Groß, lecker und orientalisch: die Kichererbse

Das Leben ist manchmal ungerecht. Die Kichererbse bringt alles mit, was man von einem Lebensmittel erwartet: Sie ist lecker, gesund, hat sogar medizinische Wirkung und lässt sich obendrein leicht anbauen, weil sie wenig Wasser braucht und ihren Stickstoffdünger selbst aus der Luft sammelt – wie alle Hülsenfrüchte. Und den Menschen fällt nichts Besseres ein, als die Kichererbse als „Arme-Leute-Essen“ abzutun.

Auch bei der Namensgebung hat man sich wenig Mühe gegeben. Denn das „Kicher“ im Namen hat nichts mit Fröhlichkeit und guter Laune zu tun, sondern stammt vom lateinischen „Cicer“, was schlicht „Erbse“ heißt. Streng genommen nennen wir die Kichererbse also „Erbseerbse“.

Dabei hätten wir genug Zeit gehabt, einen würdigeren Namen zu finden. Schließlich begleitet die Kichererbse den Menschen schon seit geschätzten 8- bis 10.000 Jahren, zumindest im Vorderen Orient, wo man die ältesten Hinweise auf den Anbau fand. Hier spielt sie deshalb auch bis heute in der Küche die größte Rolle und man bereitet aus ihr Köstlichkeiten wie Hummus, Falafel oder das Gebäck Schimitt. In Indien, wo die Kichererbse ebenfalls sehr beliebt ist, werden sogar die jungen Pflanzen als Salat gegessen.

Die Deutschen kamen dagegen erst Ende des letzten Jahrhunderts so richtig auf den Geschmack, als erste türkische und orientalische Lokale Gerichte mit Kichererbsen anboten. Dass sich die Kichererbse hier lange schwertat, hat auch damit zu tun, dass die Pflanze das raue mitteleuropäische Klima nicht besonders schätzt und eher warme, trockene Regionen bevorzugt.

Dennoch war sie hier schon im Mittelalter bekannt, Hildegard von Bingen lobte sie als angenehme Speise und Mittel gegen Fieber. Im Altertum ging man sogar von weiteren Heilkräften aus und setzte sie unter anderem gegen Fieber, Zahnweh und als Aphrodisiakum ein. Die vermeintlich liebesfördernde Kraft beruhte aber wahrscheinlich eher auf der Tatsache, dass die Römer die Kichererbse als Sexualsymbol verehrten und als der Liebesgöttin Venus geweiht betrachteten. Daher stammt auch ihr lange gebräuchlicher Zweitname „Venuskicher“.

Ende des 19. Jahrhunderts startete man in süddeutschen Weinbergen einen etwas unglücklichen Versuch, der Kichererbse auch hier zum Durchbruch zu verhelfen. Man baute eine spezielle Sorte an, um daraus Kaffee-Surrogat herzustellen, was dem Ruf der Erbse sicherlich nicht gut getan hat.

Dabei gibt es gute Gründe, die Kichererbse ohne große Umwege zu genießen. Denn sie enthält kein Fett, dafür aber 20 Prozent hochwertiges Eiweiß, diverse Vitamine und reichlich Mineralstoffe, einschließlich größerer Mengen an Eisen, die sie für Vegetarier bzw. Veganer interessant macht.

Allerdings müssen rohe Kichererbsen vor dem Verzehr mindestens zwölf Stunden eingeweicht und dreißig Minuten gekocht werden, um das enthaltene Gift Phasin und den Bitterstoff Sapin zu zerstören. Wer die Kichererbse beim anschließenden Genuss als Püree, frittiert, geröstet oder als Salatbeilage immer noch als „Arme-Leute-Essen“ bezeichnet, ist selber schuld.

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Quelle:  Jürgen Beckhoff, www.aid.de