Eigenständig essen lernen – ein Abenteuer für die ganze Familie

Essen ist viel mehr als nur gesunde Ernährung und Sattwerden. Essen ist sinnlich, bereitet Genuss und Lebensfreude. Gemeinsames Essen stärkt den Familienzusammenhalt und unterstützt die Essentwicklung Ihres Kindes. Positive Erlebnisse am Familientisch prägen bei den Kindern das zukünftige Essverhalten.

Nutzen Sie als Eltern die Umstellung auf das gemeinsame Essen um die Grundlage für gute Essgewohnheiten und erste Erfahrungen am Tisch zu legen. Ihr Vorbild zählt mehr als Worte. Daher ist es wichtig als Elternteil ein gutes Vorbild zu sein.

Gemeinsam entspannt essen

Um mit der Familie das gemeinsame Essen genießen zu können und den Kleinsten die Möglichkeit zu geben selbstständiges Essen zu erlernen, gibt es einige Tricks, um gute Voraussetzungen zu schaffen. Eine feste Sitzordnung und ein altersgerechter Stuhl geben ihrem Kind Sicherheit und Vertrauen. Abwischbare Oberflächen, ein Latz und die passende Sitzhöhe des Kinderstuhls entspannen die Eltern bei den ersten Essversuchen.

Auch die Kleinsten schätzen schon schön angerichtetes Essen, ein bisschen Tischdekoration und eine ruhige und angenehme Essatmosphäre. Streitereien, Diskussionen und Kritik am Essen sollten nicht am Tisch ausgetragen werden. Das gemeinsame Essen sollte ein positives Erlebnis für jedes Familienmitglied darstellen. Solche Erlebnisse am Tisch werden als schöne und angenehme Erinnerungen gespeichert und prägen das jetzige und zukünftige Essverhalten Ihres Kleinkindes.

Regeln am Tisch

Jede Familie hat ihre eigenen Regeln, Rituale und Tischmanieren. Sie sind wichtig und geben Ihrem Kind Orientierung und Halt. Werden die Regeln von jedem Familienmitglied eingehalten, empfindet Ihr Kind diese als selbstverständlich und lernt sich daran zu halten. Möglichst feste Essenszeiten strukturieren den Tag und fördern gemeinsames Essen. Werden die Mahlzeiten und Zwischenmahlzeiten am Tisch verzehrt, fällt die Konzentration auf das Essen und die Einschätzung von Hunger und Sättigung leichter. Abgelenkte Kinder haben kaum ein Gefühl hierfür. Meiden Sie daher Ablenkung am Tisch. Auch Fernsehen, lautes Radio, Zeitungen und Spielzeug stören nur beim Essen.

Essen mit allen Sinnen

Sobald Ihr Kind anfängt eigenständig zu essen, wird es vieles mit den Händen greifen, daran lecken und saugen. Nicht alles findet seinen Weg in den Mund und der Anfang gestaltet sich oft anstrengend. Mit Geduld, Lob und viel Verständnis machen sie Ihrem Kind Mut, es immer wieder zu probieren und das selbstständige Essen zu erlernen. Greifen Sie nur ein, wenn ihr Kind zu matschen beginnt und mit den Nahrungsmitteln mehr spielt als sie zu essen. Ein Löffel und eine stumpfe Gabel mit dickem Griff erleichtern ihrem Kind die ersten Essversuche.

Damit das Essen für die Kleinen Spaß und neugierig auf neue Lebensmittel macht, können Obst und Gemüse – am Anfang weich gedünstet, später auch bissfester – in verschiedensten Formen und Farben aufgetischt werden. So erlebt Ihr Kind die Vielfalt der Nahrungsmittel mit allen Sinnen. Abwechslung und Spaß für Groß und Klein bringt Fingerfood. Obstspieße und Gemüsesticks mit Kräuterquark oder kleine Wraps bieten sich besonders an. Das lieben auch größere Kleinkinder, die schon gut mit Besteck essen können.

Essmenge und -zeit

Selbstständig essen ist für kleine Esser aufregend. Beginnen Sie damit, Ihrem Kind zunächst eine kleine Portion auf den Teller zu geben. Wer Hunger hat bekommt noch ein zweite Portion So kann es besser mitentscheiden, was und wie viel es essen möchte. Nach und nach lernt es seinen Hunger besser einzuschätzen. Lassen sie es ruhig auch selbst schöpfen. Jeder in der Familie sollte die Essmenge selbst bestimmen dürfen.

Ermuntern Sie Ihr Kind, von allem eine Kleinigkeit zu probieren, zwingen Sie es jedoch zu nichts. Hat Ihr Kind keinen Hunger, muss es nichts essen. Möchte es nur einen Teil der angebotenen Speisen oder nur bestimmte Nahrungsmittel, akzeptieren Sie dies.

Extrawürste sollte es jedoch nicht geben. Eine kleine oder ausgelassene Mahlzeit ist nicht schlimm – trotzdem gibt es keine Kekse oder ähnliches. Zwischendurch. Selbst Essen braucht seine Zeit – nehmen Sie sich die mit Ihrem Kind und lassen Sie Ihr Kind in seiner eigenen Essgeschwindigkeit essen. Setzten Sie aber einen klaren Anfang und ein klares Ende. Länger als 20 – 30 Minuten kann sich Ihr Kind noch nicht auf eine Mahlzeit konzentrieren.

Gemeinschaftliches Essen mit der Familie

Am Tisch sollen sich alle Familienmitglieder wohlfühlen – hier ist Zeit füreinander. Es wird vom Tag erzählt, aber auch das Essen geteilt. In dieser geborgenen Atmosphäre, lernt Ihr Kind ganz von selbst die Wertvorstellungen und Verhaltensweisen seiner Eltern kennen und übernimmt diese nach und nach an.

Nehmen Sie sich die Zeit so oft wie möglich gemeinsam mit Ihrem Kind zu essen Unterstützen Sie es so viel wie nötig, aber nehmen Sie ihm nichts unnötig ab. Loben Sie ihr Kind für das was bereits gut klappt – das macht stolz und ermutigt zum selbst ständigen Essen.

Autorin: Sigrid Fellmeth, Pia Scheufele

Quelle:
LEL Schwäbisch Gmünd, Infodienst Landwirtschaft – Ernährung – Ländlicher Raum
http://www.ernaehrung-bw.info