unsicher wieviel Lutein täglich aufgenommen werden soll. „Aber Hartweizennudeln liefern im Rahmen einer abwechslungsreichen Ernährung auf jeden Fall einen relevanten Teil der täglichen Luteinaufnahme – ohne Nahrungsergänzungsmittel.“

Vorliebe für gelbe Nudeln steigert Luteingehalte im Hartweizen

Das gilt nur für Nudeln aus deutschem Hartweizen – oder französischem oder kanadischem. In diesen drei Ländern ist ein Faible für gelbe Teigwaren zu beobachten, da dort traditionell auch Eiernudeln gern gegessen werden.

Dementsprechend konnten die Forscher in einer Untersuchung von Hartweizen aus acht Ländern vor allem in den Proben aus Deutschland, Frankreich und Kanada besonders hohe Luteingehalte ermitteln. „Im Vergleich zu dem populären italienischen Hartweizen hatte deutscher Durum – wie Hartweizen auch genannt wird – fast den doppelten Gehalt an Lutein“, erklärt Dr. Longin.

Heimischer Durum auch in Punkto Nachhaltigkeit überlegen

Hartweizen aus heimischem Anbau macht also aus Nudeln eine interessante natürliche Quelle für Lutein und Zeaxanthin. Doch damit nicht genug: Auch in Punkto Nachhaltigkeit schneidet hiesiger Durum am besten ab. Eine Analyse der Universität Hohenheim bescheinigt ihm eine gute Ökobilanz.

„Das Treibhausgaspotenzial ist durch den relativ geringen Düngereinsatz pro Kilo Erntegut sehr gering“, berichtet Dr. Longin. Hinzu kämen die kurzen Transportwege – die regionale Produktion weise den kleinsten CO2-Fußabdruck auf. „In Lieferungen aus Kanada und den USA finden sich darüber hinaus auch häufig Sojakörner, die oft gentechnisch verändert sind und in die Nudeln gelangen können.“

Anbaufläche sollte verdoppelt werden

Heimischer Durum schneide also in vielen Belangen besser ab als importierte Ware. „Doch der aktuelle Anbau von etwa 20.000 Hektar Hartweizen in Deutschland deckt gerade ein knappes Drittel des Bedarfs der heimischen Nudelhersteller“, bedauert Dr. Longin.

Sein Appell: Die heimische Produktion sollte ausgeweitet werden. „Die doppelte Anbaufläche wäre schon recht gut – für die Landwirte, die Umwelt und die Gesundheit der Verbraucher.“

Text: Elsner / Klebs

Pressekontakt:

PD Dr. Friedrich Longin
Universität Hohenheim, Landessaatzuchtanstalt – Arbeitsgebiet Weizen
T 0711 459 23846
friedrich.longin@uni-hohenheim.de

PD Dr. Volker Böhm
Friedrich-Schiller-Universität Jena, Arbeitsgruppe Bioaktive Pflanzenstoffe
T 03641 949 633
Volker.Boehm@uni-jena.de

Quelle: Uni Hohenheim