Herausforderungen in der Kommunikation von Lebensmittelrisiken

Vortrag von Professorin Julie Barnett, University of Bath, Großbritannien.

Das Thema Risiko ist in den letzten 20 Jahren allgegenwärtig geworden. Hochkarätige Risikothemen haben sowohl die Aufmerksamkeit der Politiker als auch der Öffentlichkeit geweckt, auch wenn sich Richtung und Ausmaß dieser Aufmerksamkeit oftmals deutlich unterscheiden, wie sich am Beispiel von Salmonellen in Eiern, BSE (Bovine Spongiform Encephalopathy) und GM (genetisch modifizierten) Lebensmitteln zeigt.

Außerdem haben öffentliche Institutionen, die versuchen, Risiken zu kommunizieren, und jene, die diese Informationen empfangen und interpretieren, gewisse Prädispositionen. Es ist jedoch wichtig, die Öffentlichkeit nicht einfach als irrational abzustempeln, sondern anzuerkennen, dass diejenigen, die über Risiken informieren, sich der Effektivität der Bereitstellung von Informationen nicht ausreichend bewusst sind.

Man muss sich die gesamte Bandbreite der Herausforderungen für das Informieren über Risiken bewusst machen. Hierbei geht es nicht darum, dass die Leute sich der Sichtweise von Experten anschließen. Zuhören ist bereits ein wichtiger Teil des Informierens über Risiken und Interventionen zur Verbesserung der Risikoeinschätzung müssen zusammen mit den Interessengruppen entwickelt werden.

Vor diesem Hintergrund untersuchte das FoodRisC Projekt die Zunahme der sozialen Medien und den potenziellen Wert, den die von den Benutzern generierten Inhalte den Kommunikatoren von Risiken bieten, um die Bedeutung des schwankenden Medieninteresses zu verstehen. Das Projekt untersuchte insbesondere die sogenannten „Technologien des Zuhörens“: Chorus-Software für Datenerfassung und visuelle Analysen. Diese Software konzentrierte sich auf Twitter und die Entwicklung von Tweet-Inhalten auf Basis von bereitgestellten Informationen bis zur Interpretation in unterschiedlichen Phasen der Gefahrenfolge und der Art und Weise, mit der Tweet-Inhalte auf die Erkennung von und Reaktion auf Ungewissheit abgestimmt wurden.

Dass es notwendig ist, dass Kommunikatoren von Risiken anerkennen, welche Fragen die Leute haben und wie sie die Risikoinformationen nutzen, steht im Mittelpunkt der zweiten Technologie des Zuhörens: Vizzata. Vizzata ist eine evidenzbasierte Online-Plattform, die eine neue Art der qualitativen Forschung bietet. Die Nutzung von Vizzata bietet eine zuverlässige Möglichkeit, auf die Ansichten der Konsumenten zuzugreifen, Reaktionen auf neue Themen zu entdecken und zu bewerten und kommuniziertes Material über eine benutzerfreundliche Schnittstelle zu testen und individuell anzupassen.

Der Nutzen von Vizzata wurde in einer Reihe von empirischen Studien dargestellt, und die Bewertungen der Anwender waren durchgehend positiv. Der Pferdefleischskandal war für Vizzata eine Gelegenheit, innerhalb weniger Tage nach den ersten Informationen eingesetzt zu werden und die Sensibilität der Öffentlichkeit auf eine Weise zu charakterisieren, die bei späteren Bewertungen eindeutig validiert wurde.

Im Bereich der Risikokommunikation in einem sozialen Kontext ist die Kommunikation in erster Linie darauf ausgerichtet, die Besorgnis der Öffentlichkeit zu verringern und sie zu beruhigen. Es gibt auch Interventionen, die auf größere Aufmerksamkeit abzielen, um das veränderte gesundheitsbezogene Verhalten zu unterstützen. D

ie der Plattform myPlace zugrunde liegende Philosophie erkennt die Bedeutung einer persönlichen Beziehung an und versucht, den Wert einer persönlichen Beziehung über eine Online-Plattform zu erweitern und verbessern, die auch wichtige Techniken für Verhaltungsänderungen bietet. Über diese Plattform tritt der Ernährungsberater über eine App auf dem Handy mit seinem Patienten in Kontakt, um die Ernährungspraktiken zu unterstützen.

Bibliographie

  1. Barnett J, et al. (2014). myPace: An integrative health platform for supporting weight loss and maintenance behaviors (Eine integrative Gesundheitsplattform zur Unterstützung von Verhaltensweisen, die eine Gewichtsabnahme und das Halten des Gewichts unterstützen). IEEE Journal of Biomedical and Health Informatics 19(1):109-116.
  2. Barnett J, et al. (2016). Consumers‘ confidence, reflections and response strategies following the horsemeat incident (Vertrauen, Reflektionen und Reaktionsstrategien der Konsumenten auf den Pferdefleischskandal). Food Control 59:721-730.
  3. Gaspar R, et al. (2014). Tweeting during food crises: A psychosocial analysis of threat coping expressions in Spain, during the 2011 European EHEC outbreak (Tweeten bei Lebensmittelkrisen: Eine psychosoziale Analyse des Umgangs mit Bedrohungen in Spanien während der EHEC-Krise in Europa im Jahr 2011). International Journal of Human-Computer Studies 72(2):239-254.

Quelle: FOOD TODAY 11/2016

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