Spuren von Mineralölbestandteilen in Lebensmitteln: Minimierungsmaßnahmen zeigen Erfolge

In den letzten Jahren wurden in verschiedensten Lebensmitteln Spuren von Mineralölbestandteilen (sog. Mineralölkohlenwasserstoffe – MOSH/MOAH) gefunden, u.a. in Schokoladenprodukten. Diese können unbedenklich gegessen werden, zumal sie an der Gesamternährung nur einen geringen Anteil haben.

Da Mineralölbestandteile in Lebensmitteln generell unerwünscht sind, arbeiten die gesamte Lebensmittelindustrie und auch die Süßwarenindustrie intensiv daran, diese zu minimieren. Umfangreiche Forschungsinitiativen und Qualitätsmanagementmaßnahmen der Lebensmittelwirtschaft wurden branchenübergreifend über den Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL) eingeleitet. Sie dienen der Erforschung der Ursachen und zielen auf eine größtmögliche Verringerung von derartigen Kohlenwasserstoffeinträgen in Lebensmitteln.

Die Unternehmen der deutschen Süßwarenindustrie haben in den letzten Jahren viel zur Minimierung dieser Stoffe getan – mit guten Erfolgen. Durch gezielte Maßnahmen wie z.B. die Umstellung auf Frischfaser, den Einsatz mineralölfreier Druckfarben oder die Verwendung von geeigneten Barrieren konnten bereits viele Produktverpackungen optimiert und so die Migration von Mineralölbestandteilen während Transport und Lagerung reduziert werden.

Das im verbandseigenen Lebensmittelchemischen Institut (LCI) der deutschen Süßwarenindustrie durchgeführte dreijährige wissenschaftliche Forschungsprojekt zur Minimierung von Mineralölbestandteilen in Lebensmitteln macht deutlich, dass diese auf verschiedensten Wegen in eine Vielzahl von Lebensmitteln gelangen können. Die Analysen bestätigen, dass Transportkartons und Wellpappen aus Recyclingfasern, die zur Feuchtigkeitsregulierung, beispielsweise auch zum Auskleiden von Schiffscontainern eingesetzt werden, eine Haupteintragsquelle sind. Sie können wegen des dort verarbeiteten Altpapiers Mineralölbestandteile enthalten, die ausdünsten und so in Lebensmittel übergehen. Auch Jutesäcke zum Transport von Rohstoffen können ein Problem darstellen.

Ursprung dieser MOSH/MOAH-Bestandteile in Recyclingkartonen sind mineralölhaltige Druckfarben, wie sie üblicherweise beim Zeitungsdruck verwendet werden. Laut Umweltbundesamt* werden jährlich EU-weit mehr als 60.000 Tonnen dieser Bestandteile in den europäischen Altpapierkreislauf eingetragen.

„Der BDSI fordert eine Umstellung auf mineralölfreie Druckfarben im Zeitungsdruck, um eine Haupteintragsquelle von Mineralölbestandteilen in den Recyclingkreislauf zu verschließen“, so Stephan Nießner, Vorsitzender des Bundesverbandes der Deutschen Süßwarenindustrie. „Darüber hinaus sind gemeinsame Minimierungsmaßnahmen mit allen Partnern entlang des Produktions-, Transport- und Lagerungsprozesses nicht nur innerhalb der EU, sondern auch in den Herkunftsländern der Rohstoffe erforderlich und auch bereits auf den Weg gebracht worden. Derartige Anstrengungen sind nur dann erfolgreich, wenn die gesamte Lieferkette international einbezogen wird.“

Zum Hintergrund

Mineralölbestandteile (MOSH/MOAH) kommen überall in der Umwelt vor und können in Lebensmittel gelangen. Neben dem Haupteintrag aus mineralölhaltigen Druckfarben in Recyclingkartonen ist eine umweltbedingte „Grundbelastung“ – z.B. durch Verbrennungsprozesse – gegeben (u.a. Abgase von Motoren, Emissionen aus Anlagen und dgl.). Auch während des Transports und der Lagerung sowohl der Rohwaren als auch der daraus hergestellten Lebensmittel auf Handelsebene und zu Hause beim Verbraucher können Mineralölbestandteile in Lebensmittel gelangen.

Wegen der Komplexität bedarf es der gemeinsamen Anstrengung aller an der Lebensmittelkette Beteiligten – und dies international, da viele Einflussfaktoren außerhalb Deutschlands liegen (z.B. Lagerung und Transport von Importrohstoffen). Die Lebensmittel- und Süßwarenindustrie kann die komplexe und schwierige Thematik allein nicht lösen, sondern alle national wie international an der Lebensmittelkette Beteiligten – vom Anbausektor über den Rohstoffhandel, das Transportwesen, die Lebensmittel- und Verpackungsindustrie, den Lebensmittelhandel, die Druckfarbenindustrie sowie die Zeitungsverlage bis hin zu den Verbrauchern – müssen mitwirken.

*) Umweltbundesamt

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Quelle: BDSI