Gläschen oder Glas Wein? Größe verleitet zum schnellen Trinken

In einem großen bauchigen Glas ist der Rotwein gut belüftet und kann sein Aroma optimal entfalten. Was gut für das Bouquet ist, hat offenbar auch andere Auswirkungen: Aus einem größeren Glas wird gerne schneller und mehr getrunken, hat ein Wissenschaftsteam der University of Cambridge in England herausgefunden.

Im Dienste der Wissenschaft wurde in einem Restaurant mit angeschlossener Bar ein Experiment durchgeführt. Über einen Zeitraum von 16 Wochen wechselten die Kellner alle 14 Tage die Gläser für den Weinausschank. Standardgläser mit einem Volumen von 300 ml wurden abwechselnd durch kleinere (250 ml) und größere Gläser (370 ml) ersetzt. Das Weinsortiment, die eingeschenkte Menge, die Preise und die Glasform blieben über den gesamten Untersuchungszeitraum gleich.

Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass sich Form und Größe des Geschirrs und der Trinkgefäße auf den Verzehr auswirken können. Offenbar ist das auch bei alkoholischen Getränken der Fall: Das Trinkverhalten der Kunden, die nichts von dem Experiment ahnten, schwankte im Zwei-Wochen-Rhythmus. In den Zeiten mit den größeren Gläsern war die Menge des täglich ausgeschenkten Weins um durchschnittlich 9 Prozent größer als in den Wochen mit den Standardgläsern. Im Barbereich war der Effekt besonders deutlich.

Hier stiegen die Verkäufe um mehr als 14 Prozent, im Restaurant nur um 8 Prozent. Ein Grund dafür könnte sein, dass die Bargäste fast nur Wein in Gläsern kauften. Im Restaurant bestellten die Besucher überwiegend Flaschen und Karaffen. Möglicherweise ließ sich die getrunkene Menge auf diese Weise besser einschätzen.

Wird der Wein im Glas serviert, verändert dessen Größe vermutlich die Wahrnehmung der Weinmenge. In einem großen Glas wird sie geringer eingeschätzt, sodass die Besucher schneller und dadurch mehr trinken – so die Theorie. Kleinere Gläser führten im Experiment allerdings nicht zu einem geringeren Konsum, schreiben die Autoren im Fachblatt „BMC Public Health“. Da ein zu hoher Alkoholkonsum gesundheitliche Folgen hat, ist es wichtig, solche Einflussfaktoren zu kennen. Daher sollen die Resultate in weiteren Untersuchungen genauer geprüft werden. Dann wird sich zeigen, ob man sich mit einem kleineren Glas selbst austricksen und den Weinkonsum senken kann.

Weitere Informationen

Quelle: Heike Kreutz, www.aid.de

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