Gesundheit zum Trinken? – Grün war gestern

Limonaden oder Smoothies mit Aktivkohle sind der neueste Trend. Die gräulich bis tief schwarze Färbung der gehypten Getränke erscheint zunächst etwas befremdlich und erinnert so manchen an das Malkastenwasser aus Kindertagen. Die Lebensmittelindustrie fokussiert daher die inneren Werte der Drinks und hebt die positiven Gesundheitswirkungen der enthaltenen Aktivkohle hervor. Die farbgebende Substanz soll zur Entgiftung beitragen, unangenehme Gerüche lindern und dabei helfen, schneller zu regenerieren. Bei all den scheinbaren Vorteilen fragen wir uns: muss das wirklich sein?

In der Medizin wird Aktivkohle hauptsächlich zur Behandlung von Durchfallerkrankungen, Reiseübelkeit und in der Notfallversorgung von oralen Vergiftungen eingesetzt. Das geruchs- und geschmacklose, tiefschwarze Pulver wird durch Verkohlung pflanzlicher Rohstoffe wie Nussschalen, Kiefer oder Torf gewonnen und zählt zu den sogenannten Adsorbentien. Diese besitzen aufgrund ihrer immensen Oberfläche von etwa 1000 Quadratmetern pro Gramm die Fähigkeit, Stoffe zu binden. Aktivkohle wirkt lokal im Verdauungstrakt und bindet dort Schadstoffe sowie Viren, Bakterien und deren Stoffwechselprodukte. Dadurch verringert sie die Wirksamkeit der Toxine im Körper und verhindert die Aufnahme dieser Stoffe in den Blutkreislauf. Aktivkohle wird vom Körper nicht aufgenommen, sondern zusammen mit den gebundenen Stoffen über den Stuhlgang ausgeschieden.

Die adsorbierende Eigenschaft ist jedoch nicht durchweg positiv zu bewerten. Die Bindekapazität der Aktivkohle für einzelne Substanzen ist unterschiedlich stark ausgeprägt und unterscheidet nicht zwischen nützlichen und schädlichen Stoffen. Während Alkohol, Eisensalze, Laugen und Mineralsäuren nur ungenügend adsorbiert werden, kann es bei verschiedenen Arzneimitteln zu Beeinträchtigungen oder völligem Wirkungsverlust kommen. Darüber hinaus werden gesundheitsfördernde Substanzen wie Vitamine und Mineralstoffe gebunden und ausgeschieden. Bei übermäßiger Aufnahme von Aktivkohle kann es zu Erbrechen, Verstopfung oder einem Darmverschluss kommen.

Die neuen Getränke eignen sich somit nicht für jedermann und sind, wenn überhaupt, mit Vorsicht zu genießen. Grundsätzlich ist die Anwendung von Aktivkohle nur auf ärztlichen Rat und für die Dauer der Beschwerden ratsam. Wer gesund ist und sich ausgewogen ernährt, kann getrost darauf verzichten. Ein gesunder Lebensstil und eine ausgewogene Ernährung sind noch immer das beste Mittel, um den Körper völlig nebenwirkungsfrei in seinen natürlichen Prozessen zu unterstützen. Der Verzehr der schwarzen Drinks nützt eher der Industrie als der Gesundheit.

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Quelle: FET