Endokrine Disruptoren: Wissenschaftliche Diskussion über die Grundlagen der Bewertung hormonell-schädigender Substanzen

Auf Initiative einer Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern hat am 11. und 12. April 2016 ein Expertentreffen zu hormonell-schädigenden Substanzen stattgefunden. Das Treffen wurde vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) organisiert und soll den wissenschaftlichen Diskurs konstruktiv voranbringen. Für die Einschätzung, ob von der Anwendung eines Produktes ein gesundheitliches Risiko für Verbraucherinnen und Verbraucher ausgehen könnte, muss eine fundierte wissenschaftliche Bewertung der möglicherweise enthaltenen endokrinen Disruptoren vorliegen.

Derzeit gibt es zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die in diesem Forschungsfeld arbeiten, unterschiedliche Auffassungen zu den Grundlagen der Bewertung der hormonell-schädigenden Substanzen. Als endokrine Disruptoren können körperfremde Stoffe bezeichnet werden, wenn sie durch Veränderung der Funktion des Hormonsystems die Gesundheit eines Organismus schädigen.

Sie können natürlich in Pflanzen vorkommen, in Arzneimitteln verabreicht werden oder in chemischen Stoffen und Produkten enthalten sein, wie in Pflanzenschutzmitteln, Bioziden, Lebensmittelzusatzstoffen oder kosmetischen Mitteln. Die Ergebnisse der Veranstaltung werden auf der BfR-Webseite veröffentlicht und zusätzlich wissenschaftlich publiziert.

Endokrin wirksame Substanzen beeinflussen den Hormonhaushalt. Dazu zählen gezielt hergestellte Stoffe, wie bestimmte Arzneimittel oder natürlich vorkommende Pflanzeninhaltstoffe, wie Phytoöstrogene. Diese Wirkungen können auch von chemischen Stoffen ausgehen, die produziert werden, um Pflanzen zu schützen, Schadorganismen zu bekämpfen oder Erzeugnisse zu konservieren, zum Beispiel als Zusatzstoffe in Lebensmitteln oder Kosmetika.

Wenn solche Stoffe durch Veränderung des Hormonsystems die Gesundheit eines Organismus schädigen, werden sie als endokrine Disruptoren bezeichnet. Eine fundierte wissenschaftliche Bewertung endokriner Disruptoren ist erforderlich, um einschätzen zu können, ob von der Anwendung eines Produktes ein gesundheitliches Risiko für Verbraucherinnen und Verbraucher ausgehen kann. Derzeit gibt es zwischen den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die in diesem Forschungsfeld arbeiten, unterschiedliche Auffassungen zu den Grundlagen der Bewertung der endokrin schädigenden Stoffe.

25 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Europa, den USA und Japan kamen in Berlin zusammen, um die Grundlagen und offene Fragen zur Bewertung von endokrinen Disruptoren zu diskutieren. Im Fokus der zweitägigen Expertentagung standen die folgenden Fragen:

  • Wie sollen endokrine Disruptoren im regulatorischen Kontext der gesundheitlichen Bewertung definiert werden?
  • Was sind allgemeine Prinzipien endokriner Wirkungen aus toxikologischer, pharmakologischer und endokrinologischer Sicht?
  • Welche Quellen der Unsicherheit beeinflussen eine regulatorische Entscheidungsfindung?
  • Welche adversen Effekte können bereits jetzt mit den bestehenden Untersuchungsmethoden erfasst werden?
  • Welche wissenschaftlichen Forschungsaktivitäten sollten zur besseren Identifizierung von endokrinen Disruptoren initiiert werden?
  • Ziel des wissenschaftlichen Diskurses war es, die Fragestellungen zu diskutieren und, soweit möglich, Lösungswege für offene Meinungsverschiedenheiten zu finden.

Die wissenschaftlichen Grundlagen sind wichtige Voraussetzungen dafür, um auf EU-Ebene einheitliche Kriterien zu schaffen, wie Stoffe und Produkte mit endokrin schädigenden Eigenschaften künftig gesundheitlich bewertet werden. Die Ergebnisse des Treffens sollen publiziert werden und könnten daher die EU-Kommission unterstützen, regulatorische Kriterien für die Identifikation von endokrinen Disruptoren in Pestiziden und anderen Chemikalien und Erzeugnissen zu erarbeiten.

Weitere Informationen auf der BfR-Website zum Thema „endokrine Disruptoren“

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Quelle: BfR