Wie man Forschungswissen in die Praxis bringt: BÖLN-Fachgespräch zur Agrarkommunikation

Wie sieht ein zeitgemäßer Wissenstransfer in der Landwirtschaft aus? Was brauchen Landwirte, um neue Erkenntnisse aus der Forschung für ihren Betrieb nutzen zu können? Antworten auf diese und weitere Fragen rund um die Verbesserung der Kommunikation zwischen Forschung, Beratung und Praxis wurden auf einem Fachgespräch „Erfolgsstrategien in der Agrarkommunikation“ in der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) in Bonn erörtert. Ausrichter war das Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN).

„Die Vermittlung von Forschungswissen in die landwirtschaftliche Praxis darf keine Einbahnstraße sein“, fasste Dr. Hanns-Christoph Eiden, Präsident der BLE, die Anforderungen an eine zeitgemäße Wissenskommunikation im Agrarbereich zusammen. „Wissenstransfer muss auf Augenhöhe stattfinden. Denn nur so kann die Forschung auch von den umfassenden Erfahrungen der Praktiker profitieren“, betonte er.

Dr. Farina Herrmann vom Bund für Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) hob hervor, dass dieser Anspruch bereits erfolgreich im Wissenstransfer-Projekt des BÖLW umgesetzt wird. Zentraler Bestandteil des Projektes seien jährlich über 250 Informationsveranstaltungen zur ökologischen und nachhaltigen Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung. Die Veranstaltungen würden bewusst in unterschiedlichen Formaten wie Exkursionen, Messegesprächen oder Maschinenvorführungen angeboten und auch methodisch ständig weiter entwickelt. Damit habe man bisher pro Jahr etwa 9.000 Landwirte erreicht.

„Ein Erfolgsrezept des Projektes ist, dass der Wissenstausch in alle Richtungen geht. Einerseits erhalten die Praktiker praxisreife Forschungsergebnisse. Darüber hinaus werden von den Landwirten gezielt praxisrelevante Themen für die Forschung gesammelt und aufbereitet“, sagte Herrmann.

Viola Weiler von der BLE stellte mit den Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) einen Ansatz zum Transfer vielversprechender Forschungsergebnisse in die Praxis vor. Praxisbetriebe können dabei Zuschüsse erhalten, wenn sie neue Ansätze aus der Forschung auf ihrem Betrieb erproben. Die MuD haben in der Regel eine längere Laufzeit als Forschungsprojekte. „Das erleichtert die Optimierung eines neuen Ansatzes und verbessert die Chancen für die dauerhafte Umsetzung und Verbreitung in der Praxis“, sagte Weiler.

Mit der Europäischen Innovationspartnerschaft „Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit“ (EIP-Agri) wurde auch auf europäischer Ebene ein Programm zur Agrarkommunikation installiert, das Bettina Rocha von der BLE vorstellte. Eine Besonderheit des EIP sei die gezielte Etablierung sogenannter operationeller Gruppen, die sich aus Landwirten, Beratern, Wissenschaftlern und Unternehmen zusammensetzen können. Rocha: „Operationelle Gruppen können sich zusammenschließen und auf Ebene der Bundesländer Fördermittel zur Lösung eines konkreten Problems in der Praxis beantragen. Anschließend erarbeiten alle Mitglieder der Gruppe eine gemeinsame Lösung.“ Bisher wurden 69 Projektanträge bewilligt, weitere 47 befinden sich in der Antragsphase.

Weitere Informationen:

Die aid-Fachzeitschrift B&B Agrar stellt in Ausgabe 5-2016 Projekte der Europäischen Innovationspartnerschaft vor.

Quelle: Jürgen Beckhoff, www.aid.de