Linsenforschung in Hohenheim: Doppelpack für sichere Erträge, leichtere Ernte, höhere Qualität

Erbsen stützen zarte Linsenpflanzen und erleichtern Ernte. Hafer schützt Linsen umweltschonend vor Unkrau.

Die Linse ist gefragt wie nie – und die Landwirte kommen mit der Produktion der empfindlichen Pflanzen gar nicht hinterher. Das Problem: Die zarten Linsenpflanzen sind nicht standfest, die Hülsen liegen oft am Boden und können mechanisch nicht geerntet werden. So geht einiges an Ertrag verloren. Forscher der Universität Hohenheim bauen Linsen daher zusammen mit sogenannten Stützfrüchten wie Erbsen oder Hafer an, an denen sich die Linsen mit ihren feinen Ranken festklammern können.

„Landwirte, die Linsen mit weniger geeigneten Stützfrüchten anbauen, ernten im Schnitt 400 bis 600 Kilogramm Linsen pro Hektar. Auf unseren Versuchsfeldern haben wir es aber im letzten Jahr geschafft über drei Tonnen zu ernten“, berichtet Prof. Dr. Sabine Gruber von der Universität Hohenheim. Sie ist sich sicher: „Die Linse hat noch viel Potenzial.“

Mit ihren Versuchen möchte sie Bauern helfen dieses Potenzial zu nutzen. Aber: „Die Linse passt nicht unbedingt gut zur modernen mechanisierten Landwirtschaft“, schildert Prof. Dr. Gruber das Problem. Denn wenn die Linsen nicht stabil wachsen, liegt ein großer Teil ihrer Hülsen auf den Boden und ist für die heutige maschinelle Ernte verloren.

„Früher wurden Linsen in Handarbeit geerntet. So kam man auch an die tiefhängenden Hülsen mit ihren Körnern heran. Heute müssen wir andere Lösungen finden.“

Unterstützung für die Linse

Die Linsenforscher der Universität Hohenheim arbeiten daher an Anbaumethoden, bei denen möglichst wenig Ertrag verloren geht. Als vielversprechend zeigt sich dabei der Anbau von Linsen mit einer sogenannten Stützfrucht, einer stabilen Pflanze, an der die Linsen sich festklammern können.

Prof. Dr. Gruber hat die Erfahrung gemacht, dass sich Erbsen dazu besonders gut eignen: „An Erbsenpflanzen finden auch die feinen Ranken der Linsen guten Halt.“ Das beobachtet sie auf den Versuchsparzellen in Kleinhohenheim: Linsen- und Erbsenpflanzen wachsen hier eng umschlungen, und die Linsen sind trotz des starken Regens im Frühsommer deutlich stabiler und hochwüchsiger als auf den Kontrollflächen mit reinem Linsenanbau.

Eine gewinnbringende Partnerschaft

Beim reinen Linsenanbau seien die Erträge zwar auf die Fläche gerechnet theoretisch höher als im Verbund mit der Stützpflanze. Aufgrund der schwierigen Ernte ginge ein Teil davon aber verloren – anders als im Mischanbau.

„Außerdem kann der Landwirt ja auch die Stützfrucht verkaufen oder, wie bei den hier verwendeten Futtererbsen, an seine Tiere verfüttern“, so Prof. Dr. Gruber. Aufgrund der unterschiedlichen Größe der Körner können Linsen und Erbsen gemeinsam geerntet und ohne große Probleme mechanisch getrennt werden.

Zu guter Letzt profitiere auch der Boden von dem Mischanbau: „Als Hülsenfrüchte produzieren Erbsen und Linsen selbst Stickstoff. Das macht den Boden fruchtbar und erspart den Bauern zusätzliches Düngen.“

Hafer zur biologischen Unkrautbekämpfung

Die Forscher arbeiten auch mit Hafer als Stützfrucht, der laut Prof. Dr. Gruber ebenfalls seine Vorteile hat: „Hafer funktioniert wie ein biologisches Unkrautbekämpfungsmittel: Er unterdrückt Unkraut, stützt dabei gleichzeitig die Linsenpflanzen – und kann anschließend vermarktet werden.“

Das ist besonders für Bio-Landwirte wichtig, die bei der Unkrautbekämpfung auf Alternativen zu Pflanzenschutzmitteln angewiesen sind. Auf den Hohenheimer Versuchsfeldern testen die Forscher deshalb auf einzelnen Parzellen unterschiedliche Mischungsverhältnisse. Sie wollen sehen, in welcher Kombination Hafer und Linsen am besten gedeihen.

Austausch mit Landwirten

Damit die Erkenntnisse direkt in die Praxis gelangen, stehen die Linsenforscher im Austausch mit Landwirten wie „Linsen-Papst“ Woldemar Mammel. Seit Mitte der 1980er Jahre holt er die Linsen wieder auf die Schwäbische Alb. Mit den Forschern der Universität Hohenheim arbeitet er zusammen daran, die besten Anbaubedingungen für die Kulturpflanze zu finden.

Dieser Kontakt ist Prof. Dr. Gruber wichtig: „Uns interessiert ja auch: Welche Pflanzen passen gut in die Fruchtfolge der Landwirte, welche Erfahrungen machen sie mit dem Linsenanbau?“ Beim ersten Feldtag rund um Körnerleguminosen wie Erbsen, Linsen und Co. auf der Versuchsstation Kleinhohenheim haben sich die Hohenheimer Linsenforscher im Juni 2016 mit Landwirten über Erfahrungen und Erkenntnisse ausgetauscht.

HINTERGRUND: Internationales Jahr der Hülsenfrüchte

Das Jahr 2016 haben die Vereinten Nationen zum Jahr der Hülsenfrüchte erklärt. Hülsenfrüchte (Leguminosen) wie Linsen, Bohnen, Erbsen oder Sojabohnen stellen eine wichtige Quelle an pflanzlichen Proteinen und Aminosäuren für die Menschen auf der ganzen Welt dar. Auch in der Tierfütterung werden sie eingesetzt.

Kontakt für Medien:
Prof. Dr. Sabine Gruber
Universität Hohenheim, Fachgebiet Allgemeiner Pflanzenbau
T 0711 459 22371
Sabine.Gruber@uni-hohenheim.de

Text: Barsch / Klebs

Quelle: Florian Klebs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim