Konsumklima: Brexit und Terrorgefahr drücken auf die Stimmung

Ergebnisse der GfK-Konsumklimastudie für Deutschland für September 2016

Die Stimmung der Verbraucher in Deutschland hat sich im September insgesamt leicht abgeschwächt. Der Gesamtindikator Konsumklima prognostiziert für Oktober 10,0 Punkte nach 10,2 Zählern im September. Sowohl die Konjunktur- und Einkommenserwartung als auch die Anschaffungsneigung müssen Einbußen hinnehmen.

Offenbar sehen die Bundesbürger die deutsche Wirtschaft in den nächsten Monaten auf einem schwächeren Wachstumskurs. Dies signalisiert der dritte Rückgang der Konjunkturerwartung in Folge. Auch die Einkommenserwartung und die Anschaffungsneigung verlieren in diesem Monat, behaupten aber ihr überaus hohes Niveau.

Konjunkturaussichten: dritter Rückgang in Folge

Die Konsumenten sehen die weitere konjunkturelle Entwicklung in Deutschland für die nächsten Monate offenbar etwas verhaltener. Nach einem Minus von 1,8 Zählern im September sinkt der Indikator auf 6,8 Punkte. Dies ist bereits der dritte Rückgang in Folge. Trotz der Verluste bleibt die Konjunkturerwartung klar über der Nulllinie, das heißt über ihrem langjährigen Durchschnittswert von 0 Punkten.

Offenbar zeigt die Brexit-Entscheidung vom Juni inzwischen Wirkung. In den drei Monaten seit dem Referendum ging die Konjunkturerwartung kontinuierlich zurück. So hat bereits die Ankündigung, dass Großbritannien aus der EU austreten wird, die Verunsicherung ansteigen lassen. Dies hat unter anderem auch dazu geführt, dass das ifo-Geschäftsklima im Juli und August ebenfalls gesunken ist.

Folglich wurden auch die bisher vorliegenden Prognosen für den Zuwachs des Bruttoinlandsproduktes in Europa zuletzt etwas zurückgenommen. So sieht die Deutsche Bundesbank in ihrem Konjunkturausblick auch für Deutschland in diesem und im kommenden Jahr ein leicht schwächeres Wachstum als noch vor einigen Monaten.

Zudem sind die Verbraucher sicherlich auch durch die nach den Anschlägen in Bayern bewusster wahrgenommene Terrorgefahr stärker beunruhigt. Eine solche allgemeine Verunsicherung schlägt sich häufig in sinkenden Werten bei der Konjunkturerwartung nieder.

Einkommenserwartung: Auf und Ab setzt sich fort

Das regelmäßige Auf und Ab der Einkommenserwartung findet auch im September seine Fortsetzung. Nach den Zuwächsen im Vormonat büßt der Indikator aktuell 5,7 Punkte ein. Damit werden jedoch die spürbaren Zuwächse von 8,6 Punkten im August nur zu einem Teil wieder zunichte gemacht. Der Einkommensindikator behauptet sich mit 52,6 Zählern oberhalb der 50-Punkte-Marke.

Hinsichtlich ihrer künftigen finanziellen Situation sind und bleiben die Verbraucher somit überaus optimistisch. Und das nicht zu unrecht. Eine sehr stabile Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt mit noch zunehmender Beschäftigung sorgt dafür, dass auch die tariflichen Einkommen spürbar steigen. Und vor dem Hintergrund einer sehr niedrigen Inflation verbleibt den Beschäftigten auch real mehr in den Geldbeuteln.

Da von der guten Lohnentwicklung auch die gesetzlichen Renten profitieren, sehen die Ruheständler ebenfalls optimistisch in die Zukunft, wenn es um ihre finanzielle Lage geht.

Anschaffungsneigung: im Gleichschritt mit der Einkommenserwartung

Im Sog der Einkommenserwartung ist auch die Anschaffungsneigung in diesem Monat leicht zurückgegangen. Der Indikator sinkt um 4 Punkte auf 53,3 Zähler. Doch auch hier gilt ähnliches wie beim Einkommensindikator: Die Konsumlust weist weiter ein überaus hohes Niveau auf und behauptet sich über der Marke von 50 Punkten.

Auch hier kann man nicht von einer Trendwende sprechen. Die Kauflust bleibt weiter ungebrochen. Solange der Arbeitsmarkt rund läuft und die Arbeitnehmer demnach keine Sorge um ihren Arbeitsplatz haben müssen, dürften die Signale für den Konsum weiter auf grün stehen. Zumal auch der Gegenpol des Konsums, das Sparen, angesichts anhaltend niedriger Zinsen auch künftig einen schweren Stand haben dürfte. Die Europäische Zentralbank signalisiert derzeit klar und deutlich, dass die Zinsen auch in den kommenden Monaten im Keller verharren werden. Dazu trägt auch das zuletzt sogar noch ausgeweitete Anleihekaufprogramm der EZB bei.

