Verarbeitungskontaminanten in Pflanzenölen und Lebensmitteln

Verarbeitungskontaminanten auf Basis von Glycerin, die in Palmöl, aber auch in anderen Pflanzenölen, Margarinen und einigen verarbeiteten Lebensmitteln enthalten sind, geben Anlass zu möglichen Gesundheitsbedenken. Diese Bedenken bestehen hinsichtlich jüngerer Altersgruppen bei durchschnittlichen Verzehrmengen und hinsichtlich aller Altersgruppen bei großen Verzehrmengen.

Die EFSA hat die Gefährdung der öffentlichen Gesundheit durch folgende Stoffe bewertet: Glycidyl-Fettsäureester (GE), 3-Monochlorpropandiol (3-MCPD) und 2-Monochlorpropandiol (2-MCPD) sowie deren Fettsäureester. Die Stoffe werden während der Lebensmittelverarbeitung gebildet, vor allem bei der Raffination von Pflanzenölen bei hohen Temperaturen (ca. 200 °C).

Die höchsten Konzentrationen von GE wie auch von 3-MCPD und 2-MCPD (einschließlich Estern) wurden in Palmölen und Palmfetten gefunden, gefolgt von anderen Ölen und Fetten. Bei Verbrauchern ab drei Jahren waren Margarinen sowie „Backwaren und Kuchen“ die Hauptquellen für die Exposition gegenüber allen Stoffen.

Glycidyl-Fettsäureester – genotoxisch und karzinogen

Das Sachverständigengremium für Kontaminanten in der Lebensmittelkette (CONTAM) der EFSA berücksichtigte bei seiner Risikobewertung zu GE Informationen über die Toxizität von Glycidol (der Ausgangsverbindung von GE) und ging von einer vollständigen Umwandlung der Ester in Glycidol nach der Aufnahme aus.

Dr. Helle Knutsen, Vorsitzende des CONTAM-Gremiums, erklärte: „Da die genotoxische und karzinogene Wirkung von Glycidol hinreichend nachgewiesen ist, hat das CONTAM-Gremium keinen sicheren Wert für GE festgelegt.“

Bei der Bewertung genotoxischer und karzinogener Stoffe, die unbeabsichtigt in der Lebensmittelkette enthalten sind, berechnet die EFSA einen „Margin of Exposure“ (MOE) für Verbraucher. Als Faustregel gilt: Je höher der MOE-Wert und damit die Sicherheitsmarge für die Exposition, desto geringer sind die Bedenken für die Verbraucher.

Das Gremium kam zu dem Schluss, dass GE Anlass zu möglichen Gesundheitsbedenken hinsichtlich jüngerer Altersgruppen bei durchschnittlicher Exposition und hinsichtlich aller Altersgruppen bei hoher Exposition gibt.

“Die Exposition von Säuglingen, die ausschließlich Säuglingsanfangsnahrung zu sich nehmen, gegenüber GE ist besonders besorgniserregend, da sie den Wert, der für die öffentliche Gesundheit als unbedenklich gelten würde, bis um etwa das Zehnfache übersteigt,“ so Dr. Knutsen.

Die Prüfung des Gremiums hat ergeben, dass der GE-Gehalt in Palmölen und Palmfetten zwischen 2010 und 2015 um die Hälfte reduziert wurde, was auf freiwillige Maßnahmen der Hersteller zurückzuführen ist. Dies hat maßgeblich zu einer Verringerung der Exposition der Verbraucher gegenüber diesen Stoffen beigetragen.

Exposition gegenüber 3-MCPD oberhalb des sicheren Werts; unzureichende Daten zu 2-MCPD

“Wir haben eine zulässige tägliche Aufnahmemenge (TDI) von 0,8 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag (µg/kg KG/Tag) für 3-MCPD und dessen Fettsäureester festgelegt. Dabei stützen wir uns auf Nachweise aus Tierversuchen, die diesen Stoff mit Organschäden in Verbindung bringen“, so Dr. Knutsen weiter. „Es liegen jedoch nicht genügend toxikologische Informationen vor, um einen sicheren Wert für 2-MCPD festzulegen.“

Die geschätzte durchschnittliche Exposition und die hohe Exposition gegenüber 3-MCPD (beide Formen) für jüngere Altersgruppen einschließlich Heranwachsender (bis 18 Jahre) überschreiten die zulässige tägliche Aufnahmemenge und stellen ein mögliches Gesundheitsrisiko dar.

Für die meisten Menschen trägt Palmöl wesentlich zur Exposition gegenüber 3-MCPD und 2-MCPD bei. Der Gehalt an 3-MCPD und dessen Fettsäureestern in Pflanzenölen hat sich in den vergangenen fünf Jahren kaum verändert.

Wie geht es weiter?

Die aktuelle Risikobewertung dient der Information von Risikomanagern in der Europäischen Kommission und den Mitgliedsstaaten, die mit der Regulierung der EU-Lebensmittelsicherheit beauftragt sind. Sie werden sich auf der Grundlage der wissenschaftlichen Beratung seitens der EFSA Gedanken darüber machen, wie sich die potenziellen Risiken für die Verbraucher durch die Exposition gegenüber diesen Stoffen in Lebensmitteln mindern lassen. Das Gremium hat mehrere Empfehlungen für weitere Untersuchungen ausgesprochen, um die Datenlücken zu füllen und den Kenntnisstand über die Toxizität dieser Stoffe, insbesondere über 2-MCPD, und die Exposition der Verbraucher durch Lebensmittel zu verbessern.

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Quelle: EFSA