Ananas wachsen im Wald: Ergebnisse des Jugendreports Natur

Die Frage, wo die Sonne aufgeht, können zwei Drittel der Sechst- und Neuntklässler nicht richtig beantworten. Und in welchem Monat der längste Tag ist, wissen kaum mehr als zehn Prozent der Schüler. Das sind zwei Ergebnisse des 7. Jugendreports Natur. Dafür wurden insgesamt 1.253 Jugendliche an elf Schulen in den Räumen Köln, Ruhrgebiet und Südwestfalen befragt. 51 Prozent lebten in der Stadt.

Ziel des Reports, der seit 1997 vorgelegt wird, ist es u. a. herauszufinden, wie sich die Technisierung des Alltags auf das Verhältnis der Jugendlichen zur Natur auswirkt und ob Natur für sie überhaupt noch eine Rolle spielt. Die Ergebnisse sind teilweise besser als erwartet, teilweise aber auch erschreckend.

So ist Wald für die befragten Jugendlichen nach wie vor wichtig. 40 Prozent (2006: 44 %) von ihnen gaben an, im Sommer mindestens einmal in der Woche im Wald zu sein. Dabei wird Wald allerdings eher als Lebensraum wahrgenommen, weniger als Rohstofflieferant. 89 Prozent halten es für wichtig, Bäume zu pflanzen, offensichtlich jedoch nicht, damit diese von späteren Generationen genutzt werden. Denn dem Fällen von Bäumen stehen Jugendliche kritisch gegenüber. 51 Prozent sind dagegen, im Wald überhaupt Bäume zu fällen.

Für nützlich halten es 92 Prozent der Jugendlichen, den Wald zu pflegen und sauber zu halten. Die Botschaft „Natur Natur sein zu lassen“, also Waldgebiete sich selbst zu überlassen, scheint bei den Jugendlichen nur unzureichend anzukommen, so die Autoren der Studie.

Auch die Früchte des Waldes werden den Jugendlichen immer fremder. Nur 12 Prozent der Befragten konnten drei bei uns im Wald vorkommende essbare Früchte korrekt benennen. 24 Prozent kannten keine einzige Waldfrucht. Unter den falschen Antworten kamen viele Früchte aus dem Supermarkt vor, auch Exoten wie Ananas oder Melonen. Das deutet darauf hin, dass viele Kinder und Jugendliche nicht mehr zwischen einheimischen und importierten Früchten unterscheiden können.

Bei den Kenntnissen zur Landwirtschaft sieht es ähnlich aus. 20 Prozent der Befragten kannten keine einzige Getreideart, die bei uns wächst. Und die Frage, wie viele Eier ein Huhn am Tag legt, konnten zwei Fünftel der Befragten nicht beantworten. Die falschen Antworten reichten von zwei bis zu zehn am Tag.

Der Jugendreport hält eine Fülle weiterer Details und Befunde bereit, die es noch auszuwerten gilt. Die Ergebnisse fließen u. a. ein in die Ausbildung von Lehrkräften am Institut für Biologiedidaktik der Universität Köln. Dort steht vor allem das praxisorientierte Lernen im Vordergrund. Die Studierenden können im Rahmen von Projekttagen eigene Unterrichtsprojekte entwickeln und in der Praxis erproben.

Quelle: Renate Kessen, www.aid.de