Schnecken aus Deutschland: Nischenprodukt mit Potenzial

Schneckengerichte haben im Süden Deutschlands eine lange Tradition und waren in früheren Zeiten eine beliebte Speise in der Fastenzeit. Damals wurden die Weichtiere in „Schneckengärten“ gehalten und auf dem Markt verkauft.

Heute ist die Schneckenzucht eine lukrative Nische in der Landwirtschaft. Allerdings haben die wenigen Betriebe mit Konkurrenz aus Osteuropa zu kämpfen, die ihre Ware günstiger anbieten. Vor allem Wildsammlungen aus Russland setzen deutsche Züchter unter Druck, meldet der Verband für artgerechte Schneckenzucht Deutschland. Hierzulande stehen Weinbergschnecken unter Naturschutz und dürfen daher in der Natur nicht gesammelt werden.

Schnecken sind Nutztiere wie Schweine, Kühe oder Schafe. Da sich wilde Arten aus Deutschland für die Zucht nicht eignen, gibt es Alternativen aus dem Mittelmeerraum wie die Gefleckte Weinbergschnecke (Helix aspersa maxima). Sie ist schon nach einem Jahr ausgewachsen. Ihr Fleisch ist von dunkler Färbung und zarter Konsistenz mit einem milden leicht nussigen Aroma.

Schnecken sind unkompliziert in der Haltung. Ein großer Vorteil ist, dass nur wenig Fläche benötigt wird. Die Fütterung und Pflege braucht in der Regel eine halbe Stunde am Tag. Weinbergschnecken fressen Getreidemehl und ein kalkhaltiges Spezialfutter für den Aufbau ihrer Häuser. Je nach Witterung werden die Tiere ein- bis zweimal täglich mit Wasser benetzt, damit sie sich wohl fühlen. Natürliche Feinde wie Igel und andere Schneckenarten werden durch Enten, Gänse, aber auch Greifvögel ferngehalten.

Die erste Schneckenzucht in Deutschland wurde im Jahr 2003 eröffnet. Inzwischen gibt es rund 30 Zuchtanlagen, die rund 10 Tonnen Schnecken im Jahr erzeugen. Das ist nicht viel, aber die Zahl der Züchter nimmt zu. Schnecken über den Handel zu vermarkten, lohnt sich wegen der Konkurrenz mit billigeren Importen kaum. Die Produktionskosten liegen in der Regel höher als die vom Handel gezahlten Preise. Wird die Delikatesse ab Hof vermarktet, kann die Schneckenzucht jedoch eine lukrative zusätzliche Einnahmequelle sein. Für sechs Schnecken zahlt der Kunde etwa 7 bis 8 Euro.

Weitere Informationen

Quelle: Heike Kreutz, www.aid.de