Schweiz: Anhörung zu „Aktionsplan Pflanzenschutzmittel“ gestartet

Der Entwurf des Aktionsplans sieht vor, den Einsatz von Pestiziden zu mindern und die Nebenwirkungen ausserhalb der behandelten Parzellen zu begrenzen. Damit sollen die Risiken von Pflanzenschutzmitteln um 50 Prozent reduziert werden.

Der Aktionsplan Pflanzenschutzmittel definiere langfristige Ziele zum Schutz der menschlichen Gesundheit, der Umwelt und der landwirtschaftlichen Kulturen, schreibt das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) in einer Medienmitteilung.

So wurden für die nächsten 10 Jahre „ehrgeizige und messbare“ Ziele festgelegt. In der Vernehmlassungs-Unterlage beschreibt das BLW 50 Massnahmen, mit denen die Ziele erreicht werden sollen.

Unter anderem ist vorgesehen, alternative Schutzmethoden zu fördern. Ein Beispiel dafür ist die mechanische Unkraut-Bekämpfung. Wenn auf Pestizide nicht verzichtet werden kann, sollen beim Ausbringen Techniken angewendet werden, die Emissionen ausserhalb des betroffenen Feldes reduzieren.

Um bekannte Risiken gezielt zu mindern, werden spezifische Massnahmen vorgeschlagen. Dies betrifft unter anderem den Gewässerschutz, wo neue Anwendungs-Vorschriften eingeführt werden sollen.

Die interessierten Kreise können bis zum 28. Oktober 2016 ihre Stellungnahme zum Entwurf des Aktionsplans eingeben.

Erste Reaktionen

Die forschende Schweizer Pflanzenschutz-Industrie wolle die Vorlage kritisch analysieren und ihr Wissen und Know-How einbringen, heisst es in einer Mitteilung von Scienceindustries. Man unterstütze grundsätzlich den risikobasierten Ansatz sowie die Ziele und Massnahmen, die auf wissenschaftlichen Kriterien basierten. Eine umfassende Abwägung von Nutzen und Kosten der Massnahmen sei dabei zentral, so Scienceindustries weiter.

Für Bio Suisse ist der Aktionsplan ein überfälliger Schritt. Der Verband bezweifelt aber, dass sich die Probleme längerfristig mit kleinen Schritten lösen lassen und bezeichnet den Plan als mutlos. Bio Suisse fordert deshalb eine Strategie zum Paradigmen-Wechsel und einen mittelfristigen Ausstieg aus der „Chemie-Landwirtschaft“. Verlangt wird eine stärkere Förderung von pestizidarmen und –freien Produktionsarten und mehr Input für die Bio-Forschung, -Beratung und –Züchtung.

Der Schweizer Bauernverband (SBV) unterstützt den Aktionsplan des Bundes. Der Plan biete die Gelegenheit, die Diskussion wieder zu versachlichen. Eine Reduktion der Risiken sei wichtig und richtig, so der SBV. Ziel müsse es sein, negative Umwelt-Einflüsse zu minimieren. Als zentral erachtet der SBV unter anderem, dass der Schutz von Kulturen als Ziel anerkannt wird, die Massnahmen wissenschaftlich fundiert sind und Landwirtschaft, Handel und Verarbeiter in Ausarbeitung und Umsetzung einbezogen werden. Der Bauernverband will den Aktionsplan in den nächsten Wochen vertieft prüfen und Stellung beziehen.

Die Agrarallianz begrüssten den Aktionsplan ebenfalls. Bei Pestiziden Fortschritte zu machen, müsse Teil der Leistungen der Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft sein, heisst es in einer Mitteilung. Dabei müssten die bestehenden Reglemente von Bio Suisse und IP-Suisse eine Schlüsselrolle einnehmen.

Quelle: lid