Minimierung von Mineralölbestandteilen in Lebensmitteln

Forschungsprojekt zur Identifizierung von Eintragswegen und Minimierungsmaßnahmen (Kurzfassung)

Prof. Dr. Reinhard Matissek, Anna Dingel, Julia Schnapka, Lebensmittelchemisches Institut (LCI) des Bundesverbandes der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI), Köln In den letzten Jahren wurden in verschiedensten Lebensmitteln Spuren von Mineralölbestandteilen gefunden: Im Wesentlichen gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH – Mineral Oil Satura- ted Hydrocarbons) und zu einem geringeren Anteil aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH – Mineral Oil Aromatic Hydrocarbons).

Der Haupteintrag erfolgt aus Recycling-Kartonage, -Wellpappen und Jutesäcken sowohl in Rohstoffe als auch in Lebensmittel. Hersteller haben zwar viele Produktverpackungen optimiert und so die Migration von Mineralölbestandteilen reduziert. Notwendig ist aber die gemeinsame internationale Anstrengung aller an der Lebensmittelkette Beteiligten, um Mineralölbestandteile in Lebensmitteln zu minimieren. Ein aktuelles Forschungsprojekt des Lebensmittelchemischen Instituts (LCI) des Bundesverbandes der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) hat maßgeblich dazu beigetragen, neue Erkenntnisse zu gewinnen.

Mögliche Eintragswege in Lebensmittel

Mineralölbestandteile sind in unserer Umwelt allgegenwärtig, daher ist eine umweltbedingte „Grundbelastung“ von Lebensmittelrohstoffen gegeben. Einer der Haupteintragswege aber sind Kartons, Pappen und Wellpappen aus Recycling-Fasern. Sie können wegen des darin verarbeiteten Altpapiers Mineralölbestandteile aus Farben enthalten, die für den Zeitungsdruck verwendet werden. Diese dünsten aus der Kartonage aus und gehen so in Rohstoffe und Lebensmittel über. Das kann auch aus Jute- und Sisalsäcken erfolgen, in denen sowohl viele Rohstoffe als auch Lebensmittel transportiert und gelagert werden. Weitere mögliche Eintragsquellen können Schmiermittel bei Ernte- und Verarbeitungsmaschinen, mineralölhaltige Mittel zur Behandlung des Ernteguts oder bestimmte in der Lebensmittelverarbeitung zugelassene Zusatz- und Hilfsstoffe sein.

Gesundheitliche Bewertung

MOSH und MOAH werden leicht vom Körper resorbiert. MOSH mit einer Kettenlänge von 16 bis circa 35 Kohlenstoffatomen reichern sich im mensch- lichen Fettgewebe und in verschiedenen Organen an. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sollte der Übergang von MOSH soweit wie technisch möglich minimiert werden. Bei der MOAH-Fraktion ist laut BfR nicht auszuschließen, dass hier auch krebserregende Verbindungen vorkommen können. Daher sollte kein nachweisbarer Übergang von MOAH auf Lebensmittel stattfinden. Bislang liegen keine toxikologischen Studien über die Effekte aufgenommener Mineralölbestandteile auf den Menschen vor.

Möglichkeiten der Minimierung

Eine der effektivsten Maßnahmen wäre die Umstellung auf mineralölfreie Farben beim Zeitungsdruck, um den Eintrag von Mineralölbestandteilen in den Papier-Recycling-Kreislauf zu unterbinden. Laut Umweltbundesamt (UBA) werden über diesen Weg allein EU-weit jährlich mehr als 60.000 t Mineralöl in den europäischen Altpapierkreislauf eingetragen. Bei Transport und Lagerung von Rohstoffen und Lebensmitteln sollten nur Kartonagen, Jute- und Sisalsäcke eingesetzt werden, die keine MOSH/MOAH enthalten. Die Lebensmittelwirtschaft arbeitet seit Jahren daran, den Eintrag von MOSH/MOAH in den Bereichen zu minimieren, wo sie direkt Einfluss nehmen kann. Dies erfolgt z. B. durch Einsatz von Frischfaserverpackungen, mineralölfreien Druckfarben oder Verwendung geeigneter Barrieren. Weil hierzulande in den vergangenen Jahren viel getan wurde und auch aktuell noch viel getan wird, schneiden deutsche Produkte im internationalen Vergleich vergleichsweise gut ab. Letztendlich kann die Lebensmittelwirtschaft aber das Problem nicht allein lösen, sondern ist die gemeinsame internationale Anstrengung aller an der Prozesskette Beteiligten erforderlich.

Langfassung: WDP_04_2016

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Moderne Ernährung heute 4/2016
wissenschaftlicher pressedienst – herausgeber: prof. dr. r. matissek
lebensmittelchemisches institut der deutschen süsswarenindustrie, köln

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Quelle: lci moderne ernährung heute