3-MCPD-, 2-MCPD- Glycidyl-Fettsäureester in Lebensmitteln: EFSA und BfR sehen Gesundheitsrisiko vor allem für jüngere Bevölkerungsgruppen

Umfassende Bewertung auf Basis aktueller Daten aus 23 EU-Mitgliedstaaten vorgelegt.

Seit dem erstmaligen Nachweis von 3-MCPD-Fettsäureestern in raffinierten Pflanzenfetten 2007 hatte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) immer wieder, zuletzt im Jahre 2012, gesundheitliche Risiken durch diese prozessbedingte Kontaminanten in Lebensmitteln bewertet. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) sieht in ihrer aktuell vorgelegten Bewertung Gesundheitsrisiken durch 3-MCPD-, 2-MCPD-, und Glycidyl- Fettsäureestern in Lebensmitteln vor allem für jüngere Bevölkerungsgruppen 1 . In dem Gutachten, das das EFSA-Gremium für Kontaminanten in der Lebensmittelkette (CONTAM) auch unter Beteiligung von Experten des BfR erstellt hat, wurden aktuelle Daten zum Vorkommen von Fettsäureestern in Lebensmitteln aus insgesamt 23 europäischen Mitgliedstaaten (erhoben zwischen 2009 und 2015) berücksichtigt. Die meisten Daten zu Gehalten an 2- MCPD, 3-MCPD deren Fettsäureestern, sowie Glycidyl-Fettsäureestern in Säuglingsmilchnahrung stammten aus Deutschland (EFSA 2016).

3-Monochlorpropandiol (3-MCPD), 2-Monochlorpropandiol (2-MCPD) und deren Fettsäureester sowie Glycidyl-Fettsäureester sind prozessbedingte Kontaminanten in Lebensmitteln. Sie entstehen vor allem während der Raffination von pflanzlichen Ölen und Speisefetten. Die höchsten Gehalte an diesen Verbindungen wurden in raffinierten Palmölen und -fetten gefunden, gefolgt von anderen raffinierten pflanzlichen Ölen und Fetten. Auch sämtliche Lebensmittel, die auf Basis von raffinierten pflanzlichen Speiseölen und -fetten hergestellt werden (u. a. Margarine, Backwaren, Säuglingsmilchnahrung), können belastet sein. Die Verbindungen weisen ein gesundheitsschädigendes Potential auf und sind daher in Lebensmitteln unerwünscht.

Für 3-MCPD wurde basierend auf tierexperimentellen Daten ein neuer TDI-Wert (‚Tolerable Daily Intake’) von 0,8 Mikrogramm je Kilogramm (μg/kg) Körpergewicht und Tag abgeleitet. Die aus den Daten zum Vorkommen von 3-MCPD und deren Fettsäureestern in verschiedenen Lebensmitteln abgeschätzte Exposition überschritt vor allem bei Kindern und Jugendlichen den ableiteten TDI-Wert deutlich. Für Glycidyl-Fettsäureester verwendete die EFSA den MoE-Ansatz (‚Margin of Exposure’). Dabei sieht die EFSA erhöhte Gesundheitsrisiken vor allem für jüngere Verbrauchergruppen, darunter insbesondere für nicht-gestillte Säuglinge, die ausschließlich mit industriell gefertigter Säuglingsmilchnahrung ernährt werden. Im Folgenden wird der wissenschaftliche Sachstand der von der EFSA veröffentlichten Risikobewertung für 2-MCPD-, 3-MCPD- und Glycidyl-Fettsäureester in Lebensmitteln im Detail erläutert.

1 Expositionsabschätzung der EFSA

Das zuständige wissenschaftliche Gremium der EFSA (EFSA-Gremium für Kontaminanten in der Lebensmittelkette, CONTAM) hat mögliche Risiken für die menschliche Gesundheit durch 2- und 3-MCPD und deren Fettsäureester, sowie Glycidyl-Fettsäureester in Lebensmitteln bewertet. Dabei wurden insgesamt 7.175 Analysedaten zum Vorkommen dieser Prozesskontaminanten in Lebensmitteln aus insgesamt 23 europäischen Mitgliedstaaten (erhoben zwischen 2009 und 2015) erfasst und für verschiedene Bevölkerungsgruppen eine Expositionsabschätzung durchgeführt. Die Gehaltsdaten wurden sowohl von zuständigen nationalen Lebensmittelüberwachungsbehörden der EU-Mitgliedstaaten als auch von der europäischen Lebensmittelindustrie übermittelt. Die meisten Daten zu Gehalten an 2-MCPD, 3-MCPD deren Fettsäureestern, sowie Glycidyl-Fettsäureestern in Säuglingsmilchnahrung stammten aus Deutschland (insgesamt 210 Messdaten aus 70 Proben Säuglingsmilchnahrung).

Die durchgeführte Expositionsabschätzung zeigte, dass Säuglinge, Kleinkinder sowie Kinder am höchsten gegenüber diesen Prozesskontaminanten exponiert sind. Ähnlich wie das BfR in seinen früheren Bewertungen, kommt die EFSA zu dem Schluss, dass nicht-gestillte Säuglinge besonders stark gegenüber 3-MCPD- und Glycidyl-Fettsäureester exponiert sind.

Dies ist darauf zurückzuführen, dass die raffinierten Speisefette vielfach die Fettbasis für industriell hergestellte Säuglingsmilchnahrung bilden und Kinder in diesem Alter einen besonders hohen körpergewichtsbezogenen Fettbedarf haben. Für die Bevölkerungsgruppen im Alter ab 3 Jahre und älter tragen nach der Expositionsabschätzung der EFSA die Lebensmittelgruppen „Margarine“ und „Back- und Konditoreiwaren“ am meisten zur Gesamtexposition gegenüber 2-MCPD-, 3-MCPD- und Glycidyl-Fettsäureestern bei.

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Quelle: BfR