Pyrrolizidinalkaloide: Gehalte in Lebensmitteln sollen nach wie vor so weit wie möglich gesenkt werden

Stellungnahme Nr. 030/2016 des BfR vom 28. September 2016

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) befasst sich seit mehreren Jahren mit der Problematik der Verunreinigung von Lebensmitteln durch 1,2-ungesättigte Pyrrolizidinalkaloide (PA). PA sind sekundäre Inhaltsstoffe, die von Pflanzen gebildet werden, um Fraßfeinde abzuwehren. In Lebensmitteln sind sie unerwünscht, da sie die Leber schädigen und im Tierversuch erbgutverändernde und krebsauslösende Wirkungen zeigten. Die vorliegende Gesamtbewertung berücksichtigt Daten zur Toxikologie von PA, Verzehrsdaten zu den unterschiedlichen Lebensmitteln sowie aktuelle Gehaltsdaten für Milch, Eier, Fleisch, Früchtetee, Honig, Kräutertee, schwarzen Tee und grünen Tee sowie Gewürze, Mehle und Nahrungsergänzungsmittel als relevante Lebensmittelgruppen.

Mit PA verunreinigte Kräutertees, einschließlich Rooibostee, sowie schwarzer und grüner Tee und Honig sind die Hauptquellen, über die Verbraucherinnen und Verbraucher PA aufnehmen können. Die in diesen Lebensmitteln enthaltenen PA-Mengen können sowohl für Kinder als auch für Erwachsene bei längerer (chronischer) Aufnahme gesundheitlich bedenklich sein. Ein akutes Gesundheitsrisiko besteht hier jedoch nicht.

Fütterungsstudien zeigen, dass PA aus PA-haltigem Tierfutter nur in geringem Umfang in Milch und Eier übergehen, in Fleisch wurden sie nicht nachgewiesen. Der Beitrag dieser Lebensmittel zur PA-Gesamtaufnahme ist folglich vernachlässigbar. Ebenso ist Früchtetee kaum mit PA-haltigen Pflanzen belastet, so dass auch Früchtetee keinen nennenswerten Einfluss auf die Gesamtaufnahme hat.

Eine weitere potenzielle Aufnahmequelle von PA sind bestimmte pflanzenbasierte Nahrungsergänzungsmittel. Erwachsene können über diese Produkte größere PA-Mengen aufnehmen. Aus Sicht des BfR können die über Nahrungsergänzungsmittel aufgenommenen Mengen bei Produkten mit hohen PA-Gehalten die durchschnittliche Aufnahmemenge an PA über Lebensmitteln deutlich überschreiten. Deshalb kann sogar eine kurzfristige Einnahme, insbesondere aber eine längere Einnahme derartiger Produkte zu einem Gesundheitsrisiko werden.

Gewürze, Kräuter und Mehle sind teilweise mit PA verunreinigt und stellen damit möglicherweise eine weitere relevante zusätzliche Aufnahmequelle dar. Es fehlen allerdings noch Daten, um dies differenziert bewerten zu können. Auch Salatmischungen und Blattgemüse können mit PA-haltigen Pflanzenbestandteilen verunreinigt sein.

Das BfR empfiehlt Maßnahmen, mit denen die PA-Kontamination von Lebensmitteln verringert werden kann: u.a. sollten Bemühungen fortgesetzt werden, durch Verbesserung von Anbau-, Ernte- und Reinigungsmethoden die PA-Gehalte in Lebensmitteln weiter zu senken. Dies betrifft vor allem Kräutertees, schwarzen Tee und grünen Tee sowie bestimmte Nahrungsergänzungsmittel.

Die PA-Gesamtaufnahme von Verbraucherinnen und Verbrauchern sollte so niedrig wie möglich sein, um Vielverzehrer von Lebensmitteln mit potentiell höheren PA-Gehalten und insbesondere Kinder vor einem erhöhten Gesundheitsrisiko zu schützen. Salatmischungen und Blattgemüse sollten kontinuierlich von Lebensmittelunternehmern und Handel sowie der Lebensmittel-Überwachung mit geeigneten Methoden untersucht werden. Fragen und Antworten zu PA in Lebensmitteln finden sich auf der BfR-Website.

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Quelle: BfR