Wissenschaftler der Universität Göttingen fordern mehrstufige Kennzeichnung von Lebensmitteln

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Binäres Tierwohllabel: Entweder entspricht das gekennzeichnete Produkt den Anforderungen oder es erfüllt sie nicht.

Label und Gütezeichen auf Lebensmitteln sind ein wichtiges Informationsinstrument für Verbraucher: Sie geben beispielsweise Auskunft darüber, ob ein Artikel biologisch hergestellt wurde oder ob bei der Produktion Belange des Tierschutzes beachtet wurden.

Allerdings sind die meisten Gütesiegel zurzeit binär – entweder besitzt das gekennzeichnete Produkt eine bestimmte Eigenschaft oder nicht.

Wissenschaftler der Universität Göttingen haben nun in einer Studie die Marktchancen eines mehrstufigen Labels für Lebensmittel getestet. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Journal of Cleaner Production erschienen.

„Ein Produkt ist selten tierfreundlich hergestellt oder nicht, in der Regel gibt es eine breite Grauzone“, erläutert die Erstautorin der Studie, Dr. Ramona Weinrich vom Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung der Universität Göttingen. „Ein mehrstufiges Label könnte helfen, diese Abstufungen für Verbraucher sichtbar zu machen.“

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Mehrstufiges Tierwohllabel mit einer Klassifizierung von vier von insgesamt fünf möglichen Sternen für bestimmte Anforderungen.

Während es bei der Klassifizierung von Hotels oder dem Energieverbrauch von Elektrogeräten schon lange mehrstufige Kennzeichnungen gibt, wurde dies für den Bereich der Lebensmittel bislang noch nicht getestet. Die Wissenschaftler entwickelten für ihre Studie ein fiktives Tierwohllabel – ein binäres und ein mehrstufiges. Den Teilnehmern wurde entweder das einstufige oder das mehrstufige Label per Zufallsprinzip vorgelegt.

„Unsere repräsentative Befragung von rund 1.500 Verbrauchern in ganz Deutschland hat gezeigt, dass ein mehrstufiges Labelsystem für Tierwohl im Vergleich zu einem binären System deutlich höhere Marktanteile ermöglichen würde“, so Dr. Weinrich.

„Bei einem mehrstufigen Labelsystem würden also deutlich mehr tierfreundliche Produkte gekauft als bei einem einstufigen.“ Da die Bundesregierung derzeit ein staatliches deutsches Tierschutzlabel plant, sind die Ergebnisse der Studie nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für die Politik interessant. „Ein staatliches Tierschutzlabel könnte beispielsweise dreistufig angelegt werden“, schlägt Ko-Autor Prof. Dr. Achim Spiller vor: „Produkte könnten einen Stern erhalten für mehr Platz und Tierwohl in den üblichen Ställen, zwei Sterne für deutlich mehr Tierschutz und drei Sterne für Auslaufhaltung.“

Originalveröffentlichung: Ramona Weinrich, Achim Spiller. Developing food labelling strategies. Journal of Cleaner Production 2016. Doi: 10.1016/j.jclepro.2016.07.156.

Weitere Informationen

Kontaktadresse:
Dr. Ramona Weinrich
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Agrarwissenschaften
Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung
Platz der Göttinger Sieben 5, 37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-19534
ramona.weinrich@agr.uni-goettingen.de

Quelle: Thomas Richter Öffentlichkeitsarbeit
Georg-August-Universität Göttingen

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