Konsumklima trotz leichter Verluste stabil

Für Oktober 2016 prognostiziert der Gesamtindikator 10,0 Punkte nach 10,2 Zählern im September. Dennoch kann man sicherlich von einem stabilen Konsumklima auf gutem Niveau sprechen.

Der aktuelle Rückgang zeigt aber auch, dass die Konsumstimmung nicht völlig immun ist gegenüber einer zunehmenden Verunsicherung, die auch die Konsumenten zu erfassen scheint. Diese Verunsicherung wird in erster Linie durch die bewusster wahrgenommene Terrorgefahr in Deutschland sowie durch die Entscheidung der britischen Bevölkerung genährt, die für einen Ausstieg aus der Europäischen Union gestimmt hat. Welche Folgen dies für die europäische und insbesondere deutsche Wirtschaft haben wird, ist noch völlig unklar.

Dennoch bestätigt GfK die Prognose für 2016, wonach ein Anstieg der realen privaten Konsumausgaben von etwa 2 Prozent erreichbar und realistisch erscheint. Somit bleibt der Konsum eine wichtige Säule der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland.

Zur Studie

Die Ergebnisse sind ein Auszug aus der Studie „GfK-Konsumklima MAXX“ und basieren auf monatlich rund 2.000 Verbraucherinterviews, die im Auftrag der EU-Kommission durchgeführt werden. In diesem Report werden die Indikatoren grafisch aufbereitet, prognostiziert und ausführlich kommentiert. Darüber hinaus finden sich darin auch Informationen über die Ausgabevorhaben der Verbraucher für 20 Bereiche der Gebrauchsgüter-, Verbrauchsgüter- und Dienstleistungsmärkte. Die GfK-Konsumklimastudie wird seit 1980 durchgeführt.

Das Konsumklima bezieht explizit auf die gesamten privaten Konsumausgaben. Der Einzelhandel macht jedoch – je nach Abgrenzung – lediglich etwa 30 Prozent der privaten Konsumausgaben aus. Der Rest sind Dienstleistungen, Reisen, Miete, Gesundheitsdienstleistungen sowie der gesamte Wellness-Bereich.

GfK prognostizierte für das Jahr 2015 einen Anstieg des privaten Konsums von mindestens 1,5 Prozent. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stieg der private Konsum im Jahr 2015 real um 1,9 Prozent. Auch hierbei geht es nicht um die Einzelhandelsumsätze, sondern um die gesamten Konsumausgaben der Verbraucher.

Die Anschaffungsneigung ist – wie alle anderen Indikatoren auch – ein Stimmungsindikator. Sie fragt, ob die Verbraucher es derzeit für ratsam halten, größere Anschaffungen zu tätigen. Selbst wenn sie dies mit „Ja“ beantworten, müssen noch zwei weitere Voraussetzungen für einen Kauf vorhanden sein: Der Verbraucher muss das nötige Geld für eine solche größere Anschaffung besitzen und auch eine Notwendigkeit für diese Anschaffung sehen. Zudem handelt es sich hier tatsächlich ausschließlich um langlebige Gebrauchsgüter, die auch ein größeres Budget erfordern.

Die Ergebnisse der Stimmungsbefragung stammen aus monatlich durchgeführten persönlichen Interviews bei etwa 2.000 Personen, die repräsentativ für die Bevölkerung in Deutschland sind. Dieses Befragungsinstrument unterliegt ständigen Qualitätskontrollen, vor allem auch im Hinblick auf seine Repräsentativität. Die ausgesprochen hohe Qualität dieser Erhebung zeigt sich auch daran, dass sie für Umfragen im Bereich der empirischen Rechtsforschung (z.B. Verwechslungsgefahr von Produkten) verwendet und anerkannt ist. Das heißt, die Ergebnisse haben Gutachterqualität und müssen jeweils vor Gericht standhalten.

Weitere Informationen:
Rolf Bürkl, Tel. +49 911 395-3056 und unter http://consumer-climate.gfk.com/login/

Über GfK

GfK steht für zuverlässige und relevante Markt- und Verbraucherinformationen. Durch sie hilft das Marktforschungsunternehmen seinen Kunden, die richtigen Entscheidungen zu treffen. GfK verfügt über langjährige Erfahrung im Erheben und Auswerten von Daten. Rund 13.000 Experten vereinen globales Wissen mit Analysen lokaler Märkte in mehr als 100 Ländern. Mithilfe innovativer Technologien und wissenschaftlicher Verfahren macht GfK aus großen Datenmengen intelligente Informationen. Dadurch gelingt es den Kunden von GfK, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und das Leben der Verbraucher zu bereichern.

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Quelle: GfK