“Superbugs”: Abgeordnete wollen Antibiotikabehandlung bei Tieren einschränken

Modern chicken farm, production of white meat
Tierarzneimittel dürfen keinesfalls die Nichteinhaltung des Grundsatzes der guten Tierhaltungspraxis ausgleichen.
White chickens farm ©AP Images/ European Union-EP

Um die zunehmende Resistenz von Bakterien gegen Antibiotika zu bekämpfen, sollte die Verwendung bestehender antimikrobieller Medikamente eingeschränkt und die Entwicklung neuer Wirkstoffe vorangebracht werden, so die Abgeordneten. Am Donnerstag haben sie die Überarbeitung eines EU-Gesetzes zu Tierarzneimitteln verabschiedet und sich darin für ein Verbot kollektiver und vorbeugender Antibiotikabehandlung bei Tieren sowie die Förderung der Erforschung neuer Medikamente ausgesprochen.

Als „Superbugs“ oder „Superbakterien“ werden unter anderem Bakterienstämme bezeichnet, die gegen therapeutisch genutzte Antibiotika eine breitgefächerte Resistenz entwickelt haben.

„Da die Weltgesundheitsorganisation uns davor warnt, dass die Welt in einem ‚post-antibiotischen‘ Zeitalter versinken könnte, wo die Antibiotikaresistenz jedes Jahr mehr Todesfälle als Krebs verursachen würde, ist es an der Zeit, starke Maßnahmen zu ergreifen und das Problem an der Wurzel zu lösen“, sagte die Berichterstatterin Françoise Grossetête (EVP, FR).

„Der Kampf gegen die Antibiotika-Resistenz muss in landwirtschaftlichen Betrieben beginnen. Wir wollen insbesondere den rein vorbeugenden Einsatz von Antibiotika verbieten, Massenbehandlung einschränken und nur in bestimmten Fällen erlauben, die Verwendung von für die Humanmedizin äußerst wichtigen Antibiotika bei Tieren verbieten und den Online-Verkauf von Antibiotika, Impfstoffen und Rauschmitteln beenden. Mit diesen Maßnahmen hoffen wir, die Menge an Antibiotika zu reduzieren, die der Verbraucher am Ende auf seinem Teller findet“, fügte sie hinzu.

„Trotz allem dürfen wir nicht die genehmigten therapeutischen Mittel der Tierärzte einschränken. Diese Vorschriften dienen dazu, ihre Arbeit zu erleichtern. Es ist absolut notwendig, Forschung und Innovation in diesem Bereich zu fördern“, sagte sie abschließend.

Antimikrobielle Tierarzneimittel dürfen unter keinen Umständen verwendet werden, um die Leistungsfähigkeit der Zuchtbetriebe zu erhöhen oder die Nichteinhaltung des Grundsatzes der guten Tierhaltungspraxis auszugleichen, betonen die Abgeordneten, die sich dafür einsetzen, den prophylaktischen Einsatz antimikrobieller Mittel (d.h. vorbeugend, trotz des Fehlens klinischer Anzeichen einer Infektion) auf einzelne Tiere zu beschränken, und auch nur dann, wenn dies durch einen Tierarzt ausführlich gerechtfertigt wird.

Um die Resistenz gegen antimikrobielle Wirkstoffe zu bekämpfen, würde das überarbeitete Gesetz die EU-Kommission ermächtigen, antimikrobielle Wirkstoffe zu bestimmen, die ausschließlich für den Menschen verwendet werden dürfen.

Innovation

Zur Förderung der Erforschung neuer antimikrobieller Wirkstoffe setzen sich die Abgeordneten für die Schaffung von Anreizen ein, einschließlich eines längeren Schutzes technischer Unterlagen über neue Medikamente, eines gewerblichen Schutzes innovativer Wirkstoffe sowie eines Schutzes für bedeutende Investitionen in die Verbesserung eines bestehenden antimikrobiellen Arzneimittels.

Das Parlament hat am Donnerstag ebenfalls einen Berichtsentwurf von Claudiu Ciprian Tănăsescu (S&D, RO) angenommen, mit dem ein anderes Gesetz abgeändert werden soll, um das Zulassungsverfahren für das Inverkehrbringen von Tierarzneimitteln zu verbessern, indem es von dem Zulassungsverfahren für Humanarzneimittel abgekoppelt werden soll.

Die nächsten Schritte

Beide Berichterstatter werden in Kürze die Verhandlungen mit dem Rat beginnen, um eine Einigung in erster Lesung zu erreichen.

Hintergrundinformationen

Die Ziele der Gesetzesvorschläge sind:

  • die Verbesserung der Verfügbarkeit von Tierarzneimitteln;
  • die Verringerung der Verwaltungslasten;
  • die Förderung von Wettbewerbsfähigkeit und Innovation;
  • das Funktionieren des Binnenmarkts zu verbessern; und
  • das durch die Antibiotikaresistenz entstehende Risiko für die öffentliche Gesundheit anzugehen.

Quelle: Europäisches Parlament