Aktiv von Anfang an: erstmals Handlungsempfehlungen zur Bewegung im ersten Lebensjahr

Bewegung fördert nicht nur die motorische Entwicklung eines Säuglings, sie ist ebenfalls vorteilhaft für dessen kognitive, emotionale und psychosoziale Entwicklung. Das Netzwerk Gesund ins Leben empfiehlt deshalb, körperliche Aktivität bereits im ersten Lebensjahr eines Kindes zu fördern – am besten indem der natürliche Bewegungsdrang von Säuglingen nicht eingeschränkt wird. Die gerade aktualisierten bundesweit einheitlichen „Handlungsempfehlungen zur Ernährung und Bewegung von Säuglingen und stillenden Frauen“ zeigen Fachkräften in der Elternberatung, wie Bewegung im Familienalltag früh zur Gewohnheit werden kann.

Die positiven Auswirkungen von Bewegung auf die physische und psychische Gesundheit sind unumstritten. Neben der Förderung der motorischen Entwicklung und der Verbesserung der motorischen sowie kognitiven Leistungsfähigkeit geht körperliche Aktivität auch mit einer Steigerung des Selbstwertgefühls und der Sozialkompetenz einher. Auf diese Weise kann durch Bewegung kardiovaskulären Erkrankungen und metabolischen Risikofaktoren sowie Unfällen vorgebeugt werden.

Aus entwicklungsphysiologischer Perspektive ist Bewegung im Kindesalter ein wesentlicher Bestandteil für ein gesundes Aufwachsen. Säuglinge bewegen sich gerne und aus eigenem Antrieb. Auf diese Weise entdecken sie sich und ihre Umwelt und begünstigen ihre motorische Entwicklung. Eltern können sie darin unterstützen, indem sie das Bewegungsbedürfnis erkennen und fördern (z.B. bei Routinehandlungen im Alltag wie Wickeln und Baden) sowie Gelegenheiten für körperliche Aktivität drinnen und draußen schaffen. Dazu gehören in den Wachphasen des Kindes die Bauchlage sowie weitere Aktivitäten wie Strampeln, Robben, Rollen, Rutschen oder Krabbeln.

Das unmittelbare Umfeld sollte dabei sicher und bewegungsanregend gestaltet werden. Ein Nutzen von z.B. Babyschwimmkursen als spezifische Bewegungskurse zusätzlich zu einem aktiven Lebensstil ist nicht belegt – jedoch auch nicht von Nachteil. Entscheidend ist, die Freude an der Bewegung zu erhalten und dem Säugling ein selbstständiges, freies Ausprobieren zu ermöglichen. So kann er die Bewegungsfähigkeiten und -fertigkeiten im eigenen Tempo entfalten. Hier gibt es keine Meilensteine, denn besonders in diesem Alter ist die interindividuelle Variabilität der motorischen Entwicklung hoch.

Um Inaktivität in den Wachphasen des Kindes zu begrenzen, sollten Autositze, Kinderwagen, Hochstühle etc. nur für ihren ursprünglichen Zweck genutzt werden. Zudem sollen Säuglinge nicht vor Bildschirmmedien gesetzt werden. Sie fördern nicht nur die Inaktivität, Bildschirmmedien überfordern die Kinder im ersten Lebensjahr. Studien verdeutlichen die negativen Auswirkungen einer (zunehmenden) Exposition gegenüber Bildschirmmedien auf die kognitive, motorische und soziale Entwicklung von Kindern.

Zudem sollen Eltern einen ausgewogenen Wach-Schlaf-Rhythmus ihres Kindes beachten und durch Rituale unterstützen. Ausreichende Schlaf- und Ruhephasen fördern die Informationsverarbeitung beim Säugling und begünstigen dadurch dessen Gedächtnisleistung, den Lernprozess und damit die Gehirnentwicklung des Kindes. Ein angemessenes Verhältnis von Aktivität und Ruhe ist somit entscheidend für eine gesunde Entwicklung des Säuglings.

Das Thema ‚Bewegung im Säuglingsalter‘ ist Bestandteil der aktualisierten Handlungsempfehlungen zur Ernährung und Bewegung von Säuglingen und stillenden Frauen des Netzwerks Gesund ins Leben.

Expertenkonsens als Basis für Handlungsempfehlungen

Die erstmals 2010 erschienenen Empfehlungen zur Ernährung im ersten Lebensjahr und in der Stillzeit wurden anhand der derzeitigen wissenschaftlichen Datenlage im Rahmen eines Revisionsprozesses überarbeitet. Dafür wurden die Empfehlungen aller relevanten nationalen und internationalen Fachgesellschaften und Institutionen zu Ernährung, Gesundheit, Nahrungsmittelallergien und Bewegung von Schwangeren, Stillenden und Kindern im ersten Lebensjahr recherchiert und geprüft.

Ergänzend wurden Metaanalysen, systematische Übersichtsarbeiten, Leitlinien sowie weitere einschlägige Fachpublikationen miteinbezogen. Es wurde kein Anspruch auf eine systematische Recherche erhoben. Die vom wissenschaftlichen Beirat des Netzwerks Gesund ins Leben im Konsens formulierten Handlungsempfehlungen entsprechen dem Evidenzniveau einer Expertenempfehlung. Die Handlungsempfehlungen werden von den Berufsverbänden der Frauenärzte, Hebammen und der Kinder- und Jugendärzte sowie den Deutschen Gesellschaften für Gynäkologie und Geburtshilfe und für Kinder- und Jugendmedizin unterstützt. Diese interdisziplinäre Verständigung auf bundesweit einheitliche Handlungsempfehlungen im Bereich Ernährung und Bewegung ist europaweit einzigartig.

  • Die aktualisierten Handlungsempfehlungen sind hier erhältlich.
  • Bestellung als Sonderdruck gegen eine Versandkostenpauschale von 3 Euro

Über Gesund ins Leben

Gesund ins Leben ist ein Netzwerk von Institutionen, Fachgesellschaften und Verbänden, die sich mit jungen Familien befassen. Das Ziel ist, Eltern einheitliche Botschaften zur Ernährung und Bewegung zu vermitteln, damit sie und ihre Kinder gesund leben und aufwachsen. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft fördert Gesund ins Leben als Teil des Nationalen Aktionsplans IN FORM: http://www.gesund-ins-leben.de

Über IN FORM

IN FORM ist Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung. Sie wurde 2008 vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) initiiert und ist seitdem bundesweit mit Projektpartnern in allen Lebensbereichen aktiv. Ziel ist, das Ernährungs- und Bewegungsverhalten der Menschen dauerhaft zu verbessern: http://www.in-form.de

Pressekontakt:
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Geschäftsstelle: Netzwerk Gesund ins Leben
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Tel.: 0228 8499-169
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Quelle: Dr. Katharina Reiss Pressestelle
Gesund ins Leben – Netzwerk Junge Familie