Wenn die Seele dick macht: Frühere Hänseleien erschweren das Abnehmen

Übergewichtige Kinder haben es schwer. Oft genug werden sie in der Schule und Freizeit verspottet und ausgegrenzt. Solche Hänseleien können bis ins Erwachsenenalter nachwirken. Nach einer aktuellen Studie essen Betroffene häufiger aus Kummer und Stress und können daher ihr Gewicht schwerer kontrollieren.

381 Männer und Frauen mit früherem oder anhaltendem Übergewicht oder Adipositas nahmen an der Untersuchung des Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrums (IFB) AdipositasErkrankungen der Universitätsmedizin Leipzig teil. Die Probanden hatten mindestens zehn Prozent ihres maximalen Körpergewichts abgenommen und konnten das reduzierte Gewicht ein Jahr oder länger halten. Nach einer Beobachtungszeit von zwei Jahren brachten sie im Durchschnitt wieder 2,8 Kilogramm mehr auf die Waage. Rund 14 Prozent waren im Alter von 5 bis 16 Jahren wegen ihrer Leibesfülle so stark gehänselt worden, dass es sie belastet hatte.

Wer Stigmatisierung aufgrund des Aussehens erleben musste, konnte das verringerte Gewicht im Vergleich zu anderen Probanden weniger gut halten. Stigmatisierung bedeutet, dass Personen wegen äußerer Merkmale mit negativen Bewertungen belegt werden. Der beobachtete Zusammenhang war für Frauen stärker als für Männer. Offenbar versuchen die Probanden, Ärger, Stress und Traurigkeit mit Essen auszugleichen. Emotionales Essen führt leicht zu einem Teufelskreis: Hänseleien rufen negative Gefühle hervor, die Frustessen zur Folge haben. Das bewirkt einen weiteren Gewichtsanstieg und noch verstärktes Mobbing.

Die Stigmatisierung von Menschen mit Übergewicht führt nicht nur zu geringeren Abnehmerfolgen. Viele entwickeln ein negatives Selbstbild, Essstörungen oder sogar Depressionen. Zudem steigt mit dem Gewicht das Risiko für Folgeerkrankungen. Daher sei es wichtig, gewichtsbedingte Stigmatisierung in jungen Jahren zu reduzieren und den Umgang mit diesem Thema zu verbessern. In speziellen Schulungen werden die Auslöser für emotionales Essen aufgedeckt und alternative Verhaltensweisen angeboten, schreiben die Wissenschaftler im Fachjournal „Appetite“.

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Quelle: Heike Kreutz, www.aid.de