Psychische Erkrankungen: Erhöht Alkohol in der Frühpubertät das Risiko?

Wer bereits in der frühen Pubertät Alkohol trinkt, hat häufiger seelische Beschwerden. Dazu zählen zum Beispiel Verhaltensauffälligkeiten wie Aggression, aber auch ein körperliches Unwohlsein ohne eine organische Ursache. Betroffene Teenager haben einen gewissen Leidensdruck und sind im späteren Leben anfälliger für psychische Erkrankungen wie Depression, Angst- und Zwangsstörungen. Das lassen die Ergebnisse einer spanischen Studie vermuten.

An der Untersuchung nahmen knapp 3.700 Studenten der Complutense Universität in Madrid teil. Jeder Proband hatte in seinem Leben bereits Alkohol getrunken, ohne dass ein Missbrauch vorlag. In Fragebögen machten die Teilnehmer anonym Angaben, ab welchem Lebensalter, wie häufig und wie viel Alkohol sie konsumierten. Auch psychologisch relevante Symptome wurden protokolliert.

Offenbar fördert ein früher Start des Alkoholkonsums im Alter von 11 bis 13 Jahren psychische Beschwerden. Das Risiko war deutlich höher als bei Teenagern, die mit frühestens 16 Jahren das erste Mal Alkohol getrunken hatten. Am häufigsten klagten die Heranwachsenden über körperliches Unwohlsein ohne organischen Befund wie Muskelschmerzen, Atemwegs- und Magen-Darm-Beschwerden. Auch Feindseligkeit, Aggression und gewalttätiges Verhalten gegenüber sich selbst und anderen waren verbreitet.

Zwischen den Geschlechtern gab es deutliche Unterschiede: Im Allgemeinen waren Mädchen anfälliger für die negativen Folgen eines frühen Alkoholkonsums. Zudem zeigten sie eher Anzeichen von Depression und Ängsten, während männliche Teenager zu nach außen gerichteten Verhaltensweisen wie Impulsivität und Aggressivität neigten.

Nach Ansicht der Wissenschaftler sei es vor allem in der Frühpubertät wichtig, dem Alkoholkonsum und Rauschtrinken entgegen zu wirken. Offenbar stehen der Alkoholkonsum in dieser sensiblen Phase und spätere psychologische Störungen in einem Zusammenhang, schreiben die Autoren im Fachjournal Psicothema. Es ist allerdings nicht abschließend geklärt, ob der Alkohol diese Beschwerden hervorruft oder ob Menschen mit bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen zum Trinken neigen.

Quelle: Heike Kreutz, www.aid.de