Klimawandel und Konsumenten fordern Agrar- und Nahrungsmittelindustrie heraus

Der Klimawandel und veränderte Konsumgewohnheiten stellen die Agrar- und Nahrungsmittelindustrie vor große Herausforderungen. Innovative Technologien leisten wichtigen Beitrag zur Sicherung der Versorgung. PwC-Analyse entwirft vier Szenarien für die Zukunft der Branche.

Die Agrar- und Nahrungsmittelbranche bekommt die Auswirkungen von Klimawandel und Ressourcenknappheit deutlich zu spüren. Extreme Wetterereignisse zerstören Ernten rund um den Globus. Gleichzeitig wächst die Weltbevölkerung rasant. Die Menschen passen ihre Essgewohnheiten dem fleisch- und milchlastigen Ernährungsstil der westlichen Länder an.

Nachhaltig produzierte Bio-Lebensmittel werden überall auf der Welt verstärkt nachgefragt. Um die Nahrungsmittelversorgung der Weltbevölkerung sicherzustellen, kommt es mehr denn je auf neue Technologien an. Zu diesen Ergebnissen gelangt die Analyse „Futures of food provision“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC. Die Studie basiert auf Experteninterviews mit 20 Vertretern der europäischen Nahrungsmittelindustrie und entwirft vier Szenarien für die Versorgung der Zukunft.

„Die Agrar- und Nahrungsmittelindustrie trägt eine große Verantwortung. Um den steigenden Nahrungsmittelbedarf der Welt zu decken, muss sie neue Wege gehen. Einen wichtigen Beitrag leisten dabei neue Technologien“, so die Einschätzung von Reinhard Vocke, Partner, Leiter des Geschäftsbereichs Handel und Konsumgüter in DACH für PwC Strategy&.

Die Weltbevölkerung wächst um eine Million Menschen pro Woche. Wenn im Jahr 2050 rund 9,7 Milliarden Menschen auf der Erde leben, müssen 70 Prozent mehr Lebensmittel produziert werden als heute. Besonders die Nachfrage nach Fleisch, Eiern und Milchprodukten steigt rasant, da Menschen rund um den Globus die westlichen Essgewohnheiten übernehmen. So hat sich beispielsweise der Milchverbrauch in China zwischen 2009 und 2014 verdoppelt.

Verbraucher legen Wert auf Transparenz

„Gleichzeitig treiben die Verbraucher den Trend zu nachhaltigen Produkten voran. Konsumenten legen immer mehr Wert darauf zu wissen, woher ihr Essen stammt – und unter welchen Bedingungen es produziert, verkauft und konsumiert wird. Sie verlangen Transparenz und Rückverfolgbarkeit. Faktoren wie Glaubwürdigkeit, Verlässlichkeit und Vertrauen spielen deshalb in der Agrar- und Nahrungsmittelindustrie von morgen eine zentrale Rolle“, so Reinhard Vocke.

Der Klimawandel und die Rohstoffknappheit verschärfen die Situation. Trockenheit und extreme Wetterereignisse vernichten Ernten, steigende Wassertemperaturen bedrohen den Fischfang. Um den Lebensmittelbedarf in Zeiten des Klimawandels und der Ressourcenknappheit zu decken, spielen Innovationen eine zentrale Rolle.

„Mit technologischen Neuerungen bei Saatgut, Dünge- und Futtermitteln hat die Branche ihre Effizienz bereits spürbar erhöhen können. Smart Farming hilft den landwirtschaftlichen Betrieben dabei, ihre Prozesse bei Aussaat, Bewässerung, Düngen und Ernten auf der Basis von Daten zu optimieren. Die Kernfrage lautet, inwiefern innovative Technologien die Probleme, die durch Klimawandel und neue Konsumgewohnheiten entstehen, lösen können“, kommentiert Reinhard Vocke.

Die Analyse entwirft vier Szenarien für die Versorgung der Zukunft

Szenario 1: Genügend Lebensmittel für alle

In diesem Szenario setzt sich der westliche Ernährungsstil mit Fleisch, Milch und Süßgetränken weltweit durch. Bauern und Nahrungsmittelhersteller nutzen Technologien, um ihre Ernten zu verbessern und ihre Effizienz zu erhöhen. Die Branche ist dadurch in der Lage, in Massenproduktion genügend Lebensmittel für die wachsende Bevölkerung herzustellen. Die Preise für Lebensmittel sinken – zulasten der Qualität. Große Unternehmen dominieren den Markt.

Szenario 2: Der Trend zur Nachhaltigkeit setzt sich durch

Die Einkommen steigen, Konsumenten legen mehr Wert auf nachhaltig produzierte, gesunde Lebensmittel und sind bereit, dafür einen Aufpreis zu zahlen. Bio wird Mainstream. Um den großen Bedarf an nachhaltigem Essen zu decken, nutzt die Agrarindustrie neue Technologien wie Smart und Indoor Farming. Die Branche ist fragmentiert: Größere Unternehmen bestehen neben vielen kleineren Betrieben. Unternehmen sind dann erfolgreich, wenn sie transparent arbeiten.

Szenario 3: Die landwirtschaftliche Produktion ist zweigeteilt

Die Nachfrage nach gesunden, nachhaltig produzierten Bio-Lebensmitteln nimmt zu, besonders in der Gruppe der Millennials. Klimawandel und Ressourcenknappheit schreiten voran; aber auch mit innovativen Technologien lassen sich die negativen Auswirkungen nicht in den Griff bekommen. Wer es sich leisten kann, kauft nachhaltige Bio-Nahrungsmittel bei lokalen Händlern. Die restliche Bevölkerung ist auf Lebensmittel von geringerer Qualität angewiesen. Auch der Markt ist zweigeteilt: Viele lokale Nischenanbieter existieren neben großen Nahrungsmittelkonzernen.

Szenario 4: Renationalisierung der Branche

Der westliche Ernährungsstil setzt sich weltweit durch. Technologischer Fortschritt kann die Folgen des Klimawandels allerdings nicht abfedern. Die Nahrungsmittelversorgung unterliegt großen Schwankungen, die Qualität sinkt. Die Preise für nachhaltig produzierte Lebensmittel sind extrem hoch, die Nachfrage entsprechend gering. Die Landwirtschaft unterliegt dadurch wieder stärker staatlichen Einflüssen und Regulierungen, um die Versorgung der Bevölkerung mit bezahlbaren Lebensmitteln sicherzustellen.

Unternehmen benötigen schlüssige Strategie

„Keines dieser vier Szenarien wird in Reinform eintreffen. Vermutlich werden wir Kombinationen verschiedener Szenarien in Zukunft beobachten. Nahrungsmittelhersteller und Agrarunternehmen benötigen in jedem Fall eine kohärente Strategie, die ihre externe Marktposition und ihre internen Fähigkeiten zusammenbringt. Unternehmen müssen sich darüber klar werden, wie sie im Markt auftreten und wie sie sich vom Wettbewerb abheben wollen. In der Kommunikation mit Kunden und Verbrauchern stehen klare Botschaften und Transparenz zu Produkten und Wertschöpfungskette an erster Stelle“, empfiehlt Reinhard Vocke abschließend.

Zur Studie:

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Quelle: pwc