Das Märchen von der guten Süße und dem bösen Zucker

Sie versprechen „die Süße aus der Natur“ oder die „natürliche Alternative zum Industriezucker“ zu sein. Dicksäfte und Sirupe umgeben sich gern mit einem märchenhaften Image. „Solche Werbung trifft das Gewissen aller Zuckermäuler. Einerseits ist klar, dass zu viel (zugesetzter) Zucker gesundheitlich problematisch werden kann, andererseits ist die Vorliebe für den süßen Geschmack angeboren“, erklärt Dr. Birgit Brendel, Verbraucherzentrale Sachsen. Da kommt die vielversprechende „Süße aus der Natur“ gerade recht, denn „natürlich“ kann ja nicht schlecht sein.

Dicksäfte und Sirupe z.B. aus der Agave sind weniger stark verarbeitet als raffinierter Zucker. Vor- und Nachteil dieser Produkte ist ihr Eigengeschmack. Während Haushaltszucker ausschließlich süß ist, schmecken Dicksäfte, Sirupe und auch Honig sehr intensiv und dominieren damit das Aroma des fertigen Lebensmittels. Da sie aufgrund ihres Wassergehaltes dickflüssig sind, enthalten sie weniger Zucker und Energie als Haushaltszucker. Trotzdem sind sie alles andere als zucker- und energiearm. Je nach Wasseranteil enthalten Dicksäfte und Sirupe ebenfalls rund zwei Drittel Zucker, und sind damit ebenso wie Haushaltszucker nur in kleinen Mengen zu empfehlen.

„Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt nicht mehr als 5 % der täglichen Energiezufuhr in Form zugesetzter Zucker aufzunehmen, das wären für einen erwachsenen Mann etwa 30 g und für eine Frau etwa 22 g Zucker [1]. Dabei ist es egal, ob der Zucker als Haushaltszucker oder als Bestandteil eines Dicksafts zugegeben wird“, erklärt Brendel.

Auch Stevia und Birkenzucker scheinen auf den ersten Blick prima natürliche Zuckeralternativen zu sein. Wenn auch umgangssprachlich von Stevia gesprochen wird, sollte man bedenken, dass nur die Steviolglykoside, die durch ein chemisches Verfahren aus der Pflanze gewonnen werden, als Süßstoff zugelassen (E 960) sind. Wie alle Süßstoffe ist E 960 in den verwendeten Mengen praktisch energiefrei, aber eben auch nicht natürlich.

Hinter Birkenzucker verbirgt sich der altbekannte Zuckeralkohol Xylitol (E 967) der unter anderem auch aus Birkenholz gewonnen wird. Wird Xylitol in größeren Mengen verzehrt, kann es zu Durchfällen, Bauchschmerzen und Blähungen kommen. Deshalb müssen Lebensmittel, die mehr als 10 % Zuckeraustauschstoffe enthalten, den Warnhinweis „kann bei übermäßigem Verzehr abführend wirken“ tragen.

[1] Referenzwerte:
Mann mit PAL 1,4 = 2300 kcal/d * 5 % : 4 kcal = 29,9 g
Frau mit PAL 1,4 =1800 kcal/d* 5 %: 4 kcal = 22,5 g

Quelle: Verbraucherzentrale Sachsen e.V